(opa)…mit Nagelpilz – so stand es auf den Werbebanden im Stadion unseres letzten Gegners und könnte irgendwie vielleicht auch ein Fingerzeig sein, wie die derzeit laufende Trainersuche für die kommende Saison laufen dürfte. Keiner will’s – wohl auch, weil noch lange nicht feststeht, in welcher Liga Hertha antritt. So überzeugt sich nach dem Spiel auch alle Interviewten gaben, dass der Klassenerhalt sicher geschafft wird, so sehr klang das nach Pfeifen im Walde. Denn klar ist, dass Hertha für diese Aufgabe Spiele gewinnen muss. Spiele gewinnt man, wenn man Tore schießt und damit tut man sich bei Hertha in jüngster Zeit (und davor auch, die älteren erinnern sich) eher schwer. In der Luft hängende Sturmspitzen und dahinter ein zum Räume zulaufen perfekt geeigneter Spieler, der aber am Ball nur übersichtliche Durchschlagskraft entwickelt.

Denn auch wenn Vladimir Darida auf Vorlage von den Verein verlassenden Niklas Stark ein Tor geschossen hat, reicht das eben nicht für drei Punkte, wenn der Gegner eins mehr schießt. Andere, wichtige Tugenden für den Sieg eines Spiels konnte man phasenweise zwar sehen, man kam gut ins Gegenpressing, es waren einige Ballstaffetten zu sehen, aber das entscheidende, das spielentscheidende fehlte. Nun kann man sagen, Magath habe gegen Leverkusen abgeschenkt und eine Art Testspiel daraus gemacht, die entscheidenden Partien gegen direkte Abstiegsgegner kämen ja noch, aber das Selbstvertrauen entwickelt sich in jedem Wettkampf und mindert sich eben auch, wenn sich der Erfolg nicht einstellt.

Natürlich ist der Klassenerhalt noch zu schaffen und noch hat man alle Karten in der Hand, aber das hatten wir zuletzt 2012 auch und wir wissen, wie “brenzlig” das ausging. Halbangst, ick hör Dir trapsen. Wir Fans dürfen übrigens Angst haben, die Spieler sollten und dürfen diese nicht haben. Ob nun die Rückkehr aller Fans in die Stadien da hilfreich ist? Dieser Tage war irgendwo die Weisheit zu lesen “Fans schießen keine Tore”. Dabei gibt es ja Zeitgenossen, die sogar der Existenz eines Stadions einen Punktevorsprung andichten. Oder dem Videobeweis. Nun dürfen die Bayern halt mit 12 Spielern spielen, um den nächsten Titel für den nächsten Rekord einzufahren, der doch emotional niemanden mehr mitnimmt.

Denn eine Meisterschaft feiert auf dem Marienplatz in München keiner. Da muss schon mindestens das Quadrupel her, um den satten Bayernfan wenigstens zum Klatschen zu bewegen. Das zeigt dann eben doch diese längst begonnene Selbstverdauung des Fußballs und spiegelt doch nur die eigene Widersprüchlichkeit, dass man sich dann doch ins Stadion begibt oder vor den Fernseher setzt und den Laden am Laufen hält. Man muss kein Prophet sein, dass auch die Winter WM im neuerdings “Gute Schurken Staat” irgendwie erfolgreich und von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Advent, Advent, das Stadion brennt?

In welcher Liga der Herthafan diesem zweifelhaften Spektakel beiwohnt und wie viele Spieler dann noch auf Länderspielreise sein werden, steht in den Sternen, die ich in den letzten Tagen reichlich beobachten konnte. Majestätisch wölbte sich über mir der Sternenhimmel wie mein T-Shirt überm Bauch nach den köstlichen Mahlzeiten, die man sich im Urlaub eben so zubereitet. Eine Antwort gaben die Sterne nicht. Außer, dass sie einem bei der Einordnung von Gegebenheiten helfen können.

Angesichts der Tatsache, dass nur wenige Kilometer weiter Menschen wie Schlachtvieh exekutiert worden sind, wäre ein Abstieg irgendwie genauso wenig wichtig wie die Winter WM oder die eigenen Blutwerte nach dem Urlaub. Während wir über unsere Luxusprobleme philosophieren, leiden nur wenige Kilometer entfernt Menschen Qualen, die in unseren Breitengraden doch längst unmöglich schienen. Der Slogan “Keiner will’s mit Nagelpilz” scheint mir bei solchen Gedanken mindestens genauso zynisch wie der Autokorso von Menschen, die offensichtlich den Schuss nicht gehört haben, mit dem Menschen in Butscha hingerichtet wurden und denen man bei der unmittelbaren Aussiedlung behilflich sein möchte.

Ich geh jetzt raus in den Wind und hoffe, die trüben Gedanken ein wenig wegpusten lassen zu können.

HaHoHe, Euer Opa

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