Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2023, Allgemein, Spieltag, Trainingslager, Transfers

Neues Jahr, neues Unglück

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(opa) Nach einem Spiel wie gestern fällt es immer schwer, die passenden Worte zu finden. Der Auftakt ins neue Jahr nach der langen Winterpause bei einem Mitabstiegskandidaten ist grundlegend schief gelaufen, das muss man nicht schönreden und man darf da auch keine Ausreden zulassen. Wer sich vom VfL Bochum abkochen lässt, steht zurecht auf Platz 17 und es ist eben das Zeugnis, was sich Manager und Trainer ausgestellt und welches sie zu verantworten haben. Die Stanzen, die vor dem Jahresauftaktspiel von sich gegeben wurden, waren offensichtlich nichts weiter als eine Mischung aus hohlen Phrasen und Pfeifen im Wald.

Wenn man nichts verändert, sollte man allerdings auch nicht überrascht sein, wenn sich auch das Ergebnis nicht verändert. Hertha ist und bleibt ein Sanierungsfall und muss ja dennoch im Tagesgeschäft seine Kernaufgaben erledigen, zu denen unzweifelhaft der Verbleib in der ersten Liga gehört. Das ist nicht erst seit gestern in Gefahr und natürlich sind noch genügend Spieltage zu spielen, aber wenn nicht einmal im Ansatz eine Idee zu erkennen ist, wie das gelingen soll, dann werden die Fragen und die Stimmen lauter, die das “weiter so” hinterfragen werden.

Bobic hatte ein klares Commitment zu Hertha in Form eines einfachen Dementi vermissen lassen, als er für den DFB Posten gehandelt wurde. Wenn der “Chef von’s janze” es an solchen Signalen missen lässt, darf es wenig verwundern, wenn sich dahinter der Rest der Firma nicht anders verhält. Das Mindset, welches von Bobic da vorgelebt wurde, ist letztlich nichts anderes als eine Aufforderung an die Mannschaft, hier so lange Millionen abzugreifen, wie der Laden noch in der ersten Liga ist und sich dann woanders zu versuchen.

Oder steckt dahinter doch ein Plan? Will man dem gehandelten Investor 777 so deutlich machen, wie sehr die Hütte brennt und hofft, dass er vor Ablauf der Transferperiode noch Mittel zur Verfügung stellt und man last minute noch Transferkracher präsentiert? 9 Tage ist das Transferfenster noch offen, aber wer bei Sinn und Verstand würde denn Hertha in dieser Situation die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen? Und wer diesem Manager, der ein klares Bekenntnis verweigert und ansonsten nur noch als Phrasenmäher wahrzunehmen ist? Ich denke, man kann dieses Szenario in den Skat drücken.

Trotz aller Beteuerungen, dass man selbstverständlich die Klasse halten wird, wird man in der Führungsebene selbstverständlich alles Szenarien bereits durchplanen. Und dabei darf es keine Tabus geben: Vorzeitige Entlassung des Trainers, vorzeitige Entlassung des Managers, Planung für die Zweite Liga mit der Mission Wiederaufstieg bei gleichzeitiger Vermeidung einer Insolvenz. Traurige, bittere Realität, die der leidgeprüften Herthaanhängerschaft da zugemutet wird. Und die sich dennoch das immer wieder antut, weil die Beziehung eines Fans zu seinem Verein eben nicht rational ist.

Und wenn etwas das Potential hat, einen glücklich zu machen, wohnt diesem etwas eben auch immer das Potential inne, einen unglücklich zu machen. Es sind die beiden Seiten derselben Münze. In der Liebe ist es kaum anders. Doch diese Erkenntnis nutzt einem erstmal nichts, wenn es um die aktuelle Situation geht, sie erklärt nur, weshalb wir hier sind und eine Leidensgemeinschaft bilden. Jeder Kommentar ist zu verstehen wie der Auftritt bei einer anonymen Selbsthilfegruppe. “Hallo, ich bin Opa und ich bin herthasüchtig” und die Gruppe antwortet “Hallo Opa”. Abhängigkeiten bestehen in der Regel lebenslang, auch wenn man gelernt hat, sich abzunabeln und zu entwöhnen, bleibt auch nach einem “Ausstieg” die Sucht.

Und so werden wir uns weiterbeschäftigen mit Themen wie, weshalb ein Trainingslager im sonnigen Florida besser auf Spiele im Winter vorbereiten sollen oder weshalb es bei der “super Truppe” gar kein Problem ist, wenn der Kapitän im Trainingslager fehlt und weshalb von der Mentalität der verpflichteten Mentalitätsspieler auf dem Platz nichts wahrzunehmen ist. Und wir können uns schon einmal Gedanken machen, wer denn Nachfolger von Trainer Schwarz wird, wenn dieser am nächsten Wochenende nach drei Niederlagen in Folge entlassen werden wird. In der gestrigen Form dürfte es beinahe ausgeschlossen sein, dass Hertha gegen die Mannschaften der Stunde auch nur einen einzigen Punkt holt.

Ich würde Euch gern Hoffnung auf Besserung machen, aber das wird wohl erst eintreten, wenn man die branchenüblichen neuen Impulse gesetzt hat. Ob ein neuer Trainer allein dafür ausreicht, wird man sehen, aber ein “weiter so” ist nach jetzigem Stand überhaupt nicht mehr vermittelbar. Wie seht ihr das? Male ich zu schwarz? Habe ich das Fünkchen Hoffnung in der abgebrannten Asche übersehen? Oder ist nur das Stadion schuld (Selke kann es ja nicht mehr sein, mit dem gewinnt man schließlich Spiele, wie Köln gestern bewiesen hat)? 😉

HaHoHe, Euer Opa

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