Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2024, Allgemein, PRO und CONTRA

PRO und CONTRA – Heute: Dardai

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(opa) Dieses Format hatte ich schon lange im Kopf. Ganz im Stil von Debattierclubs nehmen gleich zwei Schreiber Position zu einem Thema ein. Dieses Format kann dabei helfen, festgefahrene Positionen zu lösen und den eigenen Standpunkt zu hinterfragen. In den letzten Wochen verfestigte sich zunehmend eine Stimmung gegen den amtierenden Trainer, Befürworter von Trainer Dardai waren kaum noch wahrzunehmen, ob das nun an der aktuellen sportlichen Entwicklung oder nur an der Stimmung im Blog gelegen haben mag, jeder ist jederzeit aufgefordert, seinen Standpunkt zu hinterfragen. Und damit es nicht so einfach wird, haben sunny und ich uns entschieden, dass jeder den tendenziellen Standpunkt des anderen einnimmt. Lest also zunächst sunnys Argumente, weshalb es mit Dardai nicht weitergehen sollte, bevor ich für Pal in die Bresche springe. Viel Spaß beim Lesen und wir freuen uns über Euer Feedback, gern auch zum Format und ob ihr das gern öfter lesen wollt.

PRO – Ablösung von Pal Dardai!

(sun) Mich erinnert das momentan an die Situation Mitte/Ende des letzten Jahrzehnts als Pal gefühlt zehn Jahre schon Trainer war und irgendwie das Spiel von Saison zu Saison lebloser wurde, auch wenn es nie eine sportliche Gefahrensituation gab. Lebe ich im Status Quo kann ich nicht viel gegen den augenblicklichen sportlichen Stand der Mannschaft sagen. Anders als bei vielen anderen hier im Blog war meine Erwartungshaltung an diese Mannschaft nicht höher als ein Platz außerhalb der Abstiegsgefahr irgendwo im ungefährdeten Mittelfeld, nach einigen Jahren zittern, keine Abstiegssorgen haben. Nach der Hinrunde hatte ich sogar eine gewisse Hoffnung auf eine bessere Position am Ende der Saison.

Doch immer wieder macht sich eine Stimmung besser eine Nichtstimmung, eine Lähmung breit, die keinen Fortschritt verspricht. Na klar, die sportliche Bilanz der nach ihm folgenden Trainer ist ein gewichtiges Pro Pal Argument, doch wenn die Mannschaft aufsteigen will, wenn sie verschiedene Konzepte spielen möchte, wenn sie vor allem Spieler deutlich verbessern möchte, sollte der Versuch gewagt werden, es über einen neuen Trainer mit einem etwas flexibleren taktischen Ansatz, aber auch im Umgang mit den Spielern, zu versuchen. Ich will den Begriff moderneren Ansatz nicht überstrapazieren. Nicht dass ich der Meinung bin, Dardai Fußball sei grundsätzlich verkehrt, im Gegensatz zu vielen anderen hat er mich gegen Kiel mit der Einstellung positiv überrascht und nicht nur mich sondern auch den Kieler Trainer.

Und was wir zuletzt gegen S04 sahen, war ein ansehnlicher Konzeptfußball mit den richtigen Spielern, die gut eingestellt und motiviert wirkten. Doch Kiel und insbesondere Schalke erlebten wir selten in dieser Saison. Aber wenn wir in der nächsten Saison oben mitspielen wollen, gehört dazu auch öfters aktiv das Spiel zu bestimmen. Ein Mittelfeld welches prägend im Spielgeschehen ist haben wir nicht und wenn ich mich an die ja recht ruhigen Erstligajahre unter Dardai erinnere, war es das damals auch nicht. Das liegt zum Teil daran, weil Pal und eher 8er wenn nicht sogar 10er nicht in sein Spiel passen, u.a. weil diese Spieler ihren  Deckungsaufgaben nicht immer genügend nachkommen. Den Ansatz von einem flexibleren Spiel auch aus dem “erweiterten Mittelkreis” haben wir  zuletzt eine Halbzeit beim FC St.Pauli bestaunen dürfen.

Ich weiß nicht ob ein neuer Trainer für neuen Wind gut ist, ob er etwas verkrustetes aufbrechen kann, zumal Dardai anders als jeder der hier neu anfängt um Wohl und Wehe in diesem Verein weiß ,auch um den nicht unwichtigen Zustand im Nachwuchsbereich. Fragt mich bitte nicht, wen ich für fähig halte Dardais Posten zu übernehmen, es muss jemand sein, der nicht nur ein Konzept mitbringt, sondern auch Gegenwind aushält, denn der wird ihm entgegenwehen, wenn nicht schnell  Erfolge eintreten, gerade eben auch weil es die Palsche Bilanz gibt. Dardai erkennt ja nach Spielen wie gegen u.a. Pauli Teile der Dinge die falsch gelaufen sind, nur darf man sich doch fragen, warum laufen sie noch falsch, wo wir schon den 26. Spieltag haben und diese oder ähnlich gelagerte Fehler öfters erkennen mussten.

Wie kann es z.B. sein, zumindest öfters ein eigenes Team zu sehen, dass nur passiv auf dem Platz steht und/oder zu tief verteidigt? Ich habe sicher in den Jahren vieler Spielbeobachtungen auch dazu gelernt, wie andere Teams ihre Spielweise durchsetzen wollen, doch vom Experten bin ich nun wahrlich weit entfernt. Deshalb ist es mir ein Rätsel wie Dardais Mannschaft dann immer wieder fast überrascht auf die Taktik des Gegners reagiert, als Beispiel zuletzt Braunschweig und Pauli, während in einigen anderen Spielen hoffnungsvolles zu sehen ist. Konstanz ist leider nicht in Berlin! 😉

Ich gehe ja mit, die Qualität der Mannschaft ist nicht so hoch  für wie sie einige halten und auch wenn ich ich in den ersten Wochen der Saison den Nachteil zubillige, nicht eingespielt gewesen zu sein, sollte inzwischen vermehrt eine sichtbar positive Entwicklung eintreten. Die sieht  man jedoch selten. Wenn sich in den verbleibenen Spielen nicht noch extrem was positives entwickelt oder wir sportlich noch negativ abrutschen, sollte die Saison mit Pal zu Ende gearbeitet werden, um dann  neues auszuprobieren, bei allem Risiko was immer damit vorhanden ist, zudem verstärkt durch eine ungewisse Finanzlage und die Zusammensetzung der Mannschaft.

Zu guter Letzt ist es auch Zeit mal wieder jemanden als Trainer zu haben, der alle mit seiner Kommunikation nicht von einer Ohnmacht in die nächste versetzt. Man mag über Webers Leistung denken wie man will, zumindest ist er der sympathischste Sportdirektor seit langer Zeit bei Hertha. Entscheidend ist natürlich das sportliche Resultat, aber das Gesicht des Vereins nach Außen ist nicht unwichtig, zumal wir dort seit dem viel zu frühen Tod von Kai Bernstein eine Lücke haben. Der neue Trainer muss kein Leisesprecher sein, aber eben auch in der Lage sein Verantwortung zu übernehmen und Schuld nicht auf Gott und die Welt zu schieben. Wir alle machen Fehler, auch dem Trainer kann man sie  zugestehen.

 Pal ist ein Herthaner, der uns öfters schon als eine Art Notarzt geholfen hat, auch in dieser Saison als Übergangssaison deklariert, sind wir mit ihm bisher “durchgekommen”. Doch richtig gesunden konnten wir mit dem Trainer Pal Dardai selten und wir sind nun mal in einer Zeit in der wir in den nächsten zwei Jahren auch sportlich gesunden müssen und dafür sollte es mit jemand sein, der uns beweglicher und damit auch fitter macht für höhere Aufgaben.

Danke Pal für geleistetes, aber (spätestens) nach der Saison bitte jemand anderes auf seinem Posten!

HaHoHe Hertha BSC, Euer sunny

CONTRA – Dardai? Wer, wenn nicht er?

(opa) Keiner ist wie er und im Grunde genommen wünscht sich jeder Fan jedes Vereins einen wie ihn, der nie woanders hin wollte und dem eigenen Verein die Treue hielt wie man selbst. Er ist Rekordspieler und ist auf dem besten Weg zum Rekordtrainer, nie wirklich herausragend gut und vielleicht genau deshalb der authentischste Trainer für Hertha, denn wann war Hertha schon herausragender als Dardai selbst?

Einer, der da war, wenn ansonsten keiner wollte, einer, der nie geklagt hat über die Rahmenbedingungen, die er vorfand und der wie kein anderer vor ihm Jugendspielern aus der eigenen Akademie Spielzeit gab. Alle drei Söhne von ihm durchliefen die Ausbildung bei Hertha und alle drei gaben ihr Profidebüt für Hertha. Der Name Dardai und der Name Hertha sind untrennbar verbunden.

Dass er nicht der angepasste Mainstream-Medienprofi ist, der sich geschliffen um die Wahrheit herumformuliert, hat ebenfalls viele Fans verzückt. Dass er dabei manchmal grob war und auch mal den einen oder anderen Spieler rasierte oder selbigem empfahl, sich zu verpissen, machte ihn für viele nahbar.

Pal war auch immer fannah, wenn man ihn bei einem U-Spiel traf, nahm er sich gern Zeit für Autogramme und Pläuschchen. Wenn es ihn nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden. Dass einer wie er, der aus seinen Ecken und Kanten kein Geheimnis und aus seinem Herzen keine Mördergrube macht, viele Kritiker auf den Plan ruft, versteht sich fast von allein.

Das Team schien sich fast immer für den Trainer zu zerreißen. Selbst, wenn man in Rückstand geriet, nur sehr selten zerfiel man, nicht selten gab es Anschluss- und Ausgleichstreffer und nie sagte ein Spieler aus dem aktuellen Team ein böses Wort über Pal. Teambuilding kann Pal und er scheint ein gutes Händchen für die Kräfte zu haben, die in einem solchen Team wirken, die nicht selten einem Jahrmarkt der Eitelkeiten gleichen.

Und dass einer wie Pal seine Abberufung persönlich nimmt, mag dem einen als mangelnde professionelle Distanz vorkommen, dem anderen als sehr menschlich angesichts der Historie. Pal wird wohl auch dann noch Herthaner sein, wenn alle anderen Funktionäre längst im Ruhestand sind. Wenn seine Siegeszigarre anderen übel aufstößt, zündet er sich noch eine an und schenkt sich einen guten Schluck ungarischen Rotweins nach. Er steht über den Dingen.

Ein weiterer Aspekt für das Festhalten an Dardai ist, dass alle seine Nachfolger trotz nicht unerheblich besserer Rahmenbedingungen nicht erfolgreicher waren als er. Sollte es dennoch zum Äußersten kommen, scheint es eine Frage der Zeit, bis man ihn statt Korkut wieder um Hilfe bitten wird.

Und so ist es bei Hertha wie in einer Monarchie: Der Dardai ist tot? Lang lebe der Dardai!

HaHoHe, Euer Opa

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