Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein, Trainingslager

Viel Lärm um nichts?

(opa) Habt Ihr Euch auch die Nacht um die Ohren geschlagen, um das Testspiel zu sehen oder habt ihr den Schlaf der Gerechten geschlafen und Euch anhand von Eindrücken anderer informiert?

Testspiel in Florida – Hertha BSC vs. Eintracht Frankfurt

Egal wie, schon in der Nacht entbrannte eine Diskussion, zu der unser geschätzter Sunny einen Gastbeitrag geschrieben hat, den ich als Debattenbeitrag ans Ende des heutigen Openers stelle. Sunny orientiert den Output der Hertha-Akademie am Maßstab anderer ausgewählter Vereine. Doch hat das Ganze nicht noch eine größere Komponente? Wie sieht das bei den Nachwuchs-Nationalmannschaften aus? Hatte U21 Nationaltrainer Kuntz nicht neulich erst Alarm geschlagen? Wie ist Eure Meinung dazu?

Fanerlebnis US-Fußball?

Doch bevor wir uns diesen Fragen widmen, möchte ich noch ein paar Eindrücke unserer mitreisenden Fanreporterin vom Testspiel weitergeben, die mir nach einem Tag Touristenprogramm…

…ihre Eindrücke aus dem Stadion schrieb und darauf hinwies, dass die Fannähe täuschte. Es kam nur eine Handvoll Spieler zu den Fans und das auch erst, als sie dazu von jemandem aus dem Stab aufgefordert wurden. Wollte man nicht neue Fans über dem Teich für sich gewinnen?

Umgang mit Fans

Auf den Tribünen herrschte absolutes Rauchverbot, Hinweisschilder wiesen darauf hin, dass man rausfliegt, wenn man beim Rauchen erwischt wird. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird mit rauchenden Fans bisweilen ruppig umgesprungen. So sehr ich weiß, wie sehr so ein Gebahren einige hier auch schätzen würden, so sehr stellt sich mal wieder die Frage, wohin diese Entwicklung geht und was damit noch verbunden sein könnte. Ein Trainingslager in den USA mitsamt Rauchverbot könnte da nur der Anfang gewesen sein.

Moral oder Mammon?

Beim Blick über den Tellerrand fällt auf, wohin die Reise gehen könnte. Der spanische Verband hat den Supercup diesmal im Fußball-Land Saudi Arabien ausgetragen. Beim Spiel des Fc Valencia konnten gerade einmal 27 (!) Tickets abgesetzt werden.Das Spiel fand dennoch statt, 40 Millionen kassierte der Verband für den Wettbewerb. Es darf bezweifelt werden, dass es im Stadion Bier gab. Oder dass sich jemand ernsthaft mit den dortigen Sicherheitsorganen angelegt hätte. Das Thema wird uns in spätestens zwei Jahren bei der WM in Katar noch einmal ausführlicher beschäftigen.

Macht der Medien – Macht der Fans?

Kritische Berichterstattung von solchen Ereignissen wird ja bereits versucht zu unterbinden, wie zuletzt bei den Olympischen Spielen in Sotschi.

Müssen wir Fans unser Verhalten unter diesen Umständen nicht überdenken? Machen wir uns gar mitschuldig, indem wir die Maschinerie direkt oder indirekt am Laufen halten? Wie seht ihr das und wie schätzt ihr den Einfluss von uns Fans auf diese Entwicklung ein?

So, nun aber genug der (viel zu lang geratenen) Vorrede, Vorhang auf für Sunnys “paffpaffpaff”-Debattenbeitrag zum Thema Nachwuchs:

Nachwuchsarbeit – Hoffnung auf Erfolg oder viel Lärm um nichts?

Zwei Jahre sind vergangen, seit wir A Juniorenmeister geworden sind, ein Titel der zu Hoffnungen Anlass gab, zukünftig aus diesem Jahrgang zwei, drei Spieler für die eigene Mannschaft gebrauchen zu können. Doch die Realität heißt, dass außer Arne Maier, der aber zum Zeitpunkt des Titelgewinns Einsätze in Dardais A Mannschaft hatte, niemand hochgekommen ist und ob Arne bei den Männern durchstartet, werden wir in der Rückrunde sehen. Zeit wird es, das Profileben ist schnelllebig und mit 21 sollte ein Stammplatz zumindest in Sichtweite sein.

Wer hat es in den letzten Jahren geschafft aus dem Internat auf die Bühne Bundesliga zu kommen? Brooks, ja, ein wirklich gutes Beispiel für diese Arbeit dort. Schulz, der aber den richtigen Durchbruch in Hoffenheim schaffte. Mittelstädt, ein bisher irgendwie ewiges Talent, der immer am Stammplatz schnuppert, ebenso wie Torunariga. An guten Tagen nicht wegzudenken, an nicht so guten verzichtbar. Und nun bei „wir wollen Titel holen Klinsmann“?

Werden diesen Spielern nicht noch mehr schon teure halbfertige oder gar fertige Spieler vor die Nase gesetzt, so dass der Weg zum Stammplatz 1.Liga fast unmöglich erscheint. Um ein Gefühl zu bekommen, ob die Durchlässigkeit bei Hertha normal ist, habe ich mir mal die Endspielmannschaften der A Junioren der drei Vorjahre angeschaut. 2017 gab es bei Dortmund einige Spieler, die zumindest schon bekannter sind wie Felix Passlack, Bruun Larsen, Alexander Isak oder Janni Serra, jetzt bei Holstein Kiel.

Im Jahr davor also 2016 gewann ebenfalls der BVB die Meisterschaft und mit Pulisic spielte einer mit der inzwischen erfolgreich für viel Geld nach England transferiert wurde. Beim Meister 2015 Schalke 04 stechen zwei Spieler heraus, Thilo Kehrer und Leroy Sané, sowie Dennis Geiger beim unterlegenen Gegner Hoffenheim.

Zusammengefasst, einige wenige haben es geschafft, der große Rest scheiterte an der Schwelle zum Profidasein. Die Gründe sind vermutlich vielfältig. Die sportliche Leistungssteigerungsfähigkeit hat an dem Punkt ein Ende, einige erliegen einem Irrglauben und verlieren Bodenhaftung und wieder andere haben zu starke Konkurrenz im eigenen Herrenteam und zögern zu lange mit dem notwendigen Wechsel.

Doch was bedeutet das für Hertha? Werden uns vom Verein nicht zu oft Hoffnungen auf goldene Jahrgänge gemacht? Können wir mit den am Anfang aufgezählten Spielern als Ertrag eines Jahrzehnts zufrieden sein? Lohnt es sich mehr Geld in das Leistungszentrum zu investieren als vom DFB auch zur Erlangung der Lizenz vorgeschrieben ist? Oder sollte darüber hinaus für die Mittel, gleich lieber junge Spieler im Ausland gekauft werden?

Haut rein in die Tasten!