Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2023, Allgemein, Länderspiel, Mitgliederversammlung

Fenster auf Kipp

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(opa) Um mal etwas frischen Wind reinzulassen, hier ein Zwischenopener nach der Länderspielpause, die sich irgendwie gar nicht nach Pause anfühlte. Bei Hertha war die Mitgliederversammlung, die mit einem Paukenschlag durch den Rücktritt von Brüggemann und Döhmer begann und dann doch harmonischer endete als die augenblickliche Gesamtsituation es erahnen lässt. Immerhin ist das die erste Mitgliederversammlung seit dem Abstieg, den skandalösen Umständen um die Lizenz und diversen anderen Aufregerthemen gewesen. Man lobt sich für die Richtung, die man eingeschlagen hat in Sachen finanzieller Konsolidierung, sagt aber nicht so laut, dass man immer noch mehr Geld ausgibt als man einnimmt und somit die Flamme des Geldverbrennens nur etwas kleiner ist.

Für die Verpflichtung allerlei Leute scheint allerdings Geld da zu sein. Während man die Geschäftsstelle verkleinert hat und teure Spieler losgeworden ist, hat man dafür auf Funktionärsebene einige Leute eingestellt, deren Qualität sich von außen nur bedingt beurteilen lässt. So richtig nachvollziehbar und rund wirkt es dennoch nicht, was da gerade im Friesenhaus stattfindet, zumal sich viele der Wahlkampfversprechen als Schall und Rauch erweisen.

Schall und Rauch gab es auch bei den Länderspielen. Neben einem erfolgreichen Debüt des neuen Bundestrainers, der allerlei altgediente Spieler reaktiviert hat, gab es dann gestern noch die schreckliche Nachricht aus Brüssel, wo ein mutmaßlich islamistischer Täter mehrere Menschen getötet und verletzt hat, die zum Fußballspiel Belgien-Schweden wollten. Es gibt Vorgänge, die die Diskussion um Fußball unwichtig werden lassen und ich nehme Fußball dieser Tage auch nur wie in Watte gepackt wahr. Zumal nicht wenige im großen Geschäft Fußball mitversündigen, indem sie Geld von Leuten nehmen, die Blut an den Händen haben. Mancini und Ronaldo aus und in Saudi-Arabien, genau wie Messi und alle, die aus Qatar Geld erhalten haben, einem der Hauptfinanziers der Hamas, deren Anführer in Qatar eine schicke Villa besitzen soll.

Alle, die Gelder aus dem Nahen Osten entgegennehmen, sorgen gemeinschaftlich dafür, dass jeden Tag diese einst so wunderbar einfache und beliebte Sportart Fußball für mich uninteressanter wird. Nach der üblichen Betroffenheitsheuchelei wird sich nämlich nichts ändern, wo eine Villa ist, ist eben auch immer ein Weg und ich denke ernsthaft darüber nach, mich alsbald neben den guten Wilson zu setzen und Enten zu füttern als den Mist weiter am Leben zu erhalten. Kalte Liebe, passend zur Jahreszeit.

Vielleicht bin ich auch einfach nur urlaubsreif, die nächste Reise ist bereits gebucht und vielleicht gelingt es mir demnächst am Strand der Normandie, etwas Luft in meine Gedanken zu lassen, wie ich von Zeit zu Zeit Luft in den Blog lasse(n muss), damit die eine oder andere festgefressene Diskussion sich löst. Von Freude ist das ganze Thema gerade weit entfernt. Die Welt um uns gerät in Brand und auch in dunklen Zeiten brauchen Menschen ein wärmendes Licht, aber muss das der Götze Fußball sein, der eine elitäre Brut von Funktionären und Spielern und allerlei Schmarotzern wie (Ex-)Spielerfrauen begünstigt?

Früher habe ich mal Spieler bewundert, die wie Manni Kalz Flanken schlagen konnten oder die sich wie Hans-Peter Briegel angstfrei mit den Stollen voran in den Gegner gestellt haben. Typen, bei denen man das Gefühl hatte, dass sie für ihren Sport die Extra-Meile gehen. Gut verdient wurde damals schon. Aber heute zählen League of Legend Status bei irgendwelchen Computerspielen und die schärfste Bitch als Spielerfrau, mit der man ungeniert das verschwenderische Leben mit Visagist und Privatjet in Szene setzt. Oder eben noch dümmeres Verhalten an den Tag legt, indem man sich z.B. nicht vom Terror distanziert.

Vielleicht brauche ich ja gar kein Fenster auf Kipp, vielleicht braucht es auch unser Blog nicht, vielleicht braucht es der Fußball? Heute Nacht um 2 Uhr MEZ wird das Spiel gegen Mexico übertragen. Spinnen die? Gewöhnen wir uns daran, wie wir uns an Fußball in Saudi Arabien gewöhnen? Oder ist das endlich der Wendepunkt?

HaHoHe, Euer Opa

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