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Alles neu macht der Mai?

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(opa) Was für ein Spiel am Samstag, sich standesgemäß anfühlend deklassierte man die Lauterer bei bestem Maiwetter im letzten Heimspiel der Saison und sorgte für einen halbwegs versöhnlichen Abschied einer turbulenten Saison, deren Fazit man sehr heterogen ziehen kann. Die einen sehen einen Fortschritt darin, dass man sich nach dem Abstieg unter durchaus schwierigen Rahmenbedingungen wie dem Lizenztheater oder dem überraschenden Tod von Präsident Bernstein stabilisieren konnte und dabei vielen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs eine Chance gab, andere weisen nicht ganz zu Unrecht darauf hin, dass angesichts der eingesetzten Mittel mehr drin gewesen sein müsste als eben nur ein Platz im Mittelfeld der Liga. Es gibt dabei wohl kein eindeutig richtigen oder falschen Standpunkt, weil beide Sichtweisen legitim erscheinen.

Nicht wenige werden sich am späten Samstagnachmittag gefragt haben, wie es sein konnte, dass wir gegen diese Lauterer vor wenigen Wochen die historisch seltene Chance vergeben haben, im Pokal ins Halbfinale einzuziehen. Nun mag Fußball keine Mathematik sein, andererseits ist es eben die Psychologie des Moments, die bisweilen eine Rolle spielen mag. Ärgerlich ist es dennoch und auch hier scheint es eine weite Bandbreite an legitimer Sichtweise zu geben.

Hätte es schlimmer kommen können? Klar, die 2. Liga ist am Ende genauso knapp wie die 1. Liga. Zwischen gesichertem Mittelfeld und Abstiegsgefahr liegen einen Spieltag vor Saisonende nur ein rundes Dutzend Punkte. Insbesondere am Saisonstart war man in akuter Abstiegsgefahr, weil der Kader noch nicht feststand und weil sich das Team noch finden musste. Andererseits gab es auch nach der Findungsphase unerklärliche Hänger, Aussetzer und bestenfalls eine Art Seitwärtsentwicklung, die den Eindruck verstärkten, die sich bei den Engagements von Dardai zuvor schon zeigten. Der Trainer kann etwas, aber er scheint gleichzeitig auch in Sachen Entwicklung limitiert. Ob das nun eine gläserne Decke ist oder andere Kräfte wirken, ist Teil einer sich vermutlich über das Saisonende hinaus fortsetzenden Debatte.

Gerüchten zufolge soll Dardais Vertrag zum Saisonende auslaufen und indirekt hat das Trainer Dardai auch bereits vor dem Spiel im Interview mit sky bestätigt. So nachvollziehbar diese Entscheidung für einige scheinen mag, so drängender dürfte die Frage sein, wer nun an der Seitenlinie das Schicksal Herthas bestimmen soll. Und klar ist, dass für den Fall, dass man Dardai irgendwie in anderer Funktion im Verein behält, das ein solcher Schattentrainer ein permanenter Unruheherd für jeden neuen Verantwortlichen sein wird.

Einen permanenten Unruheherd stellt übrigens auch der Investor dar, dessen Management Medienberichten zufolge abgesetzt worden sein soll und dem Zahlungsschwierigkeiten nachgesagt werden. Welchen Einfluss das auf das laufende Lizenzverfahren hat, ist eine überaus spannende Frage, deren Antwort uns im Laufe des Mais beschäftigen wird. Ruhe zum Saisonende gibt es im Profifußball nicht, weshalb sich auch Verweise auf so etwas wie “Übergangssaisons” verbieten. Im Grunde ist nämlich jede Saison nur eine Übergangssaison von einer zu einer anderen und angesichts der Rahmenbedingungen und insbesondere der Fälligkeit der Anleihe kann das einzige Saisonziel der kommenden Saison nur der Aufstieg sein, weil andernfalls der Untergang in Liga 4 oder tiefer droht.

Zur Lösung der Finanzen hat man einen neuen Geschäftsführer verpflichtet, der wohl auch ein wenig dringend benötigte sportliche Expertise mitbringt. In Herthas Gremien tummeln sich ansonsten ja überwiegend Juristen. Dass dies nicht zwingend zu gewonnenen Prozessen führt, sei am Rande erwähnt, wobei der Prozess mit Ex-Manager Bobic immer noch nicht erledigt ist. Nur dauerhaft wird man mit juristischen Winkelzügen wie Befangenheitsanträgen allein das Problem auch nicht aus der Welt schaffen können. Die vermutlich dabei zu zahlende Summe dürfte dem Äquivalent von drei Top-Spielern in Liga 2 entsprechen.

Die Spieler, deren Lösung man durch Leihen lediglich aufgeschoben hat, drücken zusätzlich ins Aufgabenheft der sportliche verantwortlichen, während man gleichzeitig den Kader von Topverdienern bereinigen wird müssen. Die vor uns liegende Transferphase wird sicher turbulent, denn neben den “Altlasten” wie Serdar, Kanga, Maolida und anderen wird man auch Abnehmer (oder eine Gehaltsanpassung) für Spieler wie Kempf, Zeefuik, Niederlechner und letztlich auch für Fabian Reese finden müssen. Gerade letzterer ist einerseits sportlich zu wertvoll, um ihn abzugeben, andererseits drücken eben so viele Altlasten auf dem Budget, dass man ihn bei einem entsprechenden Angebot wird gehen lassen müssen, zumal er aufgrund seines Alters vielleicht auch nicht mehr allzu viele Chancen auf Erstklassigkeit haben wird.

Das Motto “Alles neu macht der Mai” bedeutet auch für unser Rettungsboot im mittlerweile fünften Jahr Veränderungen. Welche das konkret sein werden, darüber gebe ich Euch zu gegebener Zeit Bescheid, ich wollte nur schon einmal ankündigen, dass über die Sommerpause einige Änderungen anstehen. Hierzu werde ich zum Saisonende einen Umfrage-Opener verfassen, in dem wir Euch um Eure Einschätzung und Eure Meinung mit Bitte bitten werden und wo ich mir eine rege Teilnahme wünsche.

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen angenehmen Wochenstart und schmettere Euch ein dreifaches “HaHoHe”, Euer Opa

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