Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2022, Allgemein, DFB Pokal, Spieltag, Transfers

Same, same, but different…

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(opa) Neue Saison, neuer Trainer, alles auf Null, jedes Spiel fängt mit 0:0 an und endet…? Wie (gefühlt) fast immer mit einer Blamage von Hertha in der ersten Pokalrunde. Worms, Kiel, Braunschweig, das ist die Fallhöhe von Hertha im Pokal und es tröstet wenig, dass mit dem Effzeh und den Pillendrehern zwei weitere Bundesligisten auch gestrauchelt sind. Doch von vorn: Als die Aufstellung bekanntgegeben wurde, gab es schon durchaus Fragezeichen, doch die erste Halbzeit war mehr als ordentlich, Hertha hatte Feldüberlegenheit, erspielte sich trotz defensiver Anfälligkeiten Chance um Chance und auch wenn die Braunschweiger das eine oder andere mal gefährlich vors Tor kamen, sah das ganze doch wie eine sichere Sache aus. Mit 0:2 ging es mit einer verdienten Führung in die Kabine.

Dass man das Ding in die Verlängerung zitterte, lag nicht umsonst an den zum Teil unverständlichen Wechseln von Neutrainer Sandro Schwarz, dessen Wechsel zwischen den Gegentoren von Tousart für Boateng die Unruhe ins Team brachte, die die Braunschweiger eiskalt zu einem Doppelschlag in der 63. und 66. Minute nutzten. Dass man in der Verlängerung nach Rückstand noch eine 3:4 Führung verspielte statt diese clever über die Zeit zu bringen, zeigt, dass die Saison neu, aber die Probleme alt sind. Herthas sportliche Baustellen scheinen größer als der Schuldenberg zu sein und die Finanzen sind nur eine Teilausrede eines offensichtlich erheblich komplexeren Problems.

Die sportlichen Baustellen finden sich in allen Mannschaftsteilen wieder. Im Tor zappelte und zitterte Christensen herum, ohne seinen Vorderleuten Sicherheit zu geben. Gefühlt war jeder Schuss ein Treffer. Boyata mit viel Licht und noch mehr Schatten, wirklich souveräne Aktionen wechseln sich ab mit unerklärlichen und brandgefährlichen Blackouts. Kempf scheint sich an dieser Leistungskurve zu orientieren und sich dieser anzupassen statt zu kompensieren. Die Außenverteidiger in Person des neuen Kapitäns, dessen Qualitäten als Führungsspieler zweifelhaft sind wie die sportlichen Leistungen seines Flügelmanns Kenny, dessen Auftritt nach einer Reaktivierung von Altroutinier Pekarik schreit.

Im Mittelfeld gibt es wenigstens den Lichtblick Sunjic, der mit viel Übersicht feine Pässe durchsteckte und die offensive Übersicht zeigte, die ein Mann auf dieser Position braucht. Nebenmann Boateng schien auf seiner Mission Altersteilzeit zwar motiviert, aber wenn die Waffen stumpf sind und die Luft weiterhin nur für 45 Minuten plus eine Halbzeitansprache reicht, darf es kaum wundern, dass auch ein 50 Mio. € Transfer das nicht kompensieren kann. Tousart ackerte zwar ordentlich, aber blieb bis auf seinen Treffer weitgehend unauffällig. Serdar spielte so, dass man ihn in der Auflistung auch unter den Tisch fallen lassen kann, ohne, dass dies auffiele. Die Mittelfelddreierreihe hatte jedenfalls defensiv kaum Bindung und ermöglichte so den Braunschweigern gefährliche Aktionen. Anschauungsunterricht, den man sich in Köpenick vermutlich sehr genau angesehen haben wird.

Und im Sturm? Lukebakio mühte sich wenigstens eine Halbzeit redlich, die in ihn schon vor Jahren gesetzten Hoffnungen zu erfüllen und erspielte in Halbzeit 1 Chance um Chance. Leider scheint er wie viele seiner Mannschaftskollegen vergessen zu haben, dass ein Fußballspiel aus mehr als einer Halbzeit besteht. Immerhin schoss er in der Verlängerung noch ein Tor, aber auch dieser Auftritt rechtfertigt weder das in ihn investierte Geld noch die neu aufkommende Hoffnung, dass unter Trainer Sandro Schwarz der Knoten nun endlich platzt, zumal nach dem Auftritt heute sich ohnehin bald die Frage stellt, wie lange der Trainer noch auf der Bank sitzen darf, bevor Manager Bobic die vielgerühmten branchenüblichen Kräfte bemüht, die neue Impulse setzen sollen.

Im Sturm dufte auch Maolida ran, der so viele Torchancen versemmelte, bis er einen Treffer nicht mehr verhindern konnte. Ähnlich wie Davie Selke, dessen Qualität zwar für Treffer gegen den Tabellenvorletzten der 2. Liga reicht, oben drüber sieht es aber dünne aus. Dass Ersatzmann Jovetic noch blasser aussah, lag nicht nur an den immer noch im Einsatz befindlichen Nasenpflastern, sondern daran, dass er seiner ehemaligen Form weit hinterherzurennen scheint. Ejuke für Maolida war ein Upgrade, wenngleich auch noch ohne nachhaltige Aussagekraft. Die Antrittsschnelligkeit ist beeindruckend, der Rest weit entfernt von den Vorstellungsvideos, mit dem er schmackhaft gemacht wurde. Was der Wechsel Zeefuik für Lukebakio sollte, scheint ein Geheimnis zu sein, was Trainer Schwarz in einer aus Moskau mitgebrachten Matroschka versteckt haben dürfte.

Und so übernahm ab Halbzeit zwo die gastgebende Mannschaft unterstützt vom Heimpublikum (trotz trennender blauer Tartanbahn – solche Stadien sollen ja Punkte kosten und erfolgreichen Fußball der Heimmannschaft verhindern) das Zepter und kämpfte sich nicht unverdient in die Verlängerung, weil sich die Herthaner mal wieder zu sicher zu sein schienen. Führung verwalten scheint nicht Herthas Ding zu sein. Am Ende stand das Elfmeterschießen auf dem Programm und abgesehen davon, dass das natürlich ein bisschen Glückssache ist, war das diesmal auch eine Frage der Mentalität. Und so endete Herthas Pokalauftritt wie so oft mit einem Aus in Runde 1. Wenn Schiller oder der nächste Finanzboss bei der Vorstellung der Finanzplanung also wieder davon berichten, dass man mit Runde 2 (DFL Vorgabe) plant, sind ihm (oder ihr) wenigstens die Lacher der Mitgliederversammlung sicher.

Same, same, but different, sagt der Asiate, wenn er irgendwie das gleiche liefert, nur meist in schlechterer Qualität. Hertha ist wie der ferne Osten seiner Zeit weit voraus. Das schlechte Jahrhundert ist noch nicht vorbei. Mal schauen, wie unser Auftaktgegner in der Liga am Montag seine Aufgabe löst, aber klar ist schon jetzt, dass Hertha vom ersten Spieltag an unter enormen Druck steht. Ein Zustand, den man eigentlich gewöhnt sein müsste und doch fühlt es sich hundeelend an, so in die Saison zu starten. Positiv betrachtet kann man sich nun wenigstens auf den Abstiegskampf konzentrieren.

HaHoHe, Euer Opa

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