Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2022, Allgemein, Trainingslager, Transfers

Land of the free…

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(opa) Mit der Textzeile aus der amerikanischen Nationalhymne beginnt heute der Opener unseres Mitmachblogs. Freiheit ist ein gern verwendeter Begriff und wird doch von jedem anders definiert, die Diskussion um die Böllerverbote zeigt einen Teil des Spektrums, um das es geht. Ist Freiheit, die Freiheit böllern zu dürfen oder ist Freiheit nicht auch, ohne beböllert zu werden die Straße zu benutzen oder gibt es dazwischen gar keine scharfe Trennlinie, weil das eine das andere nicht zwingend ausschließt? Ich finde die Diskussion in vielerlei Hinsicht spannend, weil man sich nicht nur um den eigentlichen Kern des Problems herumdrückt, sondern weil es halt auch sehr viel über das Freiheitsverständnis jedes einzelnen aussagt.

Weshalb ich das als Openerthema nehme? Nun, Freiheit ist das erste, woran ich denke, wenn ich an die USA denke und da sich unser Herzensverein dort gerade aufhält, denk ich natürlich auch an Freiheit und dass ich selbige besitze, hier schreiben zu dürfen, worüber ich möchte 😉 Nun ist Freiheit aber nicht der primäre Grund, weshalb Hertha sein Trainingslager im warmen Florida aufschlägt, um sich auf die kommenden Winterspiele vorzubereiten. Hier dürften primär andere Gründe eine Rolle gespielt haben.

Zum einen gibt es dort durchaus ideale Bedingungen, die Trainingsplätze sollen ziemlich gut sein, dazu gibt es weniger mitreisende Fans als in Europa und der wichtigste Grund dürfte sein, dass die Mehrkosten durch die DFL mitgetragen werden sollen, die ein starkes Interesse daran hat, die Vermarktung der Bundesliga in den USA voranzutreiben. Die Testspiele gegen US-amerikanische Mannschaften sind also eher Teil einer Vermarktungsstrategie als echte sportliche Gradmesser.

Und da in Europa aus den Fußballrechten kaum mehr Geld herauszupressen ist, muss man halt in anderen Absatzmärkten sein Glück suchen. Andere Teams fliegen nach Katar & Co. und chinesische Trainingslager verbieten sich derzeit wohl nur aufgrund der Tatsache, dass China niemanden dafür einreisen lässt, zumindest derzeit. Ja, das ist die Kehrseite derselben Freiheitsmedaille, dass der klassenübergreifende “Volkssport” Fußball zu einem elitären Millionärszirkus in exotischen Ländern verkommen ist und es dennoch schafft, weiterhin Projektionsfläche für die Hoffnungen und Emotionen vieler “einfacher Leute” zu sein. Eigentlich verrückt.

Aber so sind wir Menschen nun einmal. Wir bewegen uns in einem Spannungsfeld von Widersprüchlichkeiten und verschiedener Ansichten ein und desselben Umstands. Ein Umstand, von dem unsere tägliche Debatte hier ja auch ganz gut befeuert wird, selbst, wenn es gar keine News gibt, kann man dennoch die Dinge heute ganz anders beurteilen als gestern. So haben wir diesbezüglich eben auch die selbe Verlässlichkeit, mit der Hertha meist das nächste Fettnäpfchen trifft.

Während man in Florida gerade vor allem im Athletik- und Ausdauertraining ist, haben wir uns in den letzten Tagen mit den bestätigten Neuzugängen Niederlechner und Reese beschäftigt, die beide nach jetzigem Stand aber erst im Sommer zu uns stoßen werden, während man nun offiziell schon ein halbes Jahr früher Davie Selke losgeworden ist. Von RB zu Hertha nach Köln, die Frage ist dabei, ob das für ihn ein Auf- oder Abstieg war, aber das werden wir wohl erst am Saisonende beantworten können.

Wenig Neues auch vom Managertheater. Es dringen derzeit nicht nur bei Transfers einige Interna ans Tageslicht (sucht Bobic noch nach den undichten Stellen oder ist er selbst eine solche?), u.a. die Szenarien, was denn passiert, wenn Bobic tatsächlich zum DFB geht. Dass man bei Hertha eine möglicherweise notwendig werdende Nachfolge intern regeln will, lässt dabei aufhorchen, denn die Auswahl in Frage kommender Personen ist überschaubar und die dabei fallenden Namen lassen nichts ahnen, was in irgendeiner Form geeignet ist, Hoffnung auf bessere Zeiten zu entfachen.

Und so bleibt dann doch alles irgendwie beim Alten. Hertha gibt zu viel Geld aus, das Stadion zu schlecht besucht (selbst fürs Derby ist man wohl nicht alle Karten im exclusiven Mitgliederverkauf bislang losgeworden), es ist immer irgendwie Theater und für Gesprächsstoff gesorgt. Würde Hertha jetzt noch zum “Home of the brave”, der Heimat der Tapferen werden, hach, das wär dann doch zu ungewohnt. Also auf in den Abstiegskampf!

HaHoHe, Euer Opa

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