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Nicht über “Los” gehen?

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(opa) Was soll man zum gestrigen Spiel noch schreiben? Sprachlos, hilflos, hoffnungslos, aussichtslos – irgendwie fallen einem zur aktuellen Situation nur noch “los”-Worte ein. 4 Spiele, Null Punkte, 1 Tor geschossen, 12 kassiert, diese nüchternen Zahlen sind nüchtern kaum zu ertragen, aber man kann ja den Sonntag nicht gleich mit Schnaps beginnen. Dass es gestern gegen einen Gegner ging, der eine Regalhöhe höher unterwegs ist, darf dabei nicht über die Defizite hinwegtäuschen, sich gegen solche Gegner wenigstens zu wehren. Nichts davon war zu sehen. Wehrlos kommt zur Aufzählung der “los”-Worte also dazu.

Auch das Wort englische Wort für Verlierer loser beginnt wohl nicht aus Zufall mit “los” und lustlos ist der Zustand, der einen ereilt, wenn man an den nächsten Auftritt denkt. Am Sonntag darf die Fohlenelf vom Niederrhein im Olympiastadion antreten und wenn man ehrlich ist, dann ist die einzige Frage, wie hoch die Niederlage ausfällt. In der blutleeren Truppe von Trainer Schwarz ist null Feuer drin, dabei sollten doch die ganzen Mentalitätsspieler für Hertha brennen. Vielleicht haben sie sich auch mit Hertha-DNA angesteckt, das würde am ehesten erklären, weshalb man das Fußballspielen eingestellt hat.

Doch es gibt noch einige, die fest an die Wende und an bessere Zeiten glauben, u.a. ein Autor, der sonst eher dafür bekannt ist darauf zu achten, dass Funktionäre bei Hertha woke genug sind und den ich allein aus diesem Grund für nicht zitierfähig halte, weil er für seine Anschwärzerei obendrein mit einem gut dotierten und von uns allen zwangsfinanzierten Job beim Skandalsender rbb belohnt wurde. Das Torwartspiel ist seit dem Vorfall jedenfalls nicht besser geworden (die Berichterstattung auch nicht). Wie so vieles andere bei Hertha auch nicht besser geworden ist, obwohl man nun fast sämtliches Personal durchgewechselt haben dürfte.

Leblos wirkt die alte Dame beim scheinbar unabwendbaren Taumeln in den drölften Abstieg. Sechsmal ist Hertha zu meinen Lebzeiten abgestiegen, meine Vereinsliebe überlebt sicher auch ein siebtes oder achtes mal, solche Schmerzen vernarben mit der Zeit. Aber kein Verantwortlicher kann von mir erwarten, dass ich für das sichtbare Ergebnis applaudiere oder die Kulisse liefere, mit denen sich ein paar Auserwählte die Taschen voll machen, während wir Fans Häme und Spott erdulden müssen und zeitgleich man im Wald das M-Wort leise murmelt.

Es würde aber zur Hertha-DNA passen, wenn wir als Tabellenletzter absteigen, während der Stadtrivale um die Meisterschaft mitspielt. Zur Hertha DNA gehört aber auch, dass wir wiederkommen. Ob nun direkt aus der zweiten Liga oder über den langen Weg aus der Bezirksliga dürfte weniger sportlich entschieden werden als durch die Frage, wann das Finanzkonstrukt wackelt. Da nun jemand für die Lizensierung Verantwortung trägt, der bislang nicht durch Sachverstand in Fristsachen aufgefallen ist, muss man als Herthaner alle Däumchen drücken und die Pobäckchen fest zukneifen, wenn es um die Vergabe der Lizenz geht. Hoffentlich ist im Fax Papier nachgelegt worden und das Farbband der Reiseschreibmaschine noch feucht genug.

Wer glaubt, so schlimm würde es schon nicht kommen, möge einmal zurückdenken, welche großartigen Chancen Hertha im Laufe der letzten Jahre in den Sand gesetzt hat. Das 374 Mio. € Geschenk ist irgendwie weg und hat sicher viele Menschen reich gemacht, die von der von den Aufsichtsgremien genehmigten Ausgabepolitik profitiert haben. Die Teilnahme an internationalen Wettbewerben wurde nicht ausreichend goutiert, die Spielweise als nicht schön genug abgestempelt. Klar, ohne Abstiegsdrama ist es dem Herthaner halt fad. Und das eigene Stadion, dessen Eröffnungstermin man ja schon bekannt gegeben hatte, scheiterte am selbstauferlegten Datenschutz und dass man keinen Kontakt zu den betroffenen Mietern aufnehmen wollte. Auch bei Hertha gilt: Es sind immer die anderen.

Hertha wird am Ende der Saison nicht über Los gehen, sondern direkt ins Gefängnis der zweiten Liga und fürderhin am Monopolytisch des Profifußballs geschröpft werden, bis wirklich der allerletzte Cent aus der alten Dame gequetscht wurde. Die alte Dame stirbt, zu erben gibt’s nichts, weshalb die Aasgeier und Erbschleicher den Laden vorher ausgeräumt haben werden. Zurück bleibt eine Hülle, die vielleicht von ein paar wackeren Idealisten wieder aufgebaut werden wird. Man sieht sich eines Tages dann im Mommsenstadion bei TeBe oder bei Tas in Neukölln. Immerhin wird Hertha so die Bürde los, im Oly spielen zu “müssen”. Letzteres war ja der Wunsch vieler, die auch an mehr Gerechtigkeit durch den VAR oder Herthas Chancen durch den Aufstieg der Köpenicker glaubten. Man kann den Eindruck bekommen, es gäbe da bestimmte Muster.

Aber auch ich liege mal daneben mit meinen Prognosen und auch wenn ich sonst im Leben ein hoffnungsloser Optimist bin, schaffe ich das bei Hertha momentan nicht mehr. Möge ich mich täuschen. Aus Schwarz wird sicher ein super Trainer, die Mannschaft wird am Sonntag Fury ins Schlachthaus führen und am Ende erreichen wir dank der besseren Tordifferenz in einer überragenden Rückrunde noch internationale Plätze und ich bewerbe mich zwecks Leisten von Abbitte um ein Volontariat in einer der woken Umerziehungsredaktionen. Schaunmermal.

HaHoHe, Euer Opa

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