Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2023, Allgemein, Spieltag

Blanke Nerven?

172 Kommentare lesen

(opa) Wenn man das Spiel vom Samstagabend in einem Satz zusammenfassen müsste, dann würde er wohl “Gut gespielt, sich zum Teil auf Augenhöhe präsentiert und am Ende doch verloren” lauten. Und leider sind das die Zutaten, die gleichzeitig brandgefährlich sind, wenn man gegen den Abstieg spielt, denn diese Erkenntnis versperrt den Blick auf das Wesentliche und das ist das Ergebnis. Am Ende steigen nicht selten leider genau die Mannschaften ab, die sich zu stark für den Abstieg fühlen. Weil sie die Grundtugend vermissen lassen und mit dieser bisweilen arrogant-schnöselig wirkenden Art die ohnehin blanken Nerven der Anhänger Woche für Woche blankpolieren.

Eine Schicksalsgemeinschaft entsteht so kaum. Die Spieler bäumen sich nur dort auf, wo sie für die Galerie spielen, wohl auch, um sich potentiellen neuen Vereinen im besten Licht zu zeigen, während sich ein Großteil der Fans mit dem Abstieg bereits abgefunden zu haben scheint. Man genießt nochmal die Ehrenrunde, weil man weiß, wie trüb die kommende Saison werden wird, wenn die klangvollen Namen fehlen und es gegen Braunschweig, Hannover, Sandhausen oder Heidenheim geht. Selbst wenn man die “big points” gegen direkte Abstiegskonkurrenten holen sollte, wird das ohne Glückspunkte rechnerisch “aaschknapp” (wie es ein Exilherthaner aus dem hessischen ausdrücken würde) mit dem Klassenerhalt.

Dass der von Trainer Schwarz bisweilen spielen gelassene Fußball durchaus situativ sehenswert ist, bestreitet dabei kaum jemand, aber es fehlt seit der Hinrunde bereits das zählbare Ergebnis, weshalb es umso erstaunlicher ist, dass bei Hertha zwischenzeitlich kaum ein Stein auf dem anderen geblieben ist und Schwarz dennoch immer noch Trainer ist und seinen “Stiefel” durchziehen kann, zu dem dann auch gehört, sich weniger auf den Gegner einzustellen als mehr irgendwie der Truppe zu vertrauen, die es die Woche vorher irgendwie ganz gut gemacht hat. Nur dass im Spitzensport irgendwie ganz gut eben auch bedeutet, dass man nicht oder nicht oft genug gewinnt.

Dabei ist es nicht so, dass die Konkurrenz übermächtig wäre. Wer gestern die Spiele zwischen Bochum und Stuttgart oder Schlacke und Hoffenheim gesehen hat, weiß, dass man sich da beinahe schon anstrengen muss, noch schlechter zu sein. Hertha schafft das aber leider und steht daher nicht zu Unrecht auf dem vorletzten Platz der Tabelle. Immerhin bliebe uns so die Relegation erspart. Positiv denken!

Dass Fans unterschiedlich mit der Lage umgehen, ist natürlich und es gibt dabei auch kein richtig und kein falsch. Niemand sollte das Verhalten seiner Mitmenschen in einer solchen Situation irgendwie werten. Der eine zieht sich zurück, andere erdulden langmütig die Situation und andere wiederum beschimpfen ihre Mitmenschen und beschuldigen sie als Defätisten. “Wenn’s scheh macht”? Ich beobachte zunehmend und komme bisweilen aus dem Kopfschütteln nicht heraus.

Meine Art des Umgangs mit Situationen wie diesen ist bisweilen musikalisch geprägt. Und da bin ich neulich über ein Lied gestolpert, was nicht nur wie eine Fräse durch meinen Kopf gegangen ist und seitdem als Dauerohrwurm im Ohr ist (sagt nicht, ich hätt Euch nicht gewarnt), sondern auch auf so vielfältige Art und Weise zu Hertha passt. Es stammt aus der Operette “In 80 Minuten um die Welt” und allein dieser Titel passt schon zu Hertha, weil das Team häufig vergisst, dass das Spiel 90 Minuten dauert und man einen möglichen Erfolg meist in zehn Minuten aus den Händen gibt.

Der Text des Liedes geht dann noch darum, dass zwei Menschen, die kein Geld haben, dennoch ausgehen wollen. “I hab nix, Du hast nix, doch wenn alle gar nix ham, läppert sich’s zusamm'”. Der Texter Robert Gilbert, aus dessen Feder dieser Text stammt, muss Herthaner gewesen sein. Und im Refrain heißt es dann, dass nach dem achten Achtel auch “a alte Schachtel” schön wird. Worauf sonst sollte sich dieses Lied beziehen als auf unsere alte Dame?

Viel Spaß also mit dem Hertha Ohrwurm 2023, hier dargeboten vom legendären Peter Alexander im Duett mit dem noch legendäreren Larry Hagman.

Jung san ma, fesch san ma, äh, HaHoHe, Euer Opa und soll nochmal einer sagen, die Stimmung wäre hier mies 😉

172 Comments
neueste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments