Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2022, Allgemein, DFB Pokal

Es geht um die Wurst

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(opa) Es sind harte Zeiten für Herthaner gerade. Nicht nur, dass gestern das Pokalderby im eigenen Stadion in die Hose ging, der Status als führender Fußballverein in Berlin ist bis auf weiteres auch abgegeben an die Köpenicker, bei denen zwar auch nicht alles rosig ist, aber die seit einiger Zeit mehr richtig als falsch machen, eine Einschätzung, bei der man bei Hertha derzeit wohl schon glücklich wäre. Das betrifft nicht nur sportliche Entscheidungen, mit einem Bruchteil des Budgets der alten Dame zum zweiten mal hintereinander auf internationalem Kurs zu sein, sondern auch abseits des Platzes.

Während man in Köpenick von Erfolgswelle zu Erfolgswelle zu schwappen scheint, setzt man im Friesenhaus weiter auf Methoden, die schon seit Jahren in die falsche Richtung gehen. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist der Tweet von gestern kurz vorm Derby, wo man sich mal wieder als der Club mit der vermeintlich besseren “Haltung” zeigen möchte, aber eigentlich mal wieder nur unter Beweis stellt, dass man das mit der ordentlichen Kommunikation nicht verstanden hat:

Nun mag irgendein hipper social media Experte irgendwo eine Statistik herauskramen, dass unter den Veganern noch viele Fans zu holen sind, aber angesichts immer mehr Fans, die sich mit Grausen abwenden oder in das innere Exil der Ignoranz flüchten, fragt man sich schon, was solche Mätzchen sollen. Wenn das die verbesserte Kommunikation ist, die Bobic unlängst versprochen hat, wünschen sich nicht wenige die Zeit davor zurück. Wo Fußball eben vielleicht nicht schöner war, aber man wenigstens mit solchem gratismutigen Haltungskram verschont wurde. Und wo man ab und an dem Stadtrivalen zeigte, wer die Nummer 1 in dieser Stadt ist.

Also alles Wurst? Mitnichten. Hertha kam anfangs nicht mit der Spielweise der Gäste zurecht, die die Schwächen der Hertha ausgeguckt hatten. Die Gäste pressten, womit Hertha seit Jahren schlecht umgehen kann und spielten obendrein den Ball hinter die Ketten, die seit Korkut an der Seitenlinie steht, sehr hoch stehen und uns anfällig für Gegenstöße machen und woran schon Covic und Labadia gescheitert sind. Aber Hauptsache, man “isst vielfältig”?

Dass die Mannschaft sich nach dem Sonntagsschuss der Gäste die Köpfe nicht hängen ließ, muss man auf der Habenseite verbuchen, die ansonsten aber mickrig bleibt. Dass der Schiri seinen Anteil daran hat, steht außer Frage, aber die Niederlage hat man sich selbst zuzuschreiben. Offensiv findet Hertha derzeit kaum statt, defensiv wackelt man gewaltig und im Mittelfeld agieren mit Ascacibar und Darida zwei lauffreudige Aufräumer, die aber vor allem deshalb so viel laufen müssen, weil weder Ballbehandlung noch Stellungsspiel sinnvoll erscheinen.

Und so zwangen die Gäste uns zu Fehlern wie dem Eigentor eines bisweilen wie ein übereifriger Schülersprecher auftretenden Innenverteidigers. “Wenn man teilweise verarscht wird” – dieses Interview wird ihm immer wieder auf die Füße fallen und ist ein Beweis für das lateinische Sprichwort, dass man besser geschwiegen hätte, weil man dann “Philosoph” geblieben wäre. Wobei die Aussage am Wurststand ja durchaus seine Berechtigung hat, wenn man statt des gewohnten phosphatierten Schlachtabfalls im Darm nun synthetisch aromatisiertes Erbspüree serviert bekommt, als stünde der Russe vor Berlin. Wohl bekomm’s.

Während Veganer ihre Mangelernährung jedoch z.B. durch Vitamin B12 Gabe substituieren können, stellt sich die Frage, wie das beim Herthafan gehen soll? Konvertieren kommt für die meisten genauso wenig in Frage wie ein Zweitverein. So leidet man also mehr oder weniger still und leise vor sich hin, erduldet den Spott, rechnet mit dem Schlimmsten und hofft doch das Beste, dass dieses Tal der Tränen bald durchschritten sein möge. Genug teures Personal ist ja da, an den Ausgaben kann es auch kaum liegen, dass man das Fleisch nicht vom Teller gezogen bekommt. Vielleicht liegt es ja wirklich an der Wurst?

Der Blick nach vorn macht auch nicht gerade zuversichtlich, als nächster Gegner steht ausgerechnet der Dauersieger BFC Dynamo, äh, der FC Bayern auf dem Programm. Ein Spiel, wo man kaum etwas zu verlieren hat. Danach wird es sicher bergauf gehen. Wobei es bergauf ja oft noch mühsamer ist als im freien Fall, in dem man sich seit Rückrundenbeginn zu befinden scheint und der schnurstracks in tiefere Gefilde führt, in denen man dann finanziell wie auch sportlich den Gürtel wird sehr, sehr eng schnallen müssen. Bei 14 % Fettanteil ist auch vegane Wurst kaum für die dafür erforderliche Diät geeignet.

Wo wir gerade bei Diät sind, die ja oft zu einem gewissen Teil aus Reduktion und Weglassen besteht, wollen wir angesichts der derzeitigen “Leistung” auch darauf verzichten, die TOP 5 zu wählen und uns stattdessen in Bewegung versetzen. Wenn wir jedes mal, wenn uns Hertha ärgert, einen Kilometer laufen gehen, wird uns das unter der Voraussetzung, dass der Weg nicht zur Wurstbude führt, allen besser tun als jedes an Kriegswirtschaft erinnernde Wurstsubstitut.

Es kommen bessere Zeiten. Ha Ho He, Euer Opa

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