Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein

Tulpen aus Amsterdam

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(opa) Mieke Telkamp sang 1961 den Klassiker über die Blumenpracht, die unsere europäischen Nachbarn so gern exportieren. 2019 führten die Niederlande Blumen im Wert von 6 Milliarden Euro aus, Hauptabnehmer ist Deutschland. Falls sich nun jemand fragt, was das mit Fußball zu tun hat, dem sei das Weiterlesen empfohlen.

In den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts stiegen die Preise für Tulpen in schwindelerregende Höhen. Eine Blumenzwiebel der Sorte Semper Augustus wurde zwischenzeitlich für 30.000 Gulden gehandelt. Zum Vergleich: Das Jahresdurchschnittseinkommen betrug seinerzeit rund 150 Gulden. Als sich keine Käufer mehr fanden, die bereit waren, die absurden Preise zu bezahlen, platzte die Spekulationsblase und stürzte weite Teile der Niederlande in wirtschaftliches Chaos.

Heute erfreuen wir uns immer noch über die Pracht schöner Tulpen, sei es im eigenen Garten, in Gartenschauen oder als Schnittblumen auf dem Küchentisch. Tulpen sind wieder Dutzendware und jeder kann sich welche leisten.

Was das mit Fußball zu tun hat: Gerade kam eine Eilmeldung der toralarm-App, die auf die Neubewertung der Bundesligamannschaften von transfermarkt Bezug nimmt und von Milliardenverlusten spricht. Gestern schon sprach Fredi Bobic davon, dass die Planung für die nächste Saison bereits für die Tonne wäre und ein Preisverfall einsetzen dürfte.

Die Blase platzt also bereits, denn auch die Rechteverwerter wie sky leiden trotz weiter kassierter Gebühren von Privatkunden, da man aber natürlich wertvolle Werbeplätze nicht verkauft bekommt und zudem die Abonnenten aus der Gastronomie entlastet, indem man deren Gebühren aussetzt, dürfte klar sein: Die fetten Jahre des Fußballs sind vorbei, einige werden wie weiland die holländischen Nachbarn feststellen, dass sie sich verspekuliert haben. Der Fußball wird’s überleben, so wie die Tulpen es auch überlebt haben.

Nostalgie

In den letzten Tagen haben wir hier so wunderbar alten Gedanken nachgehangen, wo wir früher hingegangen sind und wo wir unsere lauen Sommerabende verbracht haben. Lasst uns diese Stimmung, diesen “Mood” ein klein wenig aufrechterhalten. Was waren Eure Fußballerlebnisse?

Das erste Stadionerlebnis?

Das schönste?

Das traurigste?

Das langweilgste?

Ich fang mal an:

Das erste Stadionerlebnis? Anfang der 80er ein ödes Zweitligaspiel, ich hatte meine Eltern monatelang bekniet, zum Fußball und vor allem zu Hertha zu dürfen. Tickets gab’s in den Kategorien “Tribüne Unterrang” oder “Unterring Kurve und Oberrang”. Ich staunte als Steppke über “Typen” mit Kutten, Trommeln, Fahnen und Tröten, dazu Unikate wie den Fan, der einen kleinen Affen auf der Schulter mit ins Stadion nahm. Ich hatte gerade meine erste Armbanduhr bekommen, deren Glas ich beim Erforschen des Reportergraben mit einer fetten Schramme versehentlich versah. Das Ergebnis weiß ich nicht mehr, aber ich war gepackt und konnte nicht genug kriegen. Zumindest für eine lange Zeit.

Das schönste? Ich tue mich schwer mit Superlativen, aber der Auswärtssieg im Derby in der Alten Försterei war schon sehr, sehr gut.

Das traurigste? Ganz klar, der verschaukelte Abstieg in Düsseldorf. Die Rückfahrt war hingegen sehr unterhaltsam mitsamt “Abriss” des Sonderzugs und “Narretei” der Staatsmacht, die am Zielbahnhof auf uns wartete, wir aber eine Station vorher ausstiegen.

Das langweiligste? Das Spiel gegen Hoffenheim im Schneetreiben, wo man eh kaum was sah und Hertha ohne eigenen Torschuss durch ein Eigentor ein Tor schoss. Irre.

Bleibt weiter gesund und stark! HaHoHe, Euer Opa

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