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Winterpause ohne Winter – und ohne Pause

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(opa) Nach dem grandiosen Sieg über den Kölner Karnevalsverein, den man daheim zu null kalt wie Hundeschnauze abserviert hat, folgt nun eine rund zweimonatige Winterpause. Das klingt für einen Fan der alten Dame nach verdammt langer Zeit, doch unsere Lieblingssportart im Allgemeinen und unsere alte Dame im Besonderen bietet ja genügend Gesprächsstoff, dass uns nicht fad werden wird. Themen wie die Mitgliederversammlung, die mal wieder arg angeschlagenen Finanzen (Hertha hat 80 Mio. € mehr ausgegeben als man eingenommen hat) und die Gründung einer Frauenfußballabteilung sollten uns über die erste Woche tragen.

Darüber hinaus findet ja ein Turnier statt, wo es sich allein schon lohnt, die Debatte darüber zu führen, ob man sich das anschauen sollte. Ich selbst habe für mich beschlossen, dass diese WM für mich nicht stattfindet, ich werde aber selbstverständlich denjenigen Raum geben, die das anders sehen und die sich darüber hier in unserem Rettungsboot austauschen wollen. Statt fußballerischer Vorberichten wird es aber zu den Spieltagen dann Rezeptideen aus den Ländern geben, die antreten und an den Spieltagen der Deutschen wird Euch unser sunny ein wenig einstimmen. So richtig zum Pause machen werden wir also kaum kommen.

Fangen wir heute mal mit der Nachlese des Kölnspiels an, welches ich etwas “wattiert” vorm Kamin in den Dünen einer der dänischen Wattenmeerinseln verfolgt habe. Das Ergebnis war sicher besser als der Fußball, der geboten wurde, für die geschundene Seele des Herthafans war das aber labsal und im Abstiegskampf megawichtige drei Punkte. Und das Spielglück war diesmal auf der Seite von Hertha, der Fußballgott ist manchmal wankelmütig und scheint auch die Kölner bisweilen nicht zu mögen. Letztlich war das ein Spiel auf Augenhöhe, wobei die Höhe vom Niveau her eher flach war wie die Insel, auf der ich gerade weile und auf der ich gestern beide hier vorhandenen “Berge” bestiegen habe. Einer 17 m hoch, der andere 21 m. Ohne Basislager und Sherpas kaum zu bewältigen.

Aber man muss bescheiden sein und sich angesichts der Finanzlage wohl an kleinere Brötchen mit dünnem Belag gewöhnen. Da Glück ja eine Frage der inneren Haltung ist, kann es zuträglich sein, sich mit bescheidenen Auftritten zufrieden zu geben, vor allem, wenn das Ergebnis stimmt wie am Sonnabend. Jedenfalls war mein Herthakosmos den mehr oder weniger sozialen Medien und der Stimmungslage hier zufolge dann doch überwiegend halbwegs versöhnt mit dem Abschluss eines Fußballjahres mit Höhen und Tiefen.

In der vergangenen Saison gerade so mit einer brutalen Rettungsmission in der Relegation den Kopf aus der Schlinge gezogen, ein total verkorkster Saisonauftakt, aus dessen Folge heraus es fußballerisch hübsch anzusehende Korrekturen gab, die aber zu selten zum gewünschten Ergebnis geführt haben. Man kann versöhnt sein, aber nicht zufrieden. Denn so wird Hertha sich kaum in der ersten Liga halten können, Hertha muss aber in Liga 1 bleiben, damit man am Futtertrog der Erstligisten das Kollabieren der Finanzen verhindert.

So wie die Saison verlief, verlief auch das Spiel gegen die Kölner. Fast jeder Spieler hatte Glanzmomente, aber eben auch die, die einem den Zorn auf die Stirn tragen können. Christensen im Tor war einer der besten auf dem Platz und man muss sich angesichts der konstant guten Leistungen fragen, wie lange Hertha ihn wird halten können. Seiner schnellen Spieleröffnung und dem Abwurf auf Lukebakio ist es zu verdanken, dass Lukebakio für Richter zum 2:0 auflegen konnte. Torhüter können eben auch offensiv spielentscheidend sein, denn das 2:0 nagelte den Deckel auf das Spiel. Und auch defensiv hatte er einen Sahnemoment, wo er den Winkel zumachte und den Kölner Angreifer dazu zwang, neben das Tor zu schießen.

Die 4er Kette hielt sich diesmal zurück mit allzu großen Klopsen. Zwar kamen die Kölner immer wieder zu Chancen, aber die hatten das Pech an den Hacken kleben wie in der 154. Minute Adamyan, wo er sich allein frei vorm Tor stehend Mühe geben musste, den Ball übers Tor und nicht ins Tor zu schießen. Eine Szene, die es in die Jahresrückblicke in der Kategorie “Bloopers” schaffen wird. Köln rannte und griff an, Hertha schoss die Tore. Der früh verletzt ausgewechselte Plattenhardt wurde durch Mittelstädt ersetzt, der das großartig machte und bei dem man sich fragt, warum er nicht häufiger Berücksichtigung findet, aber da steckt Trainer Schwarz vermutlich in der “Kapitänsfalle”.

Blass blieb in der Abwehrreihe Kenny, der weder defensiv noch offensiv sonderlich auffiel. Das diesmal wieder dreifach besetzte Mittelfeld mit Tousart, Sunjic und Boetius verlieh Hertha eine etwas ausgewogenere Balance zwischen Angriff und Verteidigung. Zwar fehlte es auch hier an entsprechender Bewegung der Mitspieler, Tousart musste erneut in Vierkämpfe gehen, weil er keine Anspielstation fand, aber das DM trug seinen Teil dazu bei, dass das Spiel gewonnen wurde. Auch die Schwächung durch die Hereinnahme von Serdar und Boateng kurz vor Schluss konnte das nicht mehr ändern.

Bei der Nachlese der Offensivleistung kann man konstatieren, dass die Nichtberücksichtigung von Lukebakio für die Nationalmannschaft seinen Leistungen bei Hertha nicht wirklich förderlich war. In der 64. Minute wurde er durch Ejuke ersetzt, der jedoch nicht wirklich eine Verstärkung war. Wenn der auffälligste Spieler der letzten Wochen schwächelt, muss das Team das auffangen und das gelang diesmal. Kanga verwandelte eine der selten gewordenen guten Flanken von Plattenhardt und legte so frühzeitig den Grundstein für die Niederlage der Kölner. Richter war das ganze Spiel über bemüht und erzielte ja immerhin auch das 2:0, welches ihm Lukebakio auflegte. Aber vielleicht ist das die maximal mögliche Regalhöhe. Und wenn sich auf Abgangsseite etwas tut, ergeben sich vielleicht auch Spielräume für Zugänge.

Langweilig wird uns also so oder so nicht. Auch wenn weder Winter noch Pause ist. Kommt gut durch die dunkle Jahreszeit, HaHoHe, Euer Opa

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