(opa) Mein Opener gestern schien mir doch etwas zu scharf geraten zu sein, daher wollte ich noch eine Nacht drüber schlafen, bevor ich ihn veröffentliche und nun überrollt uns die Dynamik, die von der Entschoedung von Herthas Geschäftsführung ausgeht, Pal Dardai zu entlassen und nun bis Saisonende durch Tayfun Korkut zu ersetzen. Uff, was für ein Move. Als ich vor knapp zwei Jahren unser Rettungsboot zusammenzimmerte, war Herthas Trainer noch Jürgen Klinsmann (der mit den Tagebüchern), mit Korkut erleben wir daher sogar ohne Berücksichtigung von Interimstrainern wie Arne Friedrich bereits den 5. Trainer unserer kurzen Bloggeschichte.

Dass man Dardai von seinen Verpflichtungen entbindet, ist sicher etwas, was nach den Auftritten der Mannschaft in den letzten Wochen zumindest rational begründbar ist. Dass man als Nachfolger aber jemanden wie Korkut als weniger schlimm ansieht, kann geeignet sein, diejenigen unter uns, die unserer alten Dame schon länger folgen, an Vorgänge zu erinnern, als ein gewisser Michael Skibbe als Cheftrainer präsentiert wurde und innerhalb weniger Wochen nicht nur die Mannschaft verlor. Zumindest war das meine erste Assoziation.

Meine zweite Assoziation war die Zusammenarbeit von Korkut mit dem heutigen Chefkaderplaner Dirk Dufner in deren gemeinsamer Zeit in Hannover, die nicht sonderlich glanzvoll endete. Korkut wurde im April 2015 gefeuert, erst Nachfolger Frontzeck sicherte den Klassenerhalt und auch Dufner bat nach der Kaderzusammenstellung für die Folgesaison um Vertragsauflösung und hatte bis zur Wiedereinstellung bei Hertha keinen “festen” Job, sondern agierte als Berater. Hier finden sich also zwei zusammen, die schon einmal Krise hatten und diese nicht gelöst bekamen.

Die dritte Parallele zwischen den handelnden Personen ist die, dass Bobic als Manager von Stuttgart den Trainer Korkut für die dortige U19 engagierte. Man kennt sich also. Bei der Frage, ob Hertha nun den Bobic mit der Performance aus seiner Frankfurter Zeit hat oder eher den aus dessen Stuttgarter Zeit, lichtet sich also langsam ein klein wenig Nebel mit beinahe erwartbarer Erkenntnis.

Und nun ist ausgerechnet der VfB noch unser nächster Gegner, wo seinerzeit Skibbe 0:5 untergegangen ist und wo ich seinerzeit erstmals seit langer Zeit mal wieder vorzeitig das Stadion verlies. Die Fallhöhe für Korkut ist also nicht sonderlich hoch, er kann beinahe nur positiv überraschen, weil wohl niemand einen Pfifferling auf ihn wettet. Er gilt zwar als gewiefter Taktiker, scheint aber Schwierigkeiten mit der Kaderführung, der Außendarstellung und vor allem der Krisenbewältigung zu haben. Wie man darauf kommt, jemanden mit diesen Skills als Fortschritt zu Dardai zu betrachten, bleibt ein Rätsel, welches Bobic auflösen muss.

Sollte Korkut nämlich scheitern dürften die Stimmen lauter werden, die Mr. 22 % Transferbalken und dessen teures Wirken hier kritisch hinterfragen. Hertha hat immerhin 5 Mio. € Ablöse gezahlt, Bobic soll ein fürstliches Gehalt beziehen und durfte sich hier einen Hofstaat aufbauen, den sich Hertha mit dem derzeitigen sportlichen Abschneiden nicht wird leisten können. Der Output der Ära Bobic ist bislang bescheiden, die Entscheidung, die Vereinsikone Dardai zu entlassen und ausgerechnet durch Korkut zu ersetzen, hat das Potential, sich als ein noch viel größeres Missverständnis zu entpuppen als es seinerzeit Covic war.

Die Zukunft gehört Berlin ist also eher als eine Art “Science Fiction” zu verstehen. Vermutlich ist eine Zukunft gemeint, die niemals zur Gegenwart wird und so sind wir Herthaner wie in “Und täglich grüßt das Murmeltier” vielleicht dazu verurteilt, immer wieder die selben Saisonverläufe zu erleben. Mit einem in der Nachspielzeit an der Eckfahne Mätzchen machenden Selke inclusive, denn der wurde nicht ausgetauscht und darf uns weiter in der Rolle des Schwalbi-Schlumpf als Promoter seiner sich um Intimhygiene sorgenden Gattin unterhalten. Eine herrliche Vorstellung, zumindest, wenn man auf eine Wurzelbehandlung ohne Narkose besteht.

HaHoHe, Euer Opa

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