Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein

Costa fast garnix?

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(opa) Der Kurier ließ am am späten Sonntag Abend weißen Rauch aufsteigen und verkündete “habemus Sponsor”. Der Mehrmarken-Telekommunikationsdienstleister Freenet soll es also werden, nachdem man im Vorfeld “einen passenden” Sponsor finden wollte und die Gerüchte um Amazon und Tesla nicht verstummen wollten. Bemerkenswert ist auch, dass nicht “die Säule” darüber berichtet, welche als “Medienpartner” fungiert und oft “embedded” berichtet, sondern ein anderes Verlagshaus das quasi als Indiskretion verkündet, wo man doch sonst in den letzten Jahren immer darauf geachtet hat, solche Dinge erst zu Ende zu verhandeln.

Vielleicht entpuppt sich das am Ende ja auch als Ente, aber die beim Berliner Verlag arbeitenden Journalisten sind bisher nicht mit sonderlich schlechter Recherche aufgefallen. Im Gegensatz zum Säulen-Medienpartner, der vor ein paar Jahren noch sensationsheischend die Lolita-Affäre vom Zaun brach. Dass ein solcher Deal an die Öffentlichkeit dringt, bevor sich die beteiligten Partner dazu äußern, wirft zumindest Fragen auf. Nach undichten Stellen z.B. und ggf. sogar, ob daran der Deal noch scheitern könnte.

Früher gab es mal die klare Vereinbarung, dass sich nur Präsident, die beiden damaligen Geschäftsführer und der Trainer sowie ausgewählte Spieler öffentlich äußern dürfen. Nach und nach wurde der Kreis erweitert, erst der immer noch umstrittene “Laber-Paule”, dann der zunächst als “Performance-Manager” an Bord genommene Arne Friedrich (dessen Manager Paul Keuter war) und seit neuestem Carsten Schmidt, der neue Vorsitzende der Geschäftsführung, zu dessen Aufgabe und Hintergründen seiner Verpflichtung das für Tennor im Aufsichtsrat sitzende Mitglied Jens Lehmann im Doppelpass nicht weiter außer als Fan äußern wollte. Merkwürdig ist das schon.

Warten wir also die Entwicklung ab, wann und ob Vollzug verkündet wird, denn aus dem Friesenhaus steigt bislang noch kein weißer Rauch auf. Hinsichtlich der Farbgebung fällt mir aber die Moderegel ein, die mir meine Großmutter mit auf den Weg gab: “Grün auf blau trägt die Sau”, weshalb sich auch Farben wie Petrol generell verbieten. Wer sich am rot der Bahn und am gelb von tedi störte, wird bei freenet Augenkrebs kriegen, vielleicht wird aber auch eine der Marken bewoben, die farblich besser aufs Trikot passen.

Einen Telekommunikationsanbieter hatten wir ja schon einmal auf der Brust, in der guten, alten Arcor Zeit gab es auch reichlich Auftritte auf internationalem Parkett, weshalb auch die Aussage des Sportdirektors etwas irritiert, dass es Herthas Ziel sei, vor Union zu stehen, was nicht nur aus einer ganzen Reihe von Gründen als Selbstverständlichkeit gelten sollte, sondern auch zeigt, dass kommunikativ tatsächlich der Wurm drin steckt. Hertha muss allein schon angesichts der eingesetzten Mittel erster Verfolger der “großen” sein und nicht das Glück im Kleinklein suchen. Als 17. vor Union abzusteigen kann schließlich kein Ziel sein.

So wenig kribbelnd im Vorfeld das Derby war, so wenig hallt der Sieg von Freitag nach. Wo man sonst den Rest der Woche seine Kollegen und Bekannten “nasweisen” und die sich verdrehenden Augen genießen würde, scheint weitgehend business as usual zu herrschen, aber vielleicht trübt mein Eindruck auch, weil ich mit schmerzendem Arm (vom Malern am Wochenende, auch Opa scheint langsam alt zu werden) im Homeoffice sitze und von Telefonkonferenz zu Telefonkonferenz hetze und daher entsprechend weniger Berührungspunkte mit Köpenickern habe. Wie ist es bei Euch?

Zu guter Letzt erfülle ich noch die Chronistenpflicht, indem ich Euch auch hier oben im Opener verkünde, dass der lange bei den Vorgänger- und Begleitformaten mitschreibende Better Energy gestern Nachmittag von uns gegangen ist. Ein streitbarer, aber aufrechter Herthaner, den ich in unzähligen Stadien dieses Landes angetroffen habe, mit dem ich gefeiert, geflucht und gestritten habe, der mich manchmal mit seiner Art zur Weißglut brachte und mit dem ich mich an einem der letzten Stadionbesuche, als er schon von seiner Krankheit gezeichnet war, noch aussöhnen konnte. Mach’s gut, Holger und steh’ den anderen Herthaengeln bei, die vorgegangen sind.

In Anbetracht des Todes eines Mitmenschen wäre es gerade im Advent, der Zeit der Hoffnung, an der Zeit, sich darüber bewusst zu werden, wie sinnlos mancher Streit ist, den wir führen. Das geht schließlich alles von unserer Zeit ab, die wir doch viel freudvoller verbringen könnten. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein kleines Stück Selbsterkenntnis, während wir für Better Energy erneut ein virtuelles Kerzchen anzünden und zur getragenen Instrumentalversion unserer Vereinshymne seiner gedenken.

HaHoHe, Euer Opa

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