Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2023, Allgemein, Testspiel, Trainingslager, Transfers

Test, test, 1,2,3…

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(opa) Ähnlich wie beim Soundcheck geht es dieser Tage bei Hertha zu. Test beim Stasi-Club, tags drauf (ganz nachhaltig) beim Schweizer Meister in Bern, wo einige Ex-Herthaner wie Steve von Bergen in Management und auf dem Platz der (zu brave) Fabian Lustenberger agieren, am Mittwoch geht’s in Trainingslager nach Österreich und Samstag steht das nächste Testspiel gegen Molenbeek (während wir “Herthaimmerer” uns zum alljährlichen Sommerfest treffen). Zur Ruhe dürfte bei Hertha derzeit also kaum jemand kommen, denn es ist nicht nur viel Action, es ist vor allem sehr, sehr viel zu tun angesichts des immer noch unfertigen Kaders.

Auch wenn Trainer Dardai bewusst auf die Mitnahme des einen oder anderen Verkaufskandidaten verzichten dürfte, sind dennoch immer noch rund zehn Spieler zu viel im Kader und man muss kein Prophet sein, dass man nicht alle loswerden wird und den einen oder anderen durch Liga 2 wird mitschleppen müssen. Es gibt zwar heiße Verkaufsgerüchte, die betreffen aber eher einen Spieler, den man lieber halten wollte, um wenigstens noch einen namhaften Berliner für den ausgerufenen Berliner Weg im Kader zu haben. Aber man hat ja wenigstens Fanliebling Gersbeck geholt, dafür aber momentan 6 Torhüter. Der Begriff der “Unwucht” ist da noch fast euphemistisch.

Und obwohl Ende Juli bereits Herthas Pflichtspielsaison beginnt, ist das Transferfenster noch einen ganzen Monat länger offen und fordert eine Tugend ein, mit der der gemeine Fußballfan doch so oft hadert. Als Gott die Geduld verteilte, sind offensichtlich viele gegangen, weil es ihnen zu lange dauerte. Dennoch tun alle gut daran davon auszugehen, dass der Kader, der mit ins Trainingslager geht, nicht der ist, der nach dem 1.9. auf dem Platz stehen wird. Wer sich leise Sinnfragen stellt, sollte sich darüber bewusst sein, dass er nicht allein ist damit.

Dass sich bei anderen Clubs das Transfergeschehen auch eher “teigig” entwickelt, ist dabei nur ein schwacher Trost. Die Unabgestimmtheit in Sachen Laufwege und Standardsituationen ist schon längere Zeit einer der Gründe für Herthas schwache Performance und von daher sollte man sich nicht wundern, wenn auch die neue Saison keinen Leckerbissenfußball aufwarten wird. Knie- oder hüfthohe Flanken in den Rücken des Mitspielers inclusive. Und nicht zu vergessen Pässe zum Gegner, zu denen man Musik wie Yakety Sax spielen könnte.

Niemand scheint jedenfalls die Absicht zu haben, die Mission Wiederaufstieg auszurufen. Trotz Rekordetat für die zweite Liga stapelt man tief und freut sich an Kleinigkeiten wie die so nicht geplante Übernahme der kompletten Frauenabteilung von Hertha Zehlendorf. Wer von Herthas 1. Herrenmannschaft bis dahin entnervt ist, kann ab dem 19./20.8. der ersten Frauenmannschaft von Hertha in der Regionalliga Nordost die Daumen drücken, die vorbildlich die Testspiele hier in der Region und das Trainingslager in Brandenburg abhalten. Gut, aufgrund der verunglückten Übernahme ist vermutlich auch kein Geld da für mehr.

Und vielleicht spielen die Damen sogar den schöneren Fußball als die 1. Herren? Die Verpflichtung von einigen ehemals eher holzfüßig auftretenden Herrenfußballern für den Trainerstaff von Dardai lässt jedenfalls wenig Hoffnungsstimmung aufkommen. Wer denkt bei Namen wie Zecke, Ebert oder Ben Hatira nicht zungeschnalzend an Zuckerpässe, Spielkultur und Torchancen satt? Und wenn man da nach dem Regulativ fragt, wird man vielleicht die Grillen zirpen hören, denn es dürfte keins mehr geben. Die Wandlung von Hertha BSC zum 1. FC Dardai scheint in vollem Gange. Das mag gut für die Folklore sein, ob es gut für den Verein ist, daran bleiben nicht gänzlich unberechtigte Zweifel.

Das “Test, test, 1,2,3” könnte also auch aus dem Management von Hertha zu hören sein, wo man mitten in der Saisonvorbereitung noch beim Soundcheck zu sein scheint, während andere in der Führungsetage Fakten schaffen. Entscheidend mag ja nicht sein, wer als erster losläuft, sondern wer als erster im Ziel ankommt, aber dennoch muss man dann schon irgendwann in die Puschen kommen, sich über Standort und Ziel einig sein. Wer bei Hertha gegenläufige Kräfte entstehen sieht, dürfte nicht ganz falsch liegen.

Einigkeit ist übrigens das Motto des Feldherren gewesen, dessen Statue ich gestern hier im ostwestfälischen Interimsexil besucht habe. Arminius bzw. Hermann schlug erfolgreich im Teutoburger Wald drei an sich übermächtige römische Legionen unter deren Befehlshaber Varus und bewies, was man mit vereinten Kräften erreichen kann, gelang es ihm doch, aus vereinzelten Stämmen ein schlagkräftiges Heer zu formen. Vielleicht ja ein Fingerzeig für die Truppe von Trainer Dardai, der ja schon mal seine Lieblingsspieler mit Bezeichungen wie “Krieger” lobte.

Die Zuschauer sind jedenfalls bereit, die Besuchszahlen bei den Testspielen und die Verkaufszahlen bei den Dauerkarten sprechen Bände, aber ist es der Verein auch? Diskussionsstoff bleibt reichlich

HaHoHe, Euer Opa

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