Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2022, Allgemein, Transfers

Reden ist Silber…

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(opa) …Schweigen ist Gold. Diese alte Weisheit aus dem arabischen Raum, wo man schon in der Antike wusste, dass die schlimmste Stimme die eines Esels ist, passt auf den gestrigen Abgang des unzweifelhaft umtriebigen, aber ebenso umstrittenen Dampfplauderers Paul Keuter, dessen Aufgabe im Wesentlichen darin bestand, Hertha zu digitalisieren. Zu dieser Aufgabe kamen mangels Fortschritten bzw. Messbarkeit, aber wohl auch mangels Erfolg recht schnell weitere Aufgaben wie “Markenchef”, wo er seine ehemalige Entourage mit allerlei Aufträgen aus der Herthakasse bedachte. Ein “Crowdlending” für Nachwuchsförderung, welches bei näherem Hinsehen nichts weiter war als eine überteuerte Kreditvermittlung passte da ebenso gut ins Konzept wie die Kniefall Aktion, von der man die durchaus gespalten diskutierenden Zuschauer glauben lassen wollte, dies ginge auf den Willen der Mannschaft zurück, was sich in Wahrheit aber als ein von einer beauftragten Agentur gescriptetes PR Mätzchen entpuppte.

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass kolportiert wurde, dass er als ehemaliger Manager von Arne Friedrich in seiner Funktion als Mitglied der Geschäftsleitung dessen Vertrag mit Hertha verhandeln wollte. Wie er diesen Interessenkonflikt auflösen wollte, ist ebenso ein Geheimnis wie die Frage, was denn sein Wirken so für Hertha gebracht hat. Eine E-Sport-Abteilung wurde etabliert, regelmäßig Regenbogenfahnen gehisst und auch sonst relativ eindeutig Stellung bezogen bei allerlei Themen, die man je nach eigenem Standpunkt auch durchaus in die Kategorie “kalkulierter Gratismut” (statt von echter Überzeugung) einordnen könnte. Überzeugt ist Paul Keuter immer von sich gewesen und man kann ihm auch nicht vorwerfen, dass er sich nicht dem Dialog gestellt hätte. Es nutzte nur nichts, er wirkte weiter. Nun ist er weg und nicht wenige werden erleichtert aufatmen.

Es bleiben aber auch Fragezeichen, u.a. wie es mit Hertha in den von Keuter betreuten Aufgabenbereichen weitergeht. Oder wird unter dem vom neuen Präsidenten angestrebten Imagewandel alles auf den Kopf gestellt? Die hundert Tage sind demnächst vorbei und man darf gespannt sein, was den Mitgliedern und Fans als Ergebnis präsentiert wird. Etwas mehr Fannähe als bisher täte der Fanseele gut, nur ob alle Fans dem Verein immer gut tun? Hier warten spannende Aufgaben auf die Verantwortlichen und die Fußstapfen, die “Laberpaule” hinterlässt, mögen vielleicht groß, aber sicher nicht allzu tief sein.

Zwischenzeitlich hat auch ein neuer Spieler angedockt, Jean-Paul Boëtius flog mitsamt Berater im Privatjet aus dem Hessischen ein, wo es bekanntermaßen schwer sein soll, mit dem Linienflieger eine Verbindung zu finden. Der Spieler kennt den Trainer aus gemeinsamen Mainzer Tagen, wo er in der ersten gemeinsamen Saison 4 Tore und 8 Vorlagen beisteuerte. Bei Hertha muss er sich im offensiven Mittelfeld u.a. gegen einen als Co-Trainer auftretenden Boateng durchsetzen, der auf den letzten PK schon darüber witzelte. Man darf gespannt sein, sehr viel schlechter als jetzt kann es ja ohnehin nicht laufen und die nächsten Gegner sind auch nicht zwingend geeignet, etwas zur Entspannung der Krisenlage beizutragen. Druck ist also vom ersten Tag an auf dem Kessel.

Apropos Druck: Öffentlich wurde Boyata durch den Manager angezählt, fraglich, ob das den bisweilen sensibel wirkenden belgisch-kongolesischen Spieler zu Höchstleistungen oder zu einem Wechsel motivieren soll. Vermutlich letzteres, wobei sich die Frage stellt, was dann einen anderen Verein motivieren sollte, einen Spieler zu verpflichten, über den der Ex-Verein medial so herzieht. Wobei das im Zeitalter offen Lügen erzählender Manager ohnehin fraglich ist, wem man noch was glauben kann. Allofs hat offen Lügen für einen guten Zweck zugegeben, Bobic hat offen zugegeben, Falschinformationen gestreut zu haben, um Lecks zu finden und das sonst auch regelmäßig stattfindende Schmierentheater um vermeintliche Superstars, die sich zu neuen Vereinen streiken, ist eher geeignet, einen abstoßenden Moment auszulösen.

Bedenkt man zudem die Finanzlage einiger Vereine, die Haus und Hof verpfänden müssen oder das bereits verpfändete erneut umrubeln müssen, um irgendwie an den Stoff zu kommen, der neue Spielerverpflichtungen möglich macht, dann belegt das, dass der Patient Profifußball ziemlich krank sein dürfte. Wenn es selbst mittelmäßige Kicker wie Boëtius als normal empfinden, mit dem Privatjet einzufliegen, dann steigt bei mir nur die Lust, aus diesem Zirkus auszusteigen und mich zu anderen Aussteigern zwecks Entenfütterns auf die Parkbank zu setzen.

Nicht, dass man mich falsch versteht, ich neide niemandem seinen Privatjet und jeder kann mit seinem Geld machen, was er will, zumal der Flug von Frankfurt nach Berlin im Privatflieger für 4 Personen um die 7.000 € kosten dürfte und sicher ein schöneres Erlebnis ist, als Linie zu fliegen. Dennoch ist es neben anderen Vorgängen ein Beleg dafür, wie abgehoben einige sich selbst zu einer “Elite” zählende Menschen mittlerweile agieren. Im Fall von Fußballern scheinen nicht wenige vergessen zu haben, dass man ihnen nicht zujubelt, weil sie im Privatflieger unterwegs sind, sondern primär deshalb, weil sie dafür sorgen, dass man bestenfalls jubelt. Die Fallhöhe steigt, wenn man sich Bling-Bling-Mätzchen hingibt.

Hoffen wir also, dass unser Neuzugang am Samstag zwei Tore auflegt und eins schießt. Das sollte gegen den Tabellenletzten doch drin sein 😉 Und da Schweigen Gold ist, halte ich jetzt meinen Schnabel.

HaHoHe, Euer Opa

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