Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein

Glimmer oder Gold?

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(opa) Da scheinen sich die Dinge gerade in geordnete Bahnen zu bewegen, schon brodelt es unter der Oberfläche. Dem Juwel aus dem goldenen 99er Jahrgang, Arne Maier, sagt man erneut Wechselabsichten nach. Moment mal, Maier? Der Maier, der gefühlt in jeder Wechselperiode seit seinem Aufstieg in den Männerfußball um Freigabe bittet? Der Maier, der als Galionsfigur des güldenen 99er Jahrgangs galt, aus dem er nicht der einzige ist, der sich im Männerfußball schwer tut.

Dardai jr., Jastrzembski, Ngankam, Covic jr., Baak, Kade und Kiprit galten als kommende Stars, Arne Maier als der kommende Superstar. Und dennoch scheint es seit geraumer Zeit Spannungen zu geben, die primär darin begründet scheinen, dass sich Maier und dessen Umfeld zu höherem berufen fühlen. Damit ist er nicht allein, auch andere Spieler vor ihm mussten um ihren Platz kämpfen und nicht wenige mussten auch mal wieder zurück ins Glied. Brooks, Schulz, Mittelstädt oder Torunarigha hatten Phasen, in denen die Karriere nicht so recht voranzugehen schien. Und dennoch bissen sie sich mehr oder weniger durch, wobei man den einen oder anderen dazu durchaus sanft bewegen musste.

Die Frage, über die wir hier und in den Vorgängerformaten seit jeher diskutieren, ist also, woran liegt’s? Und wie sieht es im Vergleich zu anderen Vereinen aus? Haben es Talente anderswo einfacher? Oder plant man dort die Karriereschritte anders? Welche Rolle spielt der Nachwuchs bei Herthas geplantem Schritt in die Spitze der Liga? Welche Identifikationskraft entwickelt im durchinternationalisierten Fußballbusiness ein “local player”? Fragen, die aktueller denn je sein dürften und die daher keinsfalls ins Hamsterrad gehören.

Oder muss man angesichts des Theaters, welches potentielle Jungstars aufführen wie zuletzt Lazar Samardzic, die Strategie, aus eigenem Nachwuchs vergleichsweise günstig Spieler auszubilden, als gescheitert betrachten? Zumal die Verträge, die die Spieler an den Verein binden sollen, offensichtlich nicht das Papier wert zu sein scheinen, auf dem sie stehen. Ist abseits aller Fußballromantik der Weg, den Vereine wie Leipzig gehen, Talente noch als Kinder abzuwerben (was natürlich offiziell immer einhergeht, dass die Eltern zufällig einen Job in der Getränkeabfüllung finden) und diese ggf. auch irgendwo bei einem Farmteam zu parken, der richtige für Hertha und die gestiegenen Ambitionen? Wie seht ihr das?

Ich selbst bin gerade zurück von einer Dienstreise, die mich diesmal an den Rhein geführt hat, wo der allseits beliebte Kaiser Wilhelm als preußischer König einst das Geld zur Fertigstellung des Kölner Doms zur Verfügung stellte, der über Jahrhunderte halbfertig als Schweinestall genutzt worden war. Aus lauter Dankbarkeit verhöhnen die Kölner, die sich selbst als direkt vom Römer abstammend betrachten, mit dem Karnevalsgruß die preußische Zackigkeit und deren Beteuerung, sie können wunderbar auch über sich selbst lachen, von mir gern auf die Probe gestellt wird, zum Beispiel, indem man sie daran erinnert, dass sie eben auch Preußen sind.

Im Gegensatz zum Bayern, der sich erst vaterlandsvergessen auf die Seite Napoleons schlug, sich Franken und Teile Schwabens einverleibte bevor er kurz vor knapp sich dann doch noch einmal auf die siegreiche Seite schlug und bis heute auf diesen Opportunismus stolz zu sein scheint. Und bei Konfrontation ähnlich humorlos reagiert wie der Rheinländer. “Schönhamwas” in Deutschland. Wie ich auch auf der Rückreise bei einem Zwischenstop in Porta Westfalica auf dem Denkmal für den alten Kaiser Wilhelm (der mit dem Bart) feststellen durfte. Wer da mal auf der “Westpassage” (A2) entlangdonnert und eh eine Pause braucht, ein Anhalten lohnt sich, das Denkmal ist etwa zehn Minuten von der Autobahn entfernt, die Stadt brennt einem fürs Parkticket 5 € aus dem Portemonnaie, aber die Aussicht reißt es raus.

Apropos schönhamwas: Unser (Liga-)Sieggarant Bolly weilt immer noch in der Karibik und hat bei den Bildern, die er schickt, entweder die Regenzeit weggezaubert oder aber einen guten Schwung an Fototapeten mitgenommen. Am Freitag siegen wir also haushoch. Wetten?

HaHoHe, Euer Opa

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