Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2022, Allgemein, Mitgliederversammlung

Weißer Rauch überm City Cube?

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(opa) Heute finden im City Cube die nach den Rücktritten der letzten Wochen erforderlichen Nachwahlen zum Präsidium statt und es ist davon auszugehen, dass alle Beteiligten “ihr” Stimmvolk mobilisieren werden. Ich werde wie angekündigt aufgrund einer parallel stattfindenden Veranstaltung nicht persönlich vor Ort sein können, ich bin mir aber sicher, dass sich einige von Euch vor Ort befinden und ihre Eindrücke in Form von Kommentaren posten werden.

Als Kandidaten für das Amt des Präsidenten treten heute an:

Frank Steffel

Als Wunschkandidat des gerade neu gewählten Aufsichtsrats tritt der ehemalige Spitzenkandidat der Berliner CDU zur Abgeordnetenhauswahl an, der beste Kontakte zur BZ zu haben scheint, die ihn bis heute als “Kennedy von der Spree” bezeichnet. Wer sich erinnert: Das war das selbe Blatt, welches uns seinerzeit an der Lolita-Affäre teilhaben ließ und Änis Ben-Hatira regelmäßig zum Publikumsliebling hofieren wollte. Ob diese Verbindung also Fluch oder Segen ist, dürfte im Auge des Betrachters liegen. Auf Steffels Habenseite liegt sicher seine Amtszeit als Präsident der Füchse und dass er zumindest das Haifischbecken “Öffentlichkeit” und die damit verbundenen Folgen wenigstens kennt.

Kay Bernstein

Ehemaliger Vorsänger der Ultra-Gruppe “Harlekins”, der heute als Unternehmer tätig ist und sich im Vorfeld professionelle Hilfe im Bereich Kommunikation gesucht hat. Mit einem neuen Stil könnte er die Gräben im Verein zuschütten helfen, er könnte sie aber auch vertiefen, steht er doch bestimmten Geldgebern kritisch gegenüber, deren Zahlungen eben auch zum ohnehin traditionell angespannten Budget unserer Hertha beitragen. Andererseits dürfte es nach dem Theater der letzten Monate ohnehin unwahrscheinlich sein, dass noch einmal Investorengelder zu Hertha fließen. Dennoch wird auch unter einem Präsidenten Bernstein die normative Kraft des Faktischen wirken, die Millionenlöcher sind weiterhin vorhanden und werden nicht durch Haltung allein zugeschüttet. Will in seiner sechsminütigen Redezeit heute einen Zehn-Punkte-Plan vorstellen.

Marvin Brumme

Tritt als Außenseiterkandidat an, dem man die Kandidatur offensichtlich nicht ausreden konnte und dessen Chancen als gering betrachtet werden dürfen. Wie groß die Chancen sind, eine unterhaltsame Bewerbungsrede zu hören, dürfen die Mitglieder einschätzen, die Kandidaten dieses Schlags häufig zu halten pflegen. Vermutlich wird man im Publikum häufiger Gesten sehen, die neudeutsch als “facepalm” bezeichnet werden. Man kann sich seine Nachbarn im Stadion ja auch meist nicht aussuchen, Herthaner sind ja leidensfähig und sehr viel schlechter als andere Kandidaten zuvor kann man es ja auch kaum machen.

Gewinner alte Seilschaften?

Schon jetzt dürfte als Gewinner aber feststehen, dass alte Seilschaften weiter die Strippen ziehen. Steffel gegenüber haben einige Loyalität geschworen, die in den letzten Jahren eher als “Abnicker” aufgefallen sind und die wortreich Begründungen dafür fanden, dass das alles ohne Alternativen oder dann doch nicht ganz so unerfolgreich war, auch wenn bis heute z.B. weder das Museum eröffnet ist oder der Dampfer schwimmt und auch niemand plausibel die Frage beantworten kann, wie man mit einer 374 Mio. € Spritze in den Abstiegsstrudel geraten konnte. Fast scheint es, als ginge es bei Hertha um Erfolgsprojekte wie den Berliner Kreisel oder den BER. Und wer kurz nachdenkt, um welches Projekt man bei Hertha gerade neben dem Klassenerhalt kämpft, könnte die Nachtigall trapsen hören.

Und Bernstein? Der hat in seinem Team auch nicht nur frischen Wind, bedenkt man Personalien wie Drescher oder Kauermann, dessen Vater als extrem gut vernetzter Strippenzieher in Berlin gilt und oft mit Gegenbauer Hand in Hand für Auftragsvergabe an die richtigen Unternehmen gesorgt haben soll, weshalb es auch allerlei Ermittlungen rund um seine Tätigkeit als Volksbank Chef, Degewo- und Vivantes Aufsichtsrat gab. Klar, es gibt keine Kontaktschuld, aber nicht wenige, mit denen ich darüber gesprochen habe, empfinden das als ein bißchen “stichig”. Da passt es auch ins Bild, dass in Bernsteins Team jemand für Öffentlichkeitsarbeit sorgt, der schon loyal zu Preetz und Gegenbauer stand und auch sonst Begeisterung für jeden anderen Fußballverein zeigte, der ihm Broterwerb gab. Wohlwollend könnte man vielleicht von professioneller Distanz sprechen, man darf dazu aber auch eine etwas differenziertere Meinung haben.

Insofern sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, dass es das satzungsgemäße Recht jedes wahlberechtigten Mitglieds ist, keinen der Kandidaten zu wählen, denn der erfolgreiche Kandidat muss die Mehrheit der abgegebenen Stimmen erzielen. Sollte dies nicht gelingen, müsste laut Satzung der Aufsichtsrat neue Kandidaten finden. Das halte ich allerdings für unwahrscheinlicher als die Wahl von Marvin Brumme, weshalb wir heute im Laufe des Tages recht sicher weißen Rauch über dem City Cube aufsteigen sehen werden. Ob das das Feuer eines Neuanfangs ist oder der Rauch des in Flammen stehenden Vereins, werden die kommenden Monate zeigen. Uns wird der Gesprächsstoff jedenfalls nicht ausgehen.

HaHoHe, Euer Opa

P.S.: Wie ist Euer Votum?

Bei der Wahl für den Präsidenten bin ich für

  • Kay Bernstein (44%, 149 Votes)
  • Frank Steffel (41%, 138 Votes)
  • Keinen der Kandidaten (14%, 47 Votes)
  • Marvin Brumme (1%, 3 Votes)

Total Voters: 337

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P.P.S.: Liveticker gibt’s hier:

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