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Urbi et orbi – Frohe Ostern!

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(opa) Ostersonntag, das höchste Fest der Christen, der Heiland ist wiederauferstanden, die lange Fastenzeit ist vorbei, es folgen die mit Ostern verbundenen Feiertage Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Doch so, wie der Papst bei der urbi et orbi Segnung nie “urbi et orbi” sagt, so ähnlich scheint es sich bei Hertha mit dem Begriff “Aufstieg” zu handeln, auch dieses Wort nimmt niemand in den Mund, wenngleich alle wissen, dass dieses Ziel nicht nur sinnstiftende Hoffnung ist, sondern Grundlage jeglicher weiterer Existenz im Profifußball. Nicht nur nach gestern ist aber auch längst klar, dass es eines der Auferstehung ähnlichen Wunders bedürfte, um das noch in dieser Saison zu bewerkstelligen.

Nach der katholischen Lehre wird denen, die guten Willens sind, mit dem Segen urbi et orbi der Ablass aller Sünden gewährt. Und so einen Ablass könnte man bei Hertha auch gut gebrauchen angesichts der Schulden, die sich aufgetürmt haben. Das “Und vergib uns unsere Schuld” aus dem Vater unser müsste bei Hertha eigentlich in Dauerschleife laufen. Stattdessen laufen “Nur nach Hause” und “Wir sind so wie wir sind”. Herthaner sind eher Travelers denn Pilger, wenngleich ähnlich viel Bier konsumiert wird. Nicht nur in der Fastenzeit. Dafür fastet der Herthaner in Sachen Fußballleckerbissen (Anmerkung: Ich hab das mit den 3 L nicht erfunden) ganzjährig.

“Adiutorium nostrum in nomine Domini” (Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn) ist einer der apostolischen Segen, dumm nur, dass Hertha eine Frau ist, kein Wunder also, dass niemand zu Hilfe eilt. Wobei das ja nicht richtig ist, es kamen ja welche zu Hilfe. Tennor zum Beispiel half mit 374 Mio. € und führte uns in Versuchung. Es erlöste uns aber nicht vom Bösen, sondern führte uns in einen Zustand, in dem die Apostel zwischen Karfreitag und Ostersonntag gewesen sein müssten, ohne, dass dieser zu enden scheint. Jesus erschien seinen Jüngern zwischen Ostersonntag und Himmelfahrt 40 Tage lang, bei Hertha wartet man vergebens wie Beckett auf Godot.

Wobei es immer wieder kleine Wunder zu bestaunen gibt. Gestern zunächst das Wunder, wie man gegen Nürnberg in Rückstand geriet. Gut, beim FCN handelt es sich um den ehemaligen Deutschen Rekordmeister. Mit neun Meisterschaften waren die Franken 64 Jahre lang Rekordmeister. Was soll man gegen so eine Übermacht auch ausrichten? Doch auch hier half ein kleines Wunder und das Ergebnis wurde am Ende geteilt wie seinerzeit das rote Meer durch Moses. Nur stand bei Hertha am Ende nicht die erhoffte Rettung und man floh auch nicht vor den Ägyptern, sondern vermutlich eher vor den Gläubigern.

Bei dieser Flucht verlor man jüngst auch noch einen der Trainersöhne. Der See Genezareth ist vermutlich zu weit entfernt von Berlin, um mit 5 Broten und 2 Fischen alle Dardais ausreichend satt zu machen. Aber war nicht das Gleichnis des verlorenen Sohns von Jesus selbst erzählt worden? Und handelt es nicht auch von der Wiederauferstehung? Also lassen wir den verlorenen Trainersohn sein Erbe verprassen, bis er zurückkehrt und als Bettler um Anstellung als Tagelöhner bittet, dem wir ein rauschendes Fest bereiten werden.

Ende gut, alles gut? Das Neue Testament endet mit der Offenbarung des Apostels Johannes, in der er eine Vision beschreibt, in der Gott in Herrlichkeit erscheint. Nun bin ich nicht Johannes und Visionen habe ich auch selten, dennoch glaube ich daran, dass am Ende alles gut wird. Und wenn es nicht gut wird, ist es eben nicht das Ende. Am Ende ist vieles eine Frage der Einstellung. Oder von genügend Rotwein, wobei der sich ja auch als Messwein prima eignet. Ich selbst habe es gestern vorgezogen, beim traditionellen Osterfeuer unserer Gartenkolonie beizuwohnen statt im Stadion zu sein, daher kann ich außer dem Ergebnis auch noch nichts zum Spielgeschehen beitragen, aber den Bildungsauftrag (heute im Fach Religion) hab ich dennoch gern erfüllt.

Und so schließe ich mit “Sit nomen Domini benedíctum” (Der Name des Herrn sei gepriesen). Und nicht nur der des Herrn, sondern auch der von Herr-tha. “Ex hoc nunc et usque in sæculum” (Von nun an bis in Ewigkeit).

HaHoHe, Euer Opa

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