(opa) Dem Teufel haben wir am Samstagabend den Pfahl ins Herz gerammt, fast nirgendwo ist ein Auswärtssieg schöner als auf dem Betze, wo man als Gästefan zum Bergsteigen genötigt und dabei angepöbelt und später im Stadion verhöhnt wird. Und wenn man aufsteigen will, muss man auch so einen “dreckigen” Sieg einfahren, wobei ich den gar nicht so dreckig fand. Hertha hat Ergebnisfußball abgeliefert und Lautern hatte über weite Teile keine Chancen, auch wenn es zum Ende hin dann doch spannender wurde als unbedingt notwendig.
Aber ein zweites Tor wollte vorn trotz Bemühungen nicht mehr fallen, auch weil der Spielaufbau immer noch fragil ist und man sich wohl auch nicht traute, zu hoch zu stehen, um sich keine Konter einzufangen. Das war vielleicht etwas unansehnlich, aber eben erfolgreich, zumal die NULL hinten immer noch steht, auch weil sich die Viererkette und der Torhüter zu einer Einheit zusammengefunden haben. Dardai Top, Leistner überragend trotz getackerter Augenbraue, sogar einmal im KungFu Stil mit dem Kopf gerettet und dann von seinen Mitspielern aus dem Netz gezogen, in dem er sich verfangen hatte. Der Slogan “Alles für Hertha!” hatte am Samstag ein Gesicht und es war das von unserem Toni. Ernst hatte auch einen Sahnetag und hat nichts anbrennen lassen.
Das Spiel hatte für die Tabelle unglaublich wichtigen Charakter. Auch wenn wir an den Lauterern nicht vorbeigezogen sind, halten wir dennoch Tuchfühlung nach oben. Das Spitzenfeld der 2. Liga ist unglaublich eng, zwischen Platz 1 und Platz 8 liegen nur 9 Punkte, zum Relegationsplatz sind es sogar nur drei Punkte Abstand. Das heißt, dass man konzentriert dran bleiben muss und Stück für Stück nach oben klettern wird müssen. Atempausen darf man sich kaum leisten, sonst ist man weg vom Fenster zum Glück.
Im Moment ist das Glück auf unserer Seite, aber wie dünn manchmal das Eis ist, zeigte ja auch der Gastauftritt der unschlagbar scheinenden Bayern, die letzte Woche noch in Unterzahl überragend den CL Sieger niedergerungen haben und dann beim Stadtrivalen nur ein glückliches Unentschieden geholt haben. Ein unglücklich abgepfiffenes Abseitstor und ein Treffer in der späten Nachspielzeit retteten den weiterhin ungeschlagenen Rekordmeister zwar vor einer Blamage, aber so eine Delle kann uns auch passieren.
Besser gefallen hat mir auch der zuletzt in vermehrter Kritik stehende Reese, der einige seiner Qualitäten aus früheren Zeiten aufblitzen ließ. Weiter so, dann gibt’s auch wieder die Gunst des Publikums.
Gibt’s trotz 4 Siegen in Folge dennoch etwas zu mäkeln? Aber ja! Die Wechsel waren nicht gut. Eichhorn als überragenden Spieler herauszunehmen, war kaum nachvollziehbar, auch wenn er sich seine 5. gelbe Karte abholte und jemand anderes eingespielt werden musste. Grönning für Schuler hab ich nicht verstanden und Zeefuik reinzuwerfen, der sich prompt mit einer übermotivierten und schlecht getimten Grätsche die gelbe Karte abholte, schien auch nicht sonderlich glücklich, zumal Karbownik gerade eine stark aufsteigende Tendenz hatte. Cuisance wirkte zwar bemüht, agierte aber oft unglücklich und von Winkler war kaum etwas zu vernehmen, genau wie von Seguin, der neben Eichhorn verblasst.
Aber wer drei Punkte mitbringt, hat am Ende Recht und wer uns von Leid geplagten Herthanern solche Glücksmomente beschert, darf sich auch beklatschen lassen. Beklatscht wurde am Wochenende auch im Oly das Gastspiel der NFL, die eindrucksvoll gezeigt haben, wie man im Oly ein begeisterndes Sportevent auf die Beine stellen kann. Der Senat hat tatsächlich über 12 Mio. € lockergemacht, um das Stadion NFL tauglich zu bekommen, von ein paar Dingen wird auch der Ankermieter Hertha BSC profitieren. Bevor jetzt aber jemand sagt, warum der Senat das Geld nicht für Hertha lockermacht, sei gesagt, dass die NFL 48 Mio. € beigesteuert hat, Geld macht eben vieles möglich.
Das zeigt aber auch, dass der Senat kein Interesse an einer Konkurrenzfläche zum Oly haben kann, weshalb Hertha gut daran täte, endlich die Stadionpläne zu begraben und sich zum Oly als Spielstätte zu bekennen und gemeinsam mit dem Senat Lösungen zu finden, was man tun kann, um das Erlebnis und die Zusammenarbeit zu verbessern. Das wird nur mit dem Senat gehen, wo man sich auch wird bewegen müssen, auch wenn der Ankermieter ein permanentes Sorgenkind ist, dem man mehr als einmal den Allerwertesten mit Steuergelden gerettet hat, sei es damals beim Verkauf der Plumpe, sei es die Rettung bei der Insolvenz von Walterbau oder die diversen Mietstundungen, als Hertha mal wieder abgestiegen war.
Hertha und der Senat täten beide gut daran, eine Symbiose zu bilden. Es wird spannend sein zu beobachten, ob unser Stadtrivale regelmäßig die Hütte vollbekommt, wenn er nächste Saison im Oly spielt. Derzeit leiden sie ja unter dem zu kleinen Stadion und zu wenig Karten. Vielleicht wollen sie ja am Ende tauschen und wir ziehen in die alte Försterei? Na, wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen, sondern da lassen, wo er gerupft liegengeblieben ist, in der landschaftlich malerischen Pfalz mit ihren Weinbergen, kulinarischen Köstlichkeiten wie dem Saumagen und den dicken Kindern aus Landau 😉
HaHoHe, Euer Opa