(opa) Wer kennt ihn nicht, den alten Berliner Witz: “Was sind die vier Feinde der Berliner S-Bahn? Frühling, Sommer, Herbst und Winter”. Gestern war es wieder einmal so weit, ein Sturm, den der Wetterdienst nicht als Unwetter auf dem Schirm hatte und auch nicht entsprechend davor warnte, sorgte für derartiges Chaos, dass die S-Bahn den Betrieb am Abend vollständig einstellte. 371 Millionen kostet das pro Jahr. Also das Unterlassen des staatlichen Wetterdienstes, seiner Aufgabe nachzukommen, uns vor solcherlei Gefahren zu warnen. Dass die S-Bahnen nicht fahren, kostet hingegen 614 Millionen Euro jährlich. Spöttisch könnte man sagen, dass es unsere Hertha schafft, mit deutlich weniger Minus nicht zu funktionieren, aber dann wirft man uns wieder vor, zu destruktiv zu sein. Wie man es macht, macht man es verkehrt. Also lobe ich heute Berlin für das Wetter, die S-Bahn und für unsere Hertha. Besser?
Immerhin hat man es mittlerweile geschafft, Castore als neuen Trikotausrüster zu bestätigen, das neue Trikotdesign ist an einem Wandgemälde in der Skalitzer Straße zu sehen und mit der Sparda-Bank gibt es auch einen neuen Ärmelsponsor. Und weil es in der Kasse klingelt, gibt es (folgerichtig?) im Team Beförderungen. Patrick Ebert, bisher für seine überaus erfolgreiche Tätigkeit als Standardtrainer bekannt, wurde zum Co-Trainer von Cheftrainer Leitl ernannt. Immerhin gibt es nach Zeckes Abgang also wenigstens noch einen, der weiß, wo am Roller die Spiegel zu finden sind und Spiegel waren hier im Blog eine Weile bei einigen ja auch als Sprachbild sehr beliebt.
Spiegel werden ja auch gern in der Psychotherapie verwandt, da passt es ja, dass mit Sportpsychologin Paula Isringhausen eine weitere Personalie den bislang viel zu dünnen Funktionärskader verstärkt. Vielleicht klappt es ja dann, wenn schon nicht mit dem Fuß, dann wenigstens mit dem Kopf Tore zu erzielen? Zumal ja jetzt ein Standardtrainer fehlt?
Traurige Nachrichten erreichen uns aus dem Herthakosmos, denn Uwe Witt, der immerhin über 150 Spiele für die alte Dame bestritt, ist dieser Tage mit 86 Jahren verstorben. Witt war einer der Spieler, die im Zuge des Bundesligaskandals gesperrt wurden und dessen Karriere damit beendet war, auch, weil er sich standhaft weigerte, die vom DFB auferlegte Strafe zu bezahlen.
Apropos Skandal, der bahnt sich auch bei der Ü50 an, wo man irgendwie im entscheidenden Spiel für den Gegner und die Ü50 aus Köpenick plötzlich so schwach wurde, dass die am Ende erreichte Tordifferenz dafür sorgte, dass die Mannschaft von der Wuhle absteigen muss. Zufälle gibt’s. Ob das sportrechtlich noch Konsequenzen hat, bleibt offen, heute wurde bekannt, dass die Köpenicker wegen des Vorwurfs der Spielmanipulation Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt haben.
Spielmanipulationen bei den Profis sind derzeit nicht bekannt, die trainieren dafür seit gestern wieder. Immerhin gab und gibt es dieser Tage allerlei Gerüchte. Das aufregendste war sicher Ralf Rangnick, bei dem sich die Parteien nicht einig zu sein scheinen, wer wem abgesagt haben soll. Eine Ente war es immerhin nicht und genau das versetzt einige in Staunen, wenngleich das Ergebnis ist, dass wir mitten in der Kaderplanung eine der wichtigsten Funktionärsstellen vakant haben.
Auf der Abgangsseite gibt es das Gerücht, dass Keeper Marius Gersbeck wieder beim KSC im Gespräch sein soll. Dort ist allerdings mit Alexander Schwolow auch ein weiterer Ex-Herthaner und dann Ex-Doppelberliner in der engeren Auswahl. Sollte Gersbeck gehen, würde sich die Frage nach der Neuaufstellung im Tor stellen, wobei Stammkeeper Ernst zuletzt bei der U21 über den grünen Klee gelobt wurde. Unklar bleibt, ob das damit zusammenhängt, dass dort ein anderer Torwarttrainer aktiv ist.
Es passiert also etwas in der Hauptstadt, sowohl auf den vom Winde verwehten Straßen und Bahndämmen als auch bei unserer alten Dame. Die alte Dame war übrigens gerade auch in Washington, nicht Hertha, aber Juventus Turin, die es sogar ins Weiße Haus geschafft haben. Hertha hingegen tritt am Sonnabend (13 Uhr) bei Oberligist Ludwigsfelder FC an und ich gehe jede Wette ein, dass das weder Juventus Turin noch Trump behaupten können, dort gewesen zu sein. Alles eine Frage der Perspektive. Wobei sich die Gelehrten streiten, ob das Wort vom lateinischen perspicere abstammt, was so viel wie “durchsehen” oder “wahrnehmen” bedeutet, oder vom lateinischen perspectivus, was mit “durchschaut” oder “bekannt” zu übersetzen ist.
Egal wie, wer die Perspektive wechselt, wechselt jedenfalls seine Wahrnehmung oder das, was er bisher durchschaut zu haben glaubt. Etwas, was in einem Diskussionsformat wie unserem jedem von Zeit zu Zeit gut tut. Und plötzlich ist so ein Hertha-, S-Bahn- oder Wetterdienstversagen gar nicht mehr so schlimm.
HaHoHe, Euer Opa