Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2023, Allgemein

Im Auge des Sturmtiefs

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(opa) In der Tabelle auf Platz 17, Führungschaos durch Rauswurf des teuersten Sportgeschäftsführers der Vereinsgeschichte, täglich neue Intrigenmeldungen, stockende Verhandlungen mit Investoren, finanziell mal wieder in einem äußerst kritischem Zustand, dazu ein ramponiertes Image und ein aufblühender Stadtrivale. Dieser Cocktail, der normalerweise einen Sturm der Entrüstung losbrechen lassen müsste, führt zu einer momentanen Stille wie im Auge eines Tornados, wo man quasi windstill den um sich herwirbelnden Häusern und Lastkraftwagen zusehen kann und sich fragt, weshalb so ein Aufhebens gemacht wird. Oder ist es die Schockstarre, die sich lähmend über den Verein legt, weil man weiß, dass das dicke Ende noch kommt?

Am Sonntag empfängt man mit Gladbach einen zwar angeschlagenen und derzeit eher auswärtsschwachen Gegner, andererseits erwartet kaum jemand, dass unsere Mannschaft mehr schafft, als sich die Schuhe zuzubinden. Und danach geht es zum Team aus Lüdenscheid Nord, das wohl auch mit der zweiten Mannschaft Hertha aus dem Stadion fegen dürfte. Wenn alles blöd läuft, steht man dann in der Tabelle hinter dem ungeliebten Verein aus Herne West und fragt sich, wie das passieren konnte.

Nach 374 Mio. € Investment und dem Verpflichten von Deutschlands erfolgreichstem Fußballmanager müsste man doch längst in Sphären spielen, in denen man regelmäßig auch unter der Woche an klangvollen Orten wie Manchester und Barcelona spielen müsste. Stattdessen ist die Perspektive eher Bielefeld und Braunschweig. Oder, wenn es noch schlimmer kommt, Wacker Lankwitz und Anadoluspor. Immerhin kann man dann zu Auswärtsspielen mit dem Fahrrad oder einem AB Ticket der BVG kommen. Und Tickets gibt’s dann auch immer, wenn auch keine Helmhinterlegung. Dafür wird man das Motorrad mit in den Gästeblock nehmen können. Irgendwas ist halt immer.

Wer nun glaubt, dass es so schlimm schon nicht kommen wird, sollte bedenken, dass beim Ausspruch dieses Satzes durch Herthaner irgendwo das Fußballschicksal lachend vom Stuhl fällt. Und dann kommt es schlimmer. Man muss nur an Einschätzungen erinnern wie “Die Mannschaft ist viel zu stark, um etwas mit dem Abstieg zu tun zu haben”, was den Abstieg dennoch nicht verhinderte. Und wenn der immer noch im Amt befindliche Kapitän selbst nach dem letzten Spiel sagt, dass die Mannschaft stärker sei als es der Tabellenplatz aussagt, ist höchste Zeit, sich den Helm aufzusetzen, den Sicherheitsgurt anzulegen und Alarmstufe rot auszurufen.

Von den an den Hebeln der Macht sitzenden Machern kommt derweil das übliche “Panik ist ein schlechter Ratgeber”. Das mag aus deren Sicht richtig sein, allerdings ist Panik nichts für Herthaner, die sind es nämlich gewöhnt, Anhänger eines Vereins zu sein, welcher seine Chancen grandios verkackt. Und sie wählen am Ende ja auch genau solche Typen in die Gremien, die dann halt auch genau das liefern. Gestern listete jemand die Präsidenten von Hertha nach dem Krieg auf. Fußballsachverstand war jedenfalls in den seltensten Fällen Grund für deren Wahl.

Aber Hertha ist insofern dann doch wieder ganz auf Höhe der Zeit, weil sich dieses Modell ja auch an anderen Stellen “etabliert” hat, wobei das Peter-Prinzip ja schon 1969 veröffentlicht wurde und somit älter ist als unser Präsident Kay Bernstein, der den leckgeschlagenen Herthadampfer durch stürmische See steuern muss. Als erster Offizier ist nun Benjamin Weber auf der Brücke und als Navigator Zecke Neuendorf.

Na dann Mast- und Schotbruch, äh, HaHoHe, Euer Opa

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