Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein

Rückblick

263 Kommentare lesen

Ende 2019 hatte ich nach einem extrem stressigen Jahresende, wo ich fast zusammengeklappt wäre, eigentlich entschieden, in Sachen Hertha kürzer zu treten. Zu sinnlos und zu aufreibend und zu kräftezehrend erschienen mir die sich oft um immer die selben Argumente drehenden Debatten, die bei einigen Themen aus Hamsterrädern bestand, wo eigentlich alles schon gesagt war und jeder sich wie weiland in die Schützengräben von Verdun zurückzzuziehen schien. Meine Gesundheit war angegriffen und ich total ausgelaugt, als sich Gerüchte verdichteten, dass immerhertha wohl seine Pforten schließt. Unsere über die Jahre trotz der Grabenkämpfe liebenswerte Truppe sollte ihre Heimstatt verlieren? Das wollte ich so nicht stehen lassen.

Ich fragte Euch, ob Interesse an einem Rettungsboot bestünde. Und nicht jeder wollte mit, vermutlich ging es dem einen oder anderen ähnlich wie mir, vielleicht glaubte man auch nicht an einen Mehrwert ohne mitschreibende Journalisten, die uns an der einen oder anderen Hintergrundinformation teilhaben ließen, auch wenn man wegen der “Säulenstrategie” unseres Herzensvereins mitsamt personeller Veränderungen auch nicht mehr ganz so gut informiert schien. Ich verstehe die Skepsis, die der eine oder andere noch auf der alten Plattform äußerte, aber sehr schnell bildete sich eine kritische Masse, die auf unsere schnell zusammengeschusterte Rettungsinsel mitkamen, mit der wir später unser heutiges Rettungsboot erreichten, was sich mittlerweile zu einem wendigen und schnittigen Fahrzeug entwickelt hat.

Auch wenn Euch mein Schreibstil gefällt, ist das, was ich hier mache, aus meinem Verständnis kein Journalismus, sondern ich sehe mich eher als eine Art “schreibender Conferencier”, der die Community unter- und erhält, die letztes Jahr achtlos wie eine Pfandflasche neben den Mülleimer gestellt wurde. Aus diesem Grund kann ich mir Freiheiten erlauben, die mir als bezahlter Autor verwehrt bleiben würden. Und so lange Eure Gastkommentare so spärlich bleiben, müsst ihr halt mich lesen 😉

Das alles funktioniert aber nur, weil wir ALLE hier ein gutes Gespann bilden, seien es die Techniker um @therocket oder @dbechstein, die oft still und leise im Maschinenraum werkeln und bisweilen auch mal von der Brücke vom “Alten” liebevoll angeknurrt wurden, weil mal wieder was nicht ging oder irgendwas repariert wurde, was ich nicht verstand und die ihm das hoffentlich nicht krumm nehmen.

Oder der unermüdlich wie fleißig Spieltagsopener incl. ausführlicher Gegnerbeobachtung liefernde @sunny170360 und der eine oder andere Gastbeitragschreibende. Aber das wichtigste seid ihr als Besucher und Kommentarschreiber (und die *innenX, die mein von dem Wunsch nach sprachlicher Ästhetik intendiertes generisches Maskulinum erdulden), denn ohne Euch als Resonanzraum würde das hier überhaupt keinen Sinn ergeben (huhu @hurdiegerdie 😁).

Eure Kommentare haben uns alle durch ein ereignisreiches Jahr gebracht, was mit dem schwäbelnden Cheftrainer Jürgen Klinsmann und mit Stadionbesuchen im trübkalten Winterwetter begann und nach dem Big Bang seines Abgangs mit ziemlichem Chaos, einer weltweiten Pandemie mitsamt ausgesetztem Spielbetrieb und hitzigen Debatten seinen traurigen Tiefpunkt erreichte. Dachte man zumindest bis zum Auftakt der laufenden Saison. Dazwischen flogen bisweilen auch die Fetzen, wobei es da weniger um Hertha als um den Umgang mit der Pandemie und ihren Folgen ging und wo es für einige schwer erträglich schien, dass es keinen absolut richtigen und keinen absolut falschen Weg gibt, damit umzugehen und uns die Folgen noch lange, lange beschäftigen werden.

Wir hatten ein wunderbares Sommerfest, auf dem es im wahrsten Sinne des Wortes extrem heiß her ging und bei dem wir mit vorgeschriebenem Mindestabstand eine “magische” Nacht genossen, die nach Wiederholung im neuen Jahr schreit. Ihr habt Euch dankenswerterweise mit mühsam in Nachtschichten von meiner Näherin zusammengenähten und von mir verzierten Mund-Nasen-Bedeckungen eingedeckt, die aus den damals erhältlichen Stoffen (das war tatsächlich seinerzeit Mangelware wie West-Jeans in der DDR) genäht wurden. Wir haben gemeinsam aus der Not eine Tugend gemacht und die Basis dafür gelegt, im neuen Jahr darauf aufzubauen.

Mein Dank gilt ausdrücklich auch an die Blogpapis vor meiner Zeit, die uns ja hier zusammengebracht haben und von denen der eine oder andere hier ja immer noch (heimlich) mitliest und deren “Framework” wir heute immer noch nutzen. Der Name Herthaimmer war aus der Not geboren, das Design sollte vertraulich wirken, das geschriebene Wort im Vordergrund stehen. Diesen von Euch geprägten Stil versuchen wir in Ehren fortzusetzen. Wir wollen aber nicht stehenbleiben, sondern die Basis nutzen, um uns weiterzuentwickeln, weshalb wir gern von Euch ein Feedback hätten, was Eure Wünsche sind. Podcast? Vlog? Starschnitt von opa? Interviews? Ich verspreche, die Ergebnisse im Sinne von Erich Ribbeck zu bewerten:

Grundsätzlich werde ich versuchen zu erkennen, ob die subjektiv geäußerten Meinungen subjektiv sind oder objektiv sind. Wenn sie subjektiv sind, dann werde ich an meinen objektiven festhalten. Wenn sie objektiv sind, werde ich überlegen und vielleicht die objektiven subjektiv geäußerten Meinungen der Spieler mit in meine objektiven einfließen lassen.

Erich Ribbeck im Juni 2000

Nun aber lasst uns das Glas erheben und auf das erste Jahr im Rettungsboot anstoßen. Mögen viele weitere folgen, am besten gekrönt von einer Feier, wo wir gemeinsam einen (relevanten) Pokal durchs Brandenburger Tor tragen, den wir dorthin gebracht haben, gesäumt von Straßen voller von Rückspiegeln befreiter Automobile und auf der Seite liegender Roller 😉

HaHoHe, Euer Opa

263 Comments
neueste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments