Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2023, Allgemein, Länderspiel, Transfers

Die 13 und 17 als gutes Omen?

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Die 13 als Zahl wird von einigen gefürchtet, weil sie zumindest hierzulande als Unglückszahl gilt. Die 17 hingegen ist in Italien gefürchtet, dort scheut man nicht nur Freitag, 17., sondern viele Gebäude besitzen keine 17. Etage und wer bei Alitalia in Reihe 17 sitzen möchte, muss sich eine andere Airline suchen. Und am 17. Tag setzte laut Genesis die Sintflut ein. Was die Rechnerei bedeuten soll? Hertha steht nach 13 Spieltagen mit 17 Punkten da und da ja auch bei uns der Aberglaube herrscht, dass eine verkackte Eröffnung des Spieltagsopeners Unglück bringt, wollte ich mal mit etwas Mystik beginnen.

Hertha hat es sich nach 3/4 der Hinrunde im Mittelfeld der Tabelle bequem gemacht. Nach unten hat man 4 Punkte Rückstand, nach oben fehlen 6. Das sagt alles noch nichts, zeigt aber neben den nach dem letzten Spiel wahrzunehmenden Stimmen, dass bei Hertha intern alles andere als eitel Sonnenschein herrschen dürfte. Reese beklagt öffentlich eine Fokussierung des Gegners auf ihn als spielstärksten Offensivspieler des Kaders und dass die Variabilität fehlt. Während der Trainer sich hingegen über die Verletztenmisere und über mangelnde individuelle Qualität beklagt. Nur war beides nach Ende der Transferperiode wenig überraschend und zählt nur bedingt als Grund dafür, dass man trotz Rekordbudget eben nur Mittelmaß abliefert, was Elversberg oder Wiesbaden mit einem Bruchteil des Etats hinbekommen.

Wo wir gerade beim Binnenklima waren, hat der Trainer ja selbst zugegeben, dass er seine Spieler zu Beginn der Partie durchbeleidigen musste, bevor diese anfingen Gras zu fressen und sich in die Partie zu kämpfen. Eine Tugend, mit auf die man in der zweiten Liga aber bisweilen bauen muss, mit gepflegtem Kurzpassspiel und zum mit der Zunge schnalzenden Steckpässen in den Lauf allein wird man die Aufgabe nicht rocken, nicht im Unterhaus zu versauern. Insofern kann man eine gewisse Dünnhäutigkeit der Beteiligten durchaus nachvollziehen, wenn solche Grundtugenden dann punktuell fehlen und auch dafür sorgen, dass sicher geglaubte 3 Punkte dann eben doch nur zu einem einzelnen zusammenschmelzen. Das tut weh.

Ob Hertha in der Winterpause nachlegen wird? Bedarf gibt es wohl, aber was angeboten wird und zu welchen Konditionen, ist ein Fall für die Glaskugel. Und so wird man wohl oder übel sich damit abfinden müssen, dass die Spielkultur kaum besser werden wird und unser Mittelfeld im wesentlichen aus Andreas-Ottl-Gedächtnisrückpässen besteht. Gegen Bouchalakis war Packinggott Hegeler nicht nur pfeilschnell (auf den Beinen wie im Kopf), sondern auch sein eigener erweiterter Mittelkreis. Und im Mittelfeld ist Hertha derzeit so dünn besetzt wie die Suppen der Berliner während der Blockade. Und trotz amerikanischer Investoren ist keine Luftbrücke in Sicht.

Freude bereitet aber wenigstens der Niedergang der einstigen Stadtrivalen, denen man beinahe schon so etwas wie Mitleid entgegenbringen könnte, hätten sie sich auf dem Weg nach oben etwas netter gegeben. So drückt man dieser Tage ihnen höchstens die Daumen, dass die den Rekord von Tasmania möglichst bald einstellen mögen. Dass sie nächste Saison noch ins ungebliebte Olympiastadion umziehen müssen, ist an sich betrüblich genug, aber die Chancen auf Stadtduelle wachsen mit jedem Spieltag. Höhepunkt eines solchen Dramas wäre, wenn man sich in der Relegation begegnet und der DFB am grünen Tisch beschließt, dass beide 2. Liga spielen müssen.

Doch dafür müsste Hertha noch reichlich Rückstand aufholen und bis Weihnachten ist ja noch Zeit. Dazu kommt, dass die “brutale Doppelbelastung” da ist, weil man im Pokal eine Runde weiter kam. Ein Umstand, der sicher auch etwas mit dem Trainer zu tun hat, dem es bis zu einem gewissen Grad gelingt, der Mannschaft etwas Feuer einzuhauchen. Soll nochmal einer sagen, ich würde nichts positives über Dardai schreiben.

Feuer ist ein gutes Stichwort, nach meinem Urlaub hab ich auch wieder etwas Feuer in mir entdeckt, die letzten Opener waren ja sunnys wunderbare Spieltagsopener, mir fehlte zwischenzeitlich die Kraft dazu, etwas sinnvolles zu schreiben, zumal ich ja mit Austernschlürfen, Krabbenknacken und der Verköstigung von Calvados beschäftigt war. Der aus meiner Sicht beste Calvados stammt übrigens von einer Brennerei, deren Bäume unmittelbar an den Deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe grenzen, wo von einigen unserer Landsleute lediglich ein kleines Steinkreuz mit “Ein Deutscher Soldat” übrig blieb, während sich die Überlebenden der Schlacht mit 200.000 Toten dort auf wundersame wie wundervolle Art aussöhnten und sich die Nachfahren heute bei wunderbaren Erzeugnissen aus den Gärten von Romilly zuprosten.

Wer solchen Wundern beiwohnen darf, der entwickelt auch die Vorstellungskraft, dass Hertha nächste Saison doch kein Derby spielt, weil man selbst auf- und der Stadtrivale absteigt. Dafür nehme ich die Kombination 13 und 17 gern in Kauf. Mit dem Verkauf von Tabakovic für einen dreistelligen Millionenbetrag an Real Madrid refinanzieren wir nicht nur die Anleihe, sondern zahlen auch das neue Stadion an, dessen Baugrund uns der Senat zu einem symbolischen Quadratmeterpreis von 18,92 € pro qm überlässt. Doch das ist ein anderes Thema. Bis dahin entlasse ich Euch in die Länderspielpause, wo Samstag im Oly Deutschland gegen die Türkei spielt und in der Woche drauf in Wien am Vorabend des Buß- und Bettags vielleicht ein Kommentator wieder “narrisch” wird.

Habe die Ehre, äh, HaHoHe, Euer Opa

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