Veröffentlicht am Kategorien 2022, Allgemein, Spieltag

Verkantete Fronten?

245 Kommentare lesen

(opa) Ich greife mal die Feststellung auf, die zuletzt gemacht wurde. Die aktuelle Situation scheint die Fans in zwei Lager zu spalten. Da sind einerseits diejenigen, die eine sehr positive Entwicklung in Sachen Spielkultur erkennen und an diesem Weg festhalten wollen und auf der anderen Seite sind die, die darauf hinweisen, dass man mit 8 Punkten aus 10 Ligaspielen am Ende ziemlich sicher absteigt, wenn man nicht langsam bessere Ergebnisse erzielt, getreu dem angelsächsischen Motto aus dem Golfsport “there are no pictures on the scorecards”. Am Ende dürften beide Recht haben.

Wobei die Diskussion im Kern ja nicht neu ist. Als man unter Trainer Dardai mit zum Teil unansehnlichstem Fußball internationale Plätze erreichte, sagten die Vertreter von “Team Spielkultur”, dass das nicht schön genug sei und man sportlich keine Weiterentwicklung sah. Dafür spielte man halt gegen Bilbao, Kopenhagen und Östersund und stieg in der TV Geld Tabelle weiter hoch. Letztlich bewegen wir uns mit der aktuellen Debatte immer noch im selben Deutungsspielraum. Bevor wieder einer “Hamsterrad” schreibt, weise ich darauf hin, dass zwischen den Polen genügend Raum sein sollte, der eine Diskussion angesichts des jeweiligen Entwicklungsstand möglich macht.

Aber Hertha polarisiert eben oft. Das ist ja auch bei anderen Themen so. Die einen fühlen sich im Olympiastadion daheim, genießen das imposante Bauwerk, wo man in aller Regel immer Tickets bekommt, die anderen wollen halt die Steil-nah-laut-totale-Wertschöpfungsarena mit Multimediamätzchen und e-Sport-Anschluss am Sitz. Oder denken wir an die letzte Präsidentenwahl, wo die einen Steffel als Retter ansahen, während man Bernstein für den sicheren Untergang des Abendlandes hielt. So etwas wie Konsens, Eintracht und “Verein”(t)sein scheint bei Hertha selten möglich und so zerren halt alle am gegenüberliegenden Seilende und wundern sich, weshalb es nicht vorangeht. Schuld sind bekanntermaßen immer die anderen.

Am Ende scheinen solche Debatten dann “verkantet”, was dann meistens auch für den eigenen Standpunkt gilt, ich will mich selbst da nicht ausnehmen und hab mir ja hier und im Vorgängerformat abendfüllende Saalschlachten geliefert. In der Realität bewegt hat sich wenig, denn unsere Debatten haben am Ende so gut wie keinen Impact auf die Entscheidungsträger, die zum Teil ja auch noch auf andere normative Kräfte des Faktischen zu achten haben als die Befindlichkeiten von Fans. Denn bei Hertha klemmen ja traditionell einige Dauerbrennerthemen wie die Finanzen, die sich auch gern mal verkanten und Handlungsspielräume arg einzugrenzen im Stande sind.

Am Ende wäre der Idealzustand wohl, mit schön anzusehendem Fußball, spürbarer Aufopferungsbereitschaft sportlich erfolgreicher zu sein als heute. Doch so lange wir nicht in einer idealen Welt leben, hat der Fußballgott vorgesehen, dass andere Vereine feiern dürfen. Wobei wir ja vor rund eineinhalb Jahrzehnten ja auch mal einen Höhenflug hatten und an der Meisterschaft riechen durften, bevor eben auch der interne Intrigantenstadl dafür gesorgt hat, dass von “mit vereinten Kräften” keine Rede sein konnte und die einen Festspiele durch die anderen abgelöst wurden. Wie hier es bei Isnogud? Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen. Und weshalb sollte es bei Hertha anders sein.

Die Steigerungsform “Feind, Todfeind, Parteifreund” kann man eben auch “Feind, Todfeind, Vereinskamerad” aufzählen und würde dabei nicht weniger die Tatsachen treffen. Aber das macht eine lebendige Debatte eben aus, dass sie sich auch einmal verkanten darf. Und am Ende wirft Klinsmann hin. HaHoHe, Euer Opa 🙂

245 Comments
neueste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments