Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2021, Allgemein, Transfers

Kaderschmiede

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(opa) Der Transfermarkt in diesem Winter scheint zumindest im Vergleich zu den Vorjahren ziemlich frostig zu sein. Wirklich spektakuläre Coups wurden bislang nicht vermeldet, weder bei Hertha noch national oder international. Das Ende der Spekulation? Angesichts der von einigen Vereinen getätigten Investitionen in den letzten Jahren ist kaum davon auszugehen, dass sie das ohne entsprechend teure Abgänge zu refinanzieren im Stande sind, aber warten wir es ab und was interessiert uns anderer Vereine Schicksale, wenn bei uns Rekordzugänge der letzten Zeit eher “underperformen”, um mal in der Investorensprache zu bleiben.

Umso mehr stellt sich die Frage, weshalb aus dem eigenen oder frühzeitig gesicherten Nachwuchs gefühlt so wenig nachwächst. Zwar hat Hertha in den letzten Jahren immer wieder Spieler aus der Akademie hochgebracht, aber als echter Hochkaräter entpuppte sich bislang kaum einer. Nico Schulz und John Anthony Brooks kann man sicher “Bundesligastammspielerniveau” attestieren, Maxi Mittelstädt hat mental wie körperlich zugelegt, ist aber auch nur punktuell gesetzt, Arne Maier wurde zwecks Sammlung von Spielpraxis nach Bielefeld ausgeliehen, wo er aus einer Reihe von Gründen aber ebenfalls nur punktuell zum Einsatz kommt.

Die Liste der “Fehlversuche” hingegen ist ellenlang. Kade ging ablösefrei zum Stadtrivalen, wo auch Robert Andrich regelmäßig recht erfolgreich spielt, Friede ging ablösefrei nach Burghausen, Kiprit in die belgische Liga verliehen, Jastrzembski nach Paderborn, Covic nach Ascoli. Kohls spielt mittlerweile bei Blau Weiß 90, Kauter beim BAK. Hochkarätigere Talente gingen wie zuletzt Omar Rekik mit mal mehr und mal weniger Getöse zu anderen Vereinen und all das wirft abermals die Frage auf, ob und wenn ja, was bei der Nachwuchsarbeit von Hertha klemmt. Sonderlich viele Gründe, allzu zufrieden zu sein, scheinen mir nicht zu herrschen.

Und so gestaltet sich die Kaderplanung auch diesen Winter wieder ein klein wenig im Panikmodus zu bewegen. Wer kann sofort helfen, die entstandene Schieflage zu beheben? Die Zahl der Baustellen scheint zahlreich und dass des Investors Portemonnaie eher geschlossen zu sein scheint, ist überdies wenig hilfreich auf dem Weg zum “helbeltechnisch verkürzten Abstand” nach oben, obwohl man in der Realität nicht einmal mit Bielefeld zurecht kommt.

Kriegt man mit Ach und Krach und unter guten Umständen eine passable Mannschaft aufs Feld, sind Ausfälle oder Formtiefs kaum zu kompensieren. Die rechte Seite liest sich vorn wie hinten beinahe eher wie ein Traditionsteam. Pekarik, unter Labbadia aufgeblüht, lässt sich einen die Frage stellen, weshalb man jemanden wie Klünter geholt hat und wo dessen Unterschied zu Spielern in der Qualität eine Marcel Ndjeng lag. Es spielt auch keine Rolle, ob Esswein, Leckie oder der derzeit völlig neben sich stehende Lukeba-K.O. auflaufen, Torgefahr entwickelt kaum einer mehr als die seligen Flanken des immer netten und vergleichsweise preiswerten Ndjeng, der zudem wenigstens vorn wie hinten wenig konnte.

Auf dem linken Flügel brillieren wir auch nur dann, wenn Cunha spielen kann und Lust hat. Ansonsten ist auch dieser abgemeldet und wir könnten mit drei Guendouzis spielen, der würde keine Anspielstation finden. Kein Wunder, dass ein Instinktstürmer wie Herr Freitag derzeit die sprichwörtlich ärmste Sau ist und vorm Tor verhungert. Das, was man auf dem Platz zu sehen bekommt, ist ziemlich unattraktiver Rumpelfußball, der momentan mehr auf das Prinzip “Glück” als auf systemische Ansätze zu setzen scheint.

Und ein ziemlich teurer, unattraktiver Rumpelfußball ist es obendrein. Immerhin hat man nach dem Einstieg von Investor nicht nur teuer Spieler wie Ascacibar, Tousart, Lukebakio, Herrn Freitag oder Cordoba eingekauft, sondern obendrein auch noch das Gehaltsniveau an die “Großen” angepasst. In der vergangenen Saison gab man rund 70 Mio. € Personalkosten für Lizenzspieler aus. Der Output ist dafür erschreckend. Geld schießt eben doch nur bedingt Tore, wenn das drumherum nicht stimmt.

Und so stellt sich abermals die Frage, weshalb man vom einst mal eingeschlagenen Weg abgewichen ist, entwicklungsfähige und unterbewertete Spieler zu holen. Wobei außer Weiser und Lazaro da auch keiner den großen Sprung geschafft haben dürfte, denn der Großteil der eingekauften Spieler entpuppte sich dann doch eher als Ottl oder Hegeler. Möge der Investor nicht die Lust und das Geld verloren haben, bis sich Hertha neu aufstellt.

Wie seht ihr das?

HaHoHe, Euer Opa

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