Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2021, Allgemein

Der ewige Hanne

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(opa) Sechsmal hintereinander erreichte er als Spieler das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, zweimal wurde er Meister. Kaum ein Spieler aus den beiden Meistermannschaften blieb den Fans von Hertha BSC so in Erinnerung als Hanne Sobek, dessen Todestag sich heute zum 32. mal jährt. Wer Zeit und Lust für einen Spaziergang hat, findet auf dem Waldfriedhof im Feld 038-427 den richtigen Platz zum Blümchen ablegen. Auch als Trainer und Notvorstand blieb Sobek dem Verein nach seiner Spielerkarriere treu und machte neben den größten Höhen eben auch die tiefsten Tiefen mit. Ein Herthaner, wie er im Buche steht und unter dessen Konterfei man demnächst hoffentlich wieder im Bierbrunnen am U+S Bahnhof Gesundbrunnen eine Molle zischen kann.

Tradition haben wir zu Genüge, inclusive berlintypischen Brüchen in der Historie durch Weltkriege, Blockade und Teilung, aber eben, wenn auch länger zurückliegend, Erfolge wie Meisterschaften, Fastmeisterschaften und legendäre Schlachten auf internationalem Top-Niveau. Und die Skandale nicht zu vergessen, da sind wir ziemlicher Spitzenreiter mit Anekdoten um Handgelder im Koffer, Fluchten aus Toilettenfenstern, Bestechungsgelder für verschobene Spiele, Schwarzgeld in Särgen, brennende Reichsbahnzüge, Funktionäre mit schillernder Vergangenheit, in Halbzeitpausen entlassene Trainer oder Kofferträger langsam aufgrund voranschreitenden Alters vergesslicher Trainer, die ihren Spielern schon mal Halbangst attestieren und die friedlichsten seit dem zweiten Weltkrieg zu sein. Auch große Knalls können wir, wie zuletzt der vor etwa einem Jahr stattgefundene Abgang von Klinsmann bewies. HaHoHe, Euer Jürgen eben, doch ein echter Herthaner? Wenn auch ohne Mehrwert?

Die Frage ist, wie sieht unsere Zukunft aus? Finanziell ist man zwar gerade mal etwas dem Pleitetod von der Schippe gesprungen, aber die “Krise” trifft auch Hertha, denn auf der Ausgabenseite will kaum einer auf irgendetwas verzichten, die Spieler nicht und der Vermieter kaum, während die Einnahmesituation begrenzt ist. Einen Teil der diesjährigen TV Einnahmen hat man in die vergangene Saison vorgezogen, entsprechend weniger fließt dieses Jahr, in der TV Geld Tabelle wird man diese Saison auch keinen Schritt nach vorn machen. Investor Lars Windhorst hat neulich in einem Interview schon in Aussicht gestellt, dass es keine Pläne gibt, das finanzielle Engagement auszuweiten.

Insgesamt also eher durchwachsene Aussichten, hier in absehbarer Zeit Spitzenfußball auf internationalem Top-Niveau zu sehen? Welcher der “Kracher”-Manager dockt hier an, wo die Spielräume für Investitionen begrenzt sind? Aus reinem Herzblut arbeitet im Profisport niemand und wer etwas wert ist, weiß das auch und verlangt entsprechende Rahmenbedingungen. Zumal noch nicht einmal feststeht, dass Hertha in der kommenden Saison in der 1. Liga spielt, steht man doch derzeit nur wegen der Tordifferenz nicht auf einem Relegationsplatz und die derzeit dort weilenden Bielefelder haben ein Spiel weniger.

Planungssicherheit ist also auch kaum gegeben und realistisch dürfte sein, dass man längst eine Hybridplanung vornimmt für den Fall des Klassenerhalts genauso wie für den Fall eines Abstiegs, wo sich die kolportierten Gehälter in Kombination mit einem weitgehend zum Erliegen gekommenen Transfermarkts als Dumdum-Geschoss herausstellen könnten. Wenig motivierte, satte Spieler, die Gehälter beziehen, die man sich nicht wird leisten können und gleichzeitig keine entsprechende Ablösen zahlen wollenden Abnehmer, die obendrein wissen, dass Hertha für diesen Fall das Hals bis zum Wasser steht?

Und dann ist da ja noch die Wandelanleihe, bei der niemand weiß, an welche Bedingungen diese geknüpft ist. Sollten sich bislang dem Eigenkapital zugerechnete Gelder plötzlich in Verbindlichkeiten umwandeln, könnte die sportliche Talfahrt unser allerkleinstes Problem sein. Doch keine Sorge: Tiefer als in die Bezirksliga können wir aber nicht fallen und ich zeige Euch dann gern die Sportstätten der Stadt, die ihrerseits einen wirklich besonderen Charme haben. Und fanfreundliche Getränkepreise. Alles erreichbar mit einem Fahrschein für den Tarifbereich AB.

Doch wollen wir den Teufel nicht an die Wand malen, noch ist weder Hertha noch Pommern verloren 😉 Im nächsten Spiel eine Überraschung, danach mal ausnahmsweise mehr als nur eine gute Halbzeit, dann könnte der Bock schon umgestoßen sein. Das Wetter wird ja auch besser, bald ist Frühling in der Hauptstadt und dann bricht sich wie jedes Jahr das Wunder der Natur seinen Bann. Egal, wie es um den Fußball bestellt ist. Denn auch der wird “danach” nicht mehr der sein, der er vorher war. In jeder Krise steckt ja auch eine Chance. Möge unser Herzensverein diese nutzen.

Wie beurteilt ihr die Situation? Schaffen wir das Wunder? Oder gehen wir nach Canossa? Wer wird neuer Manager? Bleibt der knurrige Ungar unser Trainer (noch ist in der Pulle Pálinka was drin)? Oder gibt’s die ganz, ganz große Lösung? Ein weiterer Investor steigt ein, bringt Klopp als Trainer und eine Weltauswahl der aller-, allerbesten Spieler wie Ibrahimovic, Messi, Ronaldo, Leckie, Ottl und Esswein? Man wird ja noch träumen dürfen. Zur Not mach Pal uns den Hanne und wird auch noch Notvorstand, wird Trainermanager, übernimmt das Catering (mit Gulasch dann endlich vernünftiges Essen im Stadion) und die Öffentlichkeitsarbeit (“müssä akzäptierä, dass Spieler hüpfä wie Känguru, sind alläs Bäbys, mache Freundschaftsspiel”).

HaHoHä, Euer Opa!

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