Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2020, Allgemein

Positiv denken

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(opa) Dem Leitmotto von Carnegy und anderen Heilsversprechern zu Folge, dass man nur positiv genug denken müsse, damit die Dinge ihren gewünschten Lauf nähmen, müsste man ja über Meldungen wie “XY positiv getestet” eigentlich froh sein, wenn es bei selbigen nicht darum ginge, dass ein Spieler positiv auf das Vorhandensein von Erregern (oder verbotenem Doping, aber das gibt’s ja im Fußball nicht) getestet wurde. So fällt der Neuzugang Guendouzi mindestens für 10 Tage aus, der nach seiner Rückkehr von der Nationalmannschaft positiv auf Sars-Cov-2 getestet wurde.

Nun kann man positiv denken und sagen, das von den Fußballverbänden erdachte Testregime zeige damit seine Wirksamkeit, man kann aber auch das von den Fußballern praktizierte Umdieweltfliegen in Frage stellen und welchen Beitrag es denn leistet, um das Virus weiterzuverbreiten als notwendig. Seit Bekanntwerden der Pandemie ist das ein Zankapfel und nicht wenige haben mehr Freunde und Bekannte durch diesen Streit um den richtigen Umgang verloren als durch das Virus.

Auch wir kommen daher nicht umhin, immer wieder den Sinn oder Unsinn von beschlossenen Maßnahmen zu diskutieren. Mir ist bekannt, dass viele genervt sind von dem Thema, aber da müssen wir durch, weil wir nur im Dialog in so einer für alle neuen Situation dazulernen können. Daher lohnt es sich durchaus, sich Argumente anzuhören und sich damit auseinanderzusetzen. Zumindest, wenn diese oberhalb des veganfaschistischen Niveaus bleiben und keiner Reichskanzler werden will. 😉

Neben Guendouzi könnte es zudem noch weitere Spieler erwischen, in deren Nationalteams es Positivfälle gab. Wohin das führen kann, zeigt besonders krass der Fall vom SSC Neapel, wo der vom legendären Gattuso trainierte Verein von den lokalen Behörden ein Reiseverbot auferlegt bekommen hat und deshalb nicht zum Spitzenspiel in Turin antreten konnte. Da aber niemand die Verantwortung (und die daraus entstehenden finanziellen Folgen) übernehmen wollte, warteten Schiedsrichter und Heimmannschaft zur Anstoßzeit auf dem Platz auf das Erscheinen des nicht angereisten Teams, bis abgebrochen wurde. Unwürdigkeiten, die auch hierzulande drohen könnten.

Doch wir wollen ja der Überschrift gerecht werden und positiv denken. Und so werden am Sonnabend um 15:30 Uhr die 4.000 Zuschauer, die ein Ticket dieses stark nachgefragten Spiels ergattern konnten (hust! – Ironie, nicht Corona!), trotz Fehlen des neuen Kreativspielers Guendouzi ein rauschendes Fußballfest erleben, was sie zu ekstatischer wie rechtskonformenem Jubel führt. Glücklich sein trägt in jedem Fall zur Stärkung des Immunsystems bei. Und da der Herthaner ja schon mit kleinen Erfolgen glücklich zu machen ist, dürfte er ja nahezu alle anderen Fans überleben.

In der Vorbereitung aufs Spiel werden wir also die Spannung erleben, wie denn Trainer Labbadia aufstellen will. Gestern wurde schon über ein 4-1-2-1-2 spekuliert, über 4-3-3 oder 4-4-2. Oder wird es am Ende die klassische “Hintenrumscheiße”, an der man sich mit dem großen Erfahrungsschatz eines altgedienten Herthaners genugtuend abarbeiten kann? Und wenn ja, wer wird auf dem Schachbrett stehen und steht er da richtig? Wie weit geht der Mittelkreis? Wie hoch wird man stehen? Wie früh Gegner anlaufen?

Sollte keiner sagen, es gäbe in dieser Zeit nichts über Fußball zu schreiben. Was ihr draus macht? Ich bin gespannt. Bleibt positiv (eingestimmt, nicht getestet!), bleibt blauweiß und diskussionsfreudig.

HaHoHe, Euer Opa

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