(opa) Was für ein Spiel, was für ein überzeugender Auftritt und endlich, endlich präsentiert sich die Mannschaft, wie man es angesichts ihrer individuellen Qualitäten früher hätte erwarten können. Was anderswo Freude allenthalben auszulösen geeignet ist, rief bei uns im Blog die auf den Plan, die zwar selber gern schimpfen, aber lieber darüber bestimmen wollen, ob und in welchem Umfang andere dazu autorisiert sind. Warum sollte das im Blog anders sein als im richtigen Leben oder in einigen Kirchen?
Das Gleichnis mit dem Balken im Auge aus der Bergpredigt beginnt nicht umsonst mit “Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet” und sollte Angehörigen aller bei uns vorhandener Fraktionen Leitbild sein, wobei da schon differenziert werden sollte zwischen fußballtypischem, emotionalen Urteil über eine kläglich vergebene Tausendprozentchance und verbalem Stinkefingerzeigen am nächsten Morgen gegenüber denjenigen, die völlig berechtigt Kritik an den gezeigten (Nicht-)Leistungen geübt haben und nicht selten sogar konstruktive Vorschläge machten, was getan werden kann, um erfolgreicher zu spielen.
Nun mag das Bibelstudium grundsätzlich allen anempfohlen sein, wobei nicht wenige sich dann oft über Facetten überrascht zeigen, die ihnen bislang verborgen blieben, denn der christlich-jüdische Gott ist nicht nur der vergebende, gütige Sündenablasser, sondern oft auch rachsüchtig, zornig und im Tempel die Tische umwerfend. Mal Lamm, mal brennender Dornenbusch. So wie das Leben eben auch spaltende und versöhnende Momente hat, weshalb uns ja auch die Vergebung untereinander immer als Lösungsweg bleibt. So wie es sich für den Gefoulten im Fußball ja auch geziemt, die Entschuldigung des Foulenden anzunehmen.
Tückisch wird es, wenn das nicht passiert oder es erst gar keine Entschuldigung gibt. Dann können Rachefouls entstehen und nicht selten enden diese mit der roten Karte, Platzverweis und Sperre durchs Sportgericht. Und diese gehen IMMER mit der Schwächung der eigenen Mannschaft (oder eben Position) einher. Wer so argumentiert, wie es einige hier tun, tut der eigenen Sache (zumal es ja durchaus gute Sachgründe geben mag) oft überhaupt keinen Gefallen. Auf der Strecke bleibt nicht selten die Aussprache und das Ziel, einen modus operandi zu finden, wie man miteinander umgehen möchte, was ja selbst dann möglich sein muss, wenn man sich nur einig darüber ist, dass man sich nicht einig ist.
Was das mit dem Spiel gegen Elversberg zu tun hat? Nun, auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich viel. Andererseits gibt es schon Analogien und gute Taten, wenn man z.B. die Überlassung des Elfmeters von Reese als Zeichen der Vergebung für die von Thorsteinsson verdödelte Chance aus dem letzten Spiel betrachtet. Das war groß und dafür gebührt dem in den letzten Monaten stark in der Kritik stehendem Kapitän auch ein entsprechendes Lob, denn so ein Moment kann bei einem ohnehin verunsicherten Mitspieler vielleicht endlich den Knoten lösen. Wenn aus Keinthorsteinsson nun ein Vielthorsteinsson wird, hat Reese da definitiv Aktien dran. Und wir Herthaner umso mehr Freude.
Freude macht ja auch der Lauf und die Entwicklung, die wir in den letzten Wochen erleben durften. 4 von 5 der letzten Pflichtspiele wurden gewonnen, das gibt Selbstbewusstsein und Trittsicherheit und wenn es das Team schafft, die mannschaftliche Geschlossenheit vom Spiel gegen Elversberg auch bei den nächsten Partien auf den Platz zu bringen, dann können wir diese Saison noch oft jubeln und viel Freude haben. Und vielleicht wird das auch zur Versöhnung im Blog beitragen.
Keine Bergpredigt ohne Berg und im Fall von Hertha scheint man über selbigen fast drüber zu sein, wobei an der Stelle das Wortbild besser endet, denn hinter dem Berggipfel geht es naturgemäß erstmal wieder bergab, was hier wohl niemand hofft und was wohl hoffentlich auch niemand anderen unterstellt, nur damit gemeckert werden kann. Hier wird deutlich lieber gefeiert als getadelt und auch wenn es Hertha ist und die alte Dame uns Fans nicht immer mit Erfolgen verwöhnt, so ist das Streben nach Glück doch zutiefst menschlich und der Weg dorthin sehr heterogen und individuell.
Gott hat uns nach seinem Ebenbild erschaffen, weshalb jeder auf seine Weise sein Glück finden darf. Und deshalb muss Gott eben auch Herthaner gewesen sein, was soll da schon passieren? Und auch wenn die Herthaner häufiger wie in Psalm 22 “Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen” an den Fußballgott beten dürften, sollten sie niemals aufgeben, denn die blauweiße Hertha wird nie untergehen!
HaHoHe, Euer Opa