Veröffentlicht am Kategorien 2. Bundesliga, 2024, Allgemein

Ruhe in Frieden, Kay

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(opa) Unser Präsident Kay Bernstein ist heute völlig überraschend verstorben. Die Anteilnahme der gesamten Hertha- und Fußballfamilie ist überwältigend. Dirk Zingler hat genauso kondoliert wie Frank Steffel, das sagt etwas über Bernsteins Talent aus, Menschen zusammenzubringen. Ich hab tatsächlich einen Kloß im Hals und Pipi in den Augen. Bei aller Kritik, die ich in den letzten Jahren geübt habe, habe ich ihn als aufrichtigen Menschen wahrgenommen, der Hertha im Herzen hatte und der etwas bewegen wollte und durch seine Art auch bewegt hat. Er wird nicht nur fehlen, er wird auch Spuren hinterlassen haben, die für jeden Nachfolger prägend sein sollten.

Es fällt mir unendlich schwer, die richtigen Worte zu finden. Alles fühlt sich an wie in Watte. Was sagt man in einer solchen Situation? Jemand, der als Vorsänger schon Hertha gelebt hat, der dem Verein immer verbunden war, der sich aus Leidenschaft und Herzblut um ein Amt bewarb und in einer Kampfabstimmung knapp siegte und dieses mit Demut annahm. Sein erster Gedanke galt der Aussöhnung und Befriedung des Vereins, nicht seinem Triumph. Überhaupt hatte man nie das Gefühl, dass es ihm um sich ging, für ihn stand der Verein an erster Stelle. Das war nicht nur eine Floskel, sondern er hat das gelebt.

Er hat schwere Entscheidungen treffen müssen, u.a. die Entlassung von Fredi Bobic und er hat viele Spagate machen und Kröten schlucken müssen, sei es beim Investor oder beim Hauptsponsor. All das hat er kommunikativ meist nachvollziehbar und auf ziemlich einzigartige Weise begleitet, die ihn für manche hat naiv wirken lassen, dabei verkörperte er die Nahbarkeit, die man sich von Menschen in solchen Positionen doch immer wünscht. Kritik hat er angenommen und als Ansporn gesehen, besser zu werden. Etwas, woran sich viele ein Vorbild nehmen könnten.

Der Tod von Kay hat einige von Euch aufgerüttelt, über das eigene Leben nachzudenken. Ist es nicht viel zu kurz, um sich ernsthaft wegen Fußball zu streiten? Geht es nicht neben einem erfüllten Arbeitsleben auch darum, die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu entdecken und diese zu genießen? Zeit für Freunde, Gesundheit, Liebe?

Der von ihm ausgerufene Berliner Weg, bescheidener aufzutreten, mit den Mitteln zu haushalten, die man hat und verstärkt auf die Jugend zu setzen, hat oft die richtigen Töne getroffen und wenngleich es noch an der einen oder anderen Stelle rumpelte, waren sich alle einig, dass das der richtige Weg ist. Er wird es nun nicht mehr miterleben können, was er angestoßen hat. Umso mehr sind alle im Verein und drumherum gefordert, den Weg weiterzugehen, mitzugestalten und zu unterstützen. Herthas Überleben könnte davon abhängen.

Mitten in die Schockstarre und Trauer drängen sich aber auch Gedanken, wie es nun weitergeht. Satzungsgemäß übernimmt zunächst der Vizepräsident die Aufgaben, bis ein neuer Präsident gewählt ist. Ein dickes Brett, welches nun auf Fabian Drescher wartet. Wünschen wir ihm gutes Gelingen.

Ein in Moll gehaltenes “Nur nach Hause” in der Streicherversion soll uns heute begleiten. Möge dieses Gefühl des Zusammenhalts über die Zeit der Trauer hinweg andauern.

HaHoHe, Euer Opa

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