Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2021, Allgemein, Länderspiel

Alte Besen kehren besser?

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(opa) Mit einem Unentschieden gegen Ungarn duselt sich das Deutsche Team ins Achtelfinale und ganz Fußballdeutschland diskutiert, wie man dieses Ergebnis nun bewerten soll. Da ist einerseits die These, dass es keine Kleinen mehr gäbe, andererseits beißt sich das mit dem Selbstverständnis des mit rund 7 Mio. Mitgliedern größten Fußballverbands der Welt, der immerhin auf 84 Mio. Bundestrainer zurückgreifen kann, die wohl alle gestern anders aufgestellt und haushoch gewonnen hätten. Aber in der Jobbeschreibung des echten Bundestrainers steht ja nicht, dass er das rückwirkend betrachten soll, sondern dass er im Vorfeld ein Team und eine Taktik bestimmen muss.

In diesem Punkt unterscheidet sich der Job auch nicht von allen anderen Jobs, in denen man Entscheidungen treffen muss. Bei Hertha hat man gestern entschieden, einen wohlklingenden Namen für eine mutmaßlich letzte Saison zu verpflichten. Der aus dem eigenen Nachwuchs entsprungene Kevin Prince Boateng kehrt an die Spree zurück. Es wird kolportiert, dass er für dieses Engagement zwischen 1,5 und 2 Mio. € erhält. Die Frage, ob das nun ein günstiger 8er mit internationaler Erfahrung ist oder nun ein verletzungsanfälliger Alt-Profi, der lang über den Berg ist, wird er wohl auf dem Platz beantworten müssen.

Stirnrunzeln hat diese Entscheidung aber durchaus ausgelöst. Immerhin hat Fredi Bobic unzählige Leute bei Hertha eingestellt, darunter im Scouting. Für so einen Namen wie Boateng braucht man aber kein Scouting. Ist Boateng also “nur” ein Übergang, damit das neue Scouting seine Arbeit aufnehmen kann? Oder müssten die nicht auf Knopfdruck ihrer verknüpften Datenbanken wissen, wen man auf dem Schirm haben müsste? Und so werden die ersten 30 Tage der Amtszeit von Bobic mit weiteren Fragezeichen versehen sein. Die Entscheidung, mit Dardai und Friedrich weiterzumachen, wurde ja auch nicht von allen Fans positiv aufgenommen.

Andererseits fehlte bis zum Andocken von Ex-Weltmeister Sami Khedira ein “Leitwolf” für die wirklich junge Berliner Truppe. Guendouzi, Cunha, Dilrosun, Lukebakio, Dilrosun und Torunarigha sind alle nicht älter als 23, Netz, Dardai und Ngankam sind sogar noch in der U21 spielberechtigt. Tousart, Mittelstädt, Alderete und “Steh’ auf Arschloch”-Ascacibar sind auch noch keine 25. Und die “Alten” im Kader scheinen kein Alphatier im Rudel gewesen zu sein. Insofern spricht schon einiges für die Verpflichtung eines Leitwolfs wie Boateng, der nach seinem damaligen Abgang das Team von Ex-Trainer Favre als “Haufen von Ja-Sagern” bezeichnete.

Vielleicht ist es wie im Nationalteam mit Thomas Müller (wenngleich der ungleich besser im Saft stehen dürfte). Als der gestern zur Einwechslung bereitstand, schaffte das Team den rettenden Ausgleich, ohne, dass er den Ball berühren musste. Manchmal funktioniert Fußball eben auch metaphysisch über Psychologie. Und dafür braucht es manchmal offensichtlich auch jemand anderen als einen Perspektivspieler. In diesem Sinne – auch, weil wir hier ja auch schon einige des älteren Semesters unter uns haben – ein Hoch auf die Alten! Neue Besen kehren zwar gut, aber die alten kennen die Ecken.

HaHoHe, Euer Opa

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