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Der Traum von Phoenix

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(opa) Während man noch ein Abschiedsspiel aus der 1. Liga spielen muss, welches uns Gott sei Dank in der Stadt des KdF Wagens bei Fallersleben nicht allzu laute Hämegesänge bescheren dürfte, gehen hinter den Kulissen mit Hochdruck die Planungen für die nächste Spielzeit weiter, für deren Grundlage man allerdings noch fieberhaft an der Lizenz arbeitet. Denn faktisch ist Hertha nach dem vor nicht einmal 4 Jahren begonnenen Zufluss von 374 Mio. € mal wieder sehr nah an der Insolvenz und hat dieses Szenario in einer Ad-Hoc Mitteilung an die Wertpapiermärkte publik gemacht und man hat den Anleihezeichnern das Angebot gemacht, dass sie zu verbesserten Konditionen um zwei weitere Jahre verlängern können. Zwar besteht die Hoffnung, dass der neue Investor einspringt, falls die Investoren nicht in ausreichender Zahl zustimmen, aber das würde die vereinbarten Konsolidierungspläne über den Haufen werfen.

Neben diesen Bemühungen um den Erhalt der Existenz gehen parallel die sportlichen Planungen los, immerhin weiß man, dass man zumindest nicht für die 1. Liga planen muss. Bei der Frage, wer Trainer werden könnte, kursieren wilde Gerüchte unter anderem um den Namen Kohfeldt (mit dt wie Damentoilette – danke @ahoi für die Eselsbrücke). Ein Trainer, der für einen, sagen wir mal, “mutigen” Ansatz bekannt ist, wie er Fußballspielen lassen möchte und der zumindest reichlich Erfahrung darin hat, Niederlagen wortreich zu erklären, seine Saisons bei Werder Bremen waren durchweg eigentlich von Krisen gekennzeichnet.

Eine Personalie, bei der nicht wenige die Augenbrauen heben, inwiefern da wirklich etwas dran sein könnte, zumal der Rest des Kaders ja nur in Skizzen vorhanden ist und eher in Slogans wie “Berliner Weg” umrissen ist, ohne, dass da allzu viel Substanz dahinterstecken dürfte. Deutschlands große Boulevardzeitung spekuliert derweil über eine Rückkehr von Torhüter Gersbeck, der zwischenzeitlich in Osnabrück und beim KSC seine Meriten verdient hat. Abgesehen davon, dass er ein waschechter Herthaner ist, müsste man vorher sicher die Frage klären, was man mit den unter Vertrag stehenden Torhütern zu machen gedenkt. Schwolow dürfte definitiv nicht in Gelsenkacken verbleiben und für den zuletzt heldenhaft haltenden Christensen müsste auch ein Abnehmer gefunden werden.

Und so kann man eigentlich Position für Position durchgehen und eine Baustelle nach der anderen aufreißen, indem man Fragen beleuchtet wie, ob der Spieler in der 2. Liga spielen möchte, ob er in der 2. Liga finanzierbar ist, ob er überhaupt für die erwartete Performance genügend leistet, ob es einen Abnehmer gibt und wer als Alternative zur Verfügung steht. Hier wird angesichts der Tatsache, dass das Transferfenster noch nicht einmal geöffnet ist, bis Ende August wohl noch reichlich Geduld aufgebracht werden müssen und man muss kein Prophet sein oder die Glaskugel polieren, um zu ahnen, dass sich da zwar viel bewegen wird, aber auch die eine oder andere Überraschung dabei sein dürfte, wer dann auch nächste Saison noch für Hertha auflaufen wird. Und es werden Namen gehandelt werden, bei denen selbst eingefleischte Fußballfans “Wer?” fragen werden.

Es bleibt also unterhaltsam im Hertha-Kosmos und unabhängig von der Ligazugehörigkeit bleibt die Aufgabe, in jedem Spiel ein Tor mehr zu schießen als der Gegner (oder ihm wenigstens den Rasen kaputtzutreten). Gerade letzteres sollte dann doch jede Truppe hinkriegen, aber eine Zukunft hat Hertha tatsächlich nur, wenn man sich gleichzeitig wirtschaftlich konsolidiert und im Idealfall sofort wieder aufsteigt. Vermutlich wird man aber irgendwie weiterwurschteln und hoffen müssen, dass das Schneeballsystem nicht zusammenbricht. Und wer weiß, vielleicht steigt eines Tages Hertha doch wie Phoenix aus der Asche, vor 100 Jahren musste man (damals noch als BFC Hertha von 1892) wegen klammer Kassen ja mit dem Berliner Sportclub zu Hertha BSC fusionieren und war wenige Jahre später dann zweimal hintereinander Deutscher Meister.

Die Zukunft gehört Berlin und HaHoHe, Euer Opa

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