(opa) Das war also das erste Geisterspiel der Hertha. Was vor ein paar Wochen noch unwirtlich erschien und zwischenzeitlich heiß diskutiert wurde, hat also den Weg zu Euch gefunden, sofern ihr das Spiel nicht ignoriert oder sonstwie verpasst habt.
Ich persönlich haben meinen Weg mit einer gesunden Portion Pragmatismus und einer unideologischen Sichtweise gefunden, um die Geisterspiele einzuordnen. Ich kann denjenigen, der das total doof findet und boykottiert, genauso verstehen wie den, der sich darüber freut, dass der Ball endlich wieder rollt. Wenigstens sollte Einigkeit darüber bestehen, dass diese Spiele nicht für uns Fans stattfinden, sondern zum Erhalt der wirtschaftlichen Existenz der in der Liga zusammengeschlossenen Vereine.
Ich weiß nicht, ob ich mir das gestern angesehen hätte, wenn ich nicht Ende Dezember in die Rolle des Kapitäns unseres Rettungsboots geschlüpft wäre. Unser Rettungsboot ist also meine (zugegebenermaßen nicht ganz ernst gemeinte) Ausrede, entgegen meiner Auffassung mir den Spielbetrieb weiter anzutun. Allerdings nur Hertha, mehr ertrage ich nicht. Und das ist auch rein sportlich, für die Fanseele war das nichts.
Wer das Spiel nicht gesehen hat, hat sportlich allerdings durchaus sehenswertes verpasst. Wir haben eine Herthamannschaft gesehen, die weitgehend diszipliniert und konzentriert gespielt hat. Und eine Mannschaft, die einen Matchplan hatte, der darin bestand, das Aufbauspiel des Gegners durch frühes und konsequentes Gegenpressing zu unterbinden, mit körperlicher Robustheit auf dem Platz zu zeigen, dass Zweikämpfe weh tun werden und so dem Gegner nach und nach die Lust am Spielen zu nehmen und selbst Konterchancen schnell, konsequent und erfolgreich zu Ende zu spielen.
War die erste Halbzeit noch einigermaßen ausgeglichen, kam Hertha in der zweiten Halbzeit besser ins Spiel, erzwang einen vielleicht etwas glücklichen, aber nicht unverdienten Führungstreffer und machte wenige Minuten mit einem Angriff, der zum mit der Zunge schnalzen war, deutlich, dass man hier auf Sieg spielt. Mittelstädt mit feiner Flanke aus vollem Lauf direkt auf den Kopf des wieder eine Rolle spielenden Vedad Ibisevic. Danach netzte Cunha, der einen vorher ein paar mal zum Verzweifeln gebracht hatte und der zwischenzeitlich wie ein Fremdkörper im Angriffsspiel wirkte, nochmal fein ein und ließ die Böcke von davor fast vergessen.
Wenn Hertha diese Mentalität, diesen Willen und diesen Fußball weiter spielt, werden wir nicht nur verdient das Derby gewinnen, sondern können am Ende vielleicht sogar an den europäischen Plätzen schnuppern. Aber der erfahrene Herthaner weiß, dass Pferde direkt vor die Apotheke kotzen und die Saison muss ja auch erstmal zu Ende gespielt werden. Auf jeden Fall total unverständlich, wieso diese Mannschaft mit dieser Qualität jemals in Abstiegsgefahr war. Bei der Beurteilung dieser Frage sollte man sich noch einmal den Irrsinn der Demission von Dardai vor Augen führen, den sportlich erfolgreichsten Trainer der letzten zehn Jahre abzulösen, ohne eine Alternative in der Hand zu haben. Darüber bin ich persönlich immer noch relativ angepisst.
Ansonsten war vielleicht noch erwähnenswert, dass mit Ngankam ein weiterer Spieler aus der eigenen Jugend debütierte. Da zum Zeitpunkt seiner Einwechslung die Luft weitgehend raus war und Hertha sich auf die Sicherung des Ergebnisses beschränkte, kann man fairerweise aber nichts zu seinen Qualitäten sagen. Hoffen wir, dass das nicht nur eine Geste war, sondern wir an dem Mann, dem man extrem viel Talent nachsagt, noch über das Saisonende hinaus Freude haben werden. Am Geld soll es schließlich nicht scheitern.
Jetzt ihr: Wer waren Eure “five stars” des gestrigen Spiels?
Meine Five Stars gestern waren...
- Ibisevic (17%, 198 Votes)
- Jarstein (15%, 168 Votes)
- Trainer Labbadia (14%, 164 Votes)
- Cunha (10%, 114 Votes)
- Torunarigha (10%, 111 Votes)
- Mittelstädt (8%, 89 Votes)
- Pekarik (7%, 86 Votes)
- Skjelbred (6%, 67 Votes)
- Boyata (4%, 45 Votes)
- Ich bin Fechi, Hertha ist nicht so mein Ding. (3%, 32 Votes)
- Die "Stimmungs"-Tonoption von sky (2%, 18 Votes)
- Ngankam (1%, 17 Votes)
- Grujic (1%, 12 Votes)
- Plattenhardt (1%, 11 Votes)
- Schiri Dingert (1%, 6 Votes)
- Dilrosun (0%, 3 Votes)
- Herr Freitag aus Niederschlesien (0%, 3 Votes)
- Maier (0%, 3 Votes)
- SA18 (0%, 2 Votes)
- Lukebakio (0%, 0 Votes)
Total Voters: 287
Bleibt gesund, bleibt blauweiß und kommt gut in die kurze Woche!
HaHoHe, Euer Opa