Veröffentlicht am Kategorien 1. Bundesliga, 2022, Allgemein, Spieltag

Stürmischer Enkeltrick?

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(opa) Während wir in Berlin gerade nach den Stürmen Ylenia und Zeynep durchschnaufen, fegte gestern der Sturm von RB Leipzig ebenfalls über Berlin hinweg und versenkte die Mannschaft von Trainer Korkut in einem neuen Tiefdruckgebiet. Richtig ist, dass man bis zur 65. Minute sogar einigermaßen auf Augenhöhe mithielt und die Chance zur Führung hatte. Nach dem 2:1 aber, dem die rote Karte nach einer Catch-Einlage von Kempf zuvor ging, hat man sich regelrecht abschlachten lassen. Im gefühlten Minutentakt klingelte es bei Keeper Schwolow. Als dies in der Hinrunde geschah, hieß es noch, dass so etwas Bobic nicht wieder erleben möchte. Nun bemüht er schon die Floskeln, die der erfahrene Herthaner bereits kennt und die selten zum Erfolg geführt haben.

Wer die Interviews nach dem Spiel gesehen hat, wird vermutlich mitbekommen haben, dass es zu dieser Leistung auch nichts anderes zu sagen gab als Floskeln. Trainer Korkut war einigermaßen konsterniert, das “auf den Tisch hauen” scheint ohnehin nicht im Temperament des durchaus sympathischen Türken zu liegen, der eher gemütlich “schwäbelt” oder wie in der Halbzeitpause zu beobachten war, mit den Spielern englisch sprach. Korkut weiß, dass seine Uhr hier sehr laut tickt und er vermutlich das schwächste Glied in der arg angespannten Kette ist. Das Spiel hat sich unter Korkut durchaus verbessert, die Ergebnisse nicht, im Gegenteil, sie sind sogar noch schlechter als unter Vorgänger Dardai geworden und es brauchte beim Trainerwechsel schon einige Phantasie, um das vorherzusehen.

Doch würde ein Trainerwechsel jetzt etwas bewirken? Noch 11 Spiele, da stehen darüber hinaus ohnehin nur noch Kandidaten zur Verfügung, die nichts mehr zu verlieren haben, die Oennings und Dolls dieses Landes. Oder eben Kovac, der jedoch kaum nur einen Vertrag bis zum Saisonende akzeptieren würde und bei dem fraglich ist, ob er sich den an sich nicht allzu schlechten Ruf ruinieren lassen würde, zumal ja bei uns obendrein “gespart” wird, weshalb es zum ausgerufenen Sparkurs die erneute Personalrochade auch kaum passen dürfte, denn auch beurlaubte Trainer kassieren mitsamt ihrem Mitarbeiterstab weiter Gehalt und Kovac dürfte eher ein Schwergewichtsbrocken in Sachen Gehalt sein. Doch einfach so weiterlaufen lassen wird man es nicht können, dafür ist die Lage viel zu ernst und die Mannschaft zu verunsichert, die noch mindestens 13, besser 17 Punkte aus 11 Spielen holen muss und mit einer solchen Erwartungshaltung kaum umzugehen weiß.

Ein bisschen schade ist, dass unter dem Getöse des unterirdischen Spiels das Debüt eines weiteren Akademiespielers unterging. Anton Kade musste den stark pandemiegeschwächten Kader auffüllen und kam so zu seinem ersten Einsatz. Er machte es genau wie der immer noch 17jährige Linus Gechter ordentlich, doch all das verblasst in der panischen Angst, die im Abstiegskampf um sich greift.

Darüber hinaus sorgte dieser Tage ein Interview unseres Investors für ähnlich rauen Wind. Sein Auskeilen gegen “die da”, ohne, dass er diese näher definierte, warf viele Fragen auf. Wen meint er? Warum wendet er sich damit an die Öffentlichkeit? Warum ausgerechnet jetzt, wo die Mannschaft kurz vorm Relegationsrang steht? Was treibt einen Mann, der mit Millionen jongliert und Milliarden an Buchwert im Portfolio haben dürfte, dazu, so einen Wind zu machen?

Nach meiner Einschätzung wird sowohl Zeitpunkt als auch Inhalt sehr genau abgewogen gewesen sein. Windhorst ist nicht als impulsiver und emotional labiler Investor bekannt und er hatte ja auch ein Commitment für ein längerfristiges Engagement, ausdrücklich auch in der 2. Liga, abgegeben. Ein möglicher Hintergrund dürfte daher sein, dass er mit solchen Worten natürlich die Botschaft verbreiten kann, dass es (außer mit Hertha, die für das öffentliche Interesse sorgen) Tennor gut geht und alles nach Plan läuft. Angesichts der Tatsache, dass er rund 1,4 Mrd. € im Laufe der nächsten Wochen zusammenbekommen muss, um die Insolvenz abzuwenden, kauft er sich etwas positive Aufmerksamkeit zu Lasten unseres Vereins. Das dürfte die Reihen im Fall eines offenen Machtkampfs eher schließen und die eigentlich notwendigen und vor langer Zeit angekündigten Veränderungen an der Spitze von Hertha eher erschweren.

Spötter spekulierten dieser Tage schon darüber, dass Windhorst vielleicht Opfer eines “umgekehrten Enkeltricks” geworden sein könnte, wo er vom großväterlichen Präsidenten ums Geld gebracht wurde. Wenn man es positiv sehen will: Uns wird der Gesprächsstoff nicht ausgehen.

HaHoHe, Euer Opa

P.S.: Bitte seht es nach, dass wir nach einer solchen Klatsche keine TOP 5 Stars wählen. Wer sollte das auch sein? Catcher Kempf? Da hätten Herthinho, der Busfahrer, der Greenkeeper, der Kartenabreißer und die Wurstverkäuferin von Aramark vermutlich die besten Chancen.

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