(opa) Waren das noch Zeiten, als man hitzefrei hatte, sich darüber freute und mit den anderen zwecks Abkühlung ins Freibad (sofern das Taschengeld dafür reichte) ging. Man genoss den Sommer, die Sonne, die Hitze und die Abkühlung. Heute scheint das mit dem Genießen nicht mehr ganz so einfach zu sein. Die Hitze wird als apokalyptischer Reiter betrachtet, während Menschen dennoch mit dem Auto ins Sportstudio fahren, um dort auf dem Ergometer Fahrrad zu fahren. Freibäder sind in einigen Großstädten no-go-Areas geworden und Abkühlung scheinen sich einige nur noch darüber verschaffen zu können, indem sie im Internet mal mehr und mal weniger woke unterwegs sind, so dass auch ich als Betreiber unseres Rettungsboots schon um Abhilfe gebeten werde.
Nur was soll ich da tun? Ich kann weder Euer Sommerloch füllen noch euch alle Geld fürs Freibad geben. Jeder ist selbst verantwortlich für das, was hier geschrieben wird und ich mische mich nur in seltenen Fällen ein, wenn der Blogfriede ernsthaft in Gefahr zu geraten droht. Mir scheint der Ratschlag sinnvoll, den Clare hier gegeben hat, dass sich die Kirschkernweitspucker auf ein Bier treffen, idealerweise an unserem Sommerfest am Wochenende. Gemäß der Anmeldungen wird das allerdings ein eher übersichtlicher Kreis, Stand jetzt rechne ich mit lediglich rund 20-25 Teilnehmern, was aber nicht schlecht sein muss. Kurzzeitige Gedanken, unter diesen Umständen abzusagen, habe ich schnell wieder verworfen, Sommerfeste leiden immer darunter, dass es keinen für alle passenden Zeitpunkt gibt. Wir werden am Samstag ein schönes Fest haben und den Sommerkoller hoffentlich vergessen lassen.
Was den Umgang hier miteinander angeht, fand ich es durchaus nett, dass ihr euch doch durchaus harmonisch über Drittsportarten wie Tennis, Formel 1 oder die Tour unterhalten habt, bis wieder einmal jemandem offensichtlich zu heiß wurde, was angesichts der Größe unserer Gemeinschaft immer sowohl eine gewisse Eigendynamik als auch eine Debatte darüber in Gang setzt, wie wir miteinander umgehen wollen. Während die einen über den reinen Fußball sprechen wollen, möchten andere über den Tellerrand gucken, der eine oder andere (kurz) stöhnen, während einige reine Harmonie nicht wünschen, während es anderen zu unharmonisch ist. Der Spagat, den ich da auf der Brücke unseres Rettungsboots machen muss, ist geeignet, am Ende niemandem gerecht zu werden.
Daher sehe ich mich erneut zu einer Stellungnahme genötigt. Hier ist ein Ort, an dem kontrovers diskutiert werden darf und das schließt auch unbequeme oder unangenehme Meinungen ausdrücklich mit ein, ohne, dass gleich der Platzanweiser kommt. Fußball im Allgemeinen und Hertha im Besonderen ist kein Umfeld, in dem man ausschließlich Harmonie erwarten kann. Im Vergleich zu anderen Diskussionsforen im Herthaumfeld geht es hier nach meinem Eindruck zudem durchaus gesittet zu und ich bitte um Verständnis, dass ich nicht “die Mutti” bin, die durch hektisches Licht ein- und ausschalten die Kinder zur Ordnung zu rufen versucht.
Wenn dann mal dazwischen gegangen wird, sollte man so klug sein, und nicht den Schiri beleidigen. Das führt dazu, dass ich den- oder diejenige beim ersten mal zum Abkühlen in die Kabine schicke und falls das nichts hilft, wird das Beiboot klargemacht und der- oder diejenige von Bord gebracht. Ich bitte jedoch um Verständnis, dass wir nicht rund um die Uhr monitoren werden, ob ihr Euch benehmt, es gibt für alle, die unser Rettungsboot am Leben erhalten, ein Leben außerhalb dieses Blogs. Das Leben ist nach wie vor schön und das Leben da draußen außerhalb hat so viel zu bieten, was nicht nur für neue Eindrücke für den Blog bedeutet, sondern einem bisweilen auch bei der Kalibrierung der Sinne helfen kann, ob es sich denn lohnt, sich derart in Rage zu schreiben, wie es einige in den letzten Stunden getan haben.
Ich war z.B. am Sonntag seit langem mal wieder auf der Pfaueninsel. Leider sind die Hauptgebäude Schloss und Meierei geschlossen, aber freilaufende Pfaue gibt es dort immer noch und einige Besucher kamen einem stolz mit ihrer Pfauenfeder auf dem Rundgang entgegen. Und plötzlich musste ich schmunzeln, weil Menschen genauso eitel wie Pfaue stolzieren können, sowohl auf der Insel als auch hier im Blog. Und dennoch lässt auch der stolzeste Pfau immer wieder mal Federn.
Dass der eine oder andere sogar mehr lässt als nur seine Federn, haben uns die letzten Tage vor Augen geführt. Ein regelmäßiger Besucher unseres Stammtischs ist von uns gegangen. Möge seine blauweiße Seele in Frieden ruhen. Und selbst topfitte Leistungssportler kann das Schicksal treffen wie Marco Richter dieser Tage, bei dem ein Tumor am Hoden festgestellt wurde. Eine Diagnose, die das Leben verändern kann. Daher denkt dran, dass ihr es selbst in der Hand habt, was auf Euren Gräbern eines Tages steht und ich bin mir sicher, dass da weder “ich hätte mehr Zeit im Büro verbringen sollen” noch “ich hätte im Blog mehr provozieren sollen” steht. Am Ende kommen wir eh alle nicht lebend aus diesem Leben, daher macht Euch locker, der Sommer bietet dafür wunderbare Gelegenheiten, wie ich eingangs bereits erwähnte.
Möge mein Aufruf zum Blogfrieden Gehör finden und auf fruchtbaren Boden fallen. Ansonsten, ihr wisst schon, bediene ich den Lichtschalter.
HaHoHe, Euer Opa