Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2023, Allgemein, Transfers

Zurück in die Zukunft?

286 Kommentare lesen

(opa) Das Grollen des letzten Bebens ist noch zu hören, ob ein Tsunami irgendwo an Land schwappt, ist noch unklar, es verdichten sich aber die Anzeichen, dass bei Hertha eine echte Zäsur stattgefunden hat und niemand so genau weiß, welche Folgen das wirklich hat. Dass Fredi Bobic aufgrund ausbleibenden Erfolgs gehen musste, ist dabei sicher unstrittiger als die Nachfolgeregelung, die dann doch sehr viele Fragen aufwirft. Zwar dürfte bei allen unstrittig sog. “Hertha DNA” vorhanden sein, was das genau sein soll bleibt dabei jedoch ebenso unklar wie die Frage, was denn sonst an Qualifikation für den Job mitgebracht wird.

Dass heute am Deadline Day noch viele Namen bei Hertha aufschlagen, ist dabei eher unwahrscheinlicher als wahrscheinlicher geworden. Wer wechselt schon zu einem Club, wo derzeit völlig unklar ist, wohin die Reise geht und wer hier welche Fäden zieht. Denn ob Cheftrainer Schwarz’ Job so sicher ist wie bei der letzten PK und zuletzt von Bobic angekündigt, dürfte genauso fraglich sein wie die Zukunft von Chefkaderplaner Dufner und anderer von Bobic installierter Mitarbeiter.

Platz 17 in der Tabelle lügt dabei nicht. Das Ergebnis von eineinhalb Jahren Bobic ist desaströs, dass die neuen nun dem ganzen den entscheidenden Spin geben können, hoffen wohl alle. Wobei die Neuen vor allem aus Altbekannten bestehen. Zecke Neuendorf war bei den Profis zuletzt zehn Monate als Co-Trainer von Pal Dardai in dessen letzter Amtszeit tätig, die mit einem Punkteschnitt von 1,23 nun alles andere als ruhmreich, aber erfolgreicher als die dessen Nachfolger endete.

Überhaupt werden gerade viele Namen der Vergangenheit gehandelt. Tolga “Zehgerci” genauso wie Patrick Ebert, dessen Ecken und Freistöße man sicher vermisst (eine Hand heben hieß, dass der Ball vorm Tor ins aus geht, zwei Hände heben hieß, dass er hinterm Tor ins aus geht). Mal gucken, wann Kiraly oder Rehagel Namen sind, die als Spielerhoffnung genannt werden. Oder als Spielertrainer. Dass das nicht nur bizarre Gedanken sind, zeigt die Verpflichtung (und gleichzeitige Verehrung) von Kevin Prince Boateng. In einer nach Leistung aufgestellter Mannschaft dürfte er eigentlich keine Rolle mehr spielen.

Und so taumelt Hertha mit schlafwandlerischer Sicherheit in Sphären, in denen sich der einst ruhmreiche HSV bereits eingegrooved hat. Aus dem “Big City Club” entwickelt sich gerade der “Big Chaos Club”. Ein Mitschreiber drückte es neulich so aus: Das “Konzept” taugt vielleicht für die Landesliga, aber für die Bundesliga? Bedarf es hier nicht mehr und anderer Qualifikation, als irgendwas mal mit Hertha zu tun gehabt haben? Der Weg, den man nun eingeschlagen hat, ist nicht ohne erhebliche Risiken.

Als der neue Präsident sein Amt antrat, prognostizierte ich, dass vermutlich alte Seilschaften durch neue Seilschaften abgelöst werden. Hält man sich in diesem Kontext die diese Woche inthronisierten Personen vor Augen, dürfte sich die Prognose eher verdichten als in Luft auflösen. Und da stellt sich leider die Frage, woraus genau die strukturelle Weiterentwicklung bei Hertha bestehen soll. Von der sportlichen Rettung und Weiterentwicklung mal ganz abgesehen. Der Film “Zurück in die Zukunft” hatte ein Happy End, möge Herthas aktuelles Drama ein ebensolches haben.

HaHoHe, Euer Opa

286 Comments
neueste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments