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Totensonntagrezepte

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(opa) Pünktlich zum stillsten aller Feiertage hat der Weltverband den Beginn eines Wettbewerbs anberaumt, den nicht wenige von uns nicht mit der Aufmerksamkeit bedenken, die sich die Veranstalter erhoffen und die die Geldgeber als ROI benötigen. Man kann nur hoffen, dass alle, die dachten, es sei eine gute Idee mit dieser WM Geld zu machen, in einem Jahr am Totensonntag ebenfalls Trauer tragen. Statt “black friday” heißt es eher “blutroter Sonntag”, genauso blutrot sollen die Zahlen der Kaufleute sein wie das Blut, was für eine Weltmeisterschaft in einem Land ohne jegliche Fußballtradition, unnütz geflossen ist.

Wie angekündigt gibt’s dennoch natürlich Raum für diejenigen, die sich austauschen wollen, eingerahmt von kulinarischen Ideen der jeweils antretenden Länder, heute also Ecuador, wo man traditionell Cuy isst, ein gebratenes Meerschweinchen. Das sind süße Tiere und für mich der Beweis, dass Gott Humor hat. Da die Ecuadorianer ja nochmal antreten, hebe ich mir die anderen Spezialitäten für ein anderes mal auf.

Getränkekulinarisch gibt es zwei Weingüter, das spielt also kaum eine Rolle. Als Nationalgetränk empfehlen Reiseführer Aguardiente, ein aus fermentiertem Zuckerrohr gebrannter Schnaps, der so manchem Gringo schon die Füße ausgezogen haben und nach Raketentreibstoff schmecken soll. Wohl bekomm’s, mit genügend davon erträgt man vielleicht auch diese Farce von Weltmeisterschaft.

Und Katar? Die haben kein Bier, keinen Schweinsbraten und keine Dirndl und nicht nur deshalb eigentlich keine Würdigung in unserem kulinarischen Ratgeber verdient. Karak gilt als Nationalgetränk, ein mit Gewürzen versehener Tee mit Milch, was etwa so spannend klingt wie das, was sich früher in den Edelstahlkannen von Jugendherbergen vor den Blicken der Gäste verschämt verstecken musste. Wer nach typischem Essen sucht, findet allerlei “eingewanderte” Spezialitäten aus Ägypten und levantinische Küche, Shawarma z.B. – dafür muss man allerdings nicht ins Emirat reisen, sondern erhält das auch hier in Berlin, meist auch in zwangsweise alkoholfreier Getränkebegleitung.

Die Küche des Gastgebers dürfte daher tatsächlich ein weiterer Anlass zur Trauer sein und das passt ja dann zum Totensonntag, der von Preußens König Friedrich Wilhelm III. 1816 immer auf den letzten Sonntag im November, der vor dem 1. Advent liegt, angeordnet wurde und im Wesentlichen dazu dient, wozu der Katholik Anfang November Allerseelen feiert, während die Katholiken am Totensonntag den Christkönigssonntag begehen. Ein Feiertag, der in Katar vermutlich nicht gefeiert werden dürfte. Hätten wir das mit dem Bildungsauftrag also auch erledigt.

Egal, wie ihr Euren Sonntag nun verbringt, mit Arbeiten, Formel 1 oder andere “Randsportarten” gucken, gibt es dann noch etwas, was unseren Herzensverein betrifft: Gestern hat man ein Testspiel gegen 1860 München im Elfmeterschießen verloren. Die Aussagekraft dürfte trotz weitgehend prominent besetztem Kader aber übersichtlich gewesen sein, immerhin stand z.B. Philip Sprint im Tor, der seinerzeit mal ein paar Spiele im Profifußball bei uns absolviert hat und danach in den Niederungen der Ligen untergetaucht war. Ärgerlich ist es trotzdem, weil Erfolgserlebnisse in diesem Fußballjahr doch viel zu selten waren und wo, wenn nicht gegen solche Gegner, will man die sich sonst holen?

Ich widme mich jetzt meiner Nudelsuppe und wünsche Euch allen einen schönen Restsonntag, HaHoHe, Euer Opa

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