(opa) Faust ballend und glückselig ging der gemeine Herthafan in die gestrige Halbzeitpause und auch ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass der knurrige Ungar mit den bisweilen skurrilen Aussagen doch ein Teufelskerl sei, wenn er die Mannschaft zu solchen Leistungen gecoacht bekommt. Druckvoll agierte das Team und lief den Gegner an, so dass dieser nur selten zu eigener Dynamik und Chancen kam. Was auch immer in der Halbzeit passierte, das war der Gamechanger, denn fortan zeigte die Heimmannschaft aus Hannover, wo der Hammer hing und spielte Hertha an die Wand und an den Rand einer Niederlage. Das Ergebnis war durchaus verdient und leistungsgerecht, aber sicher nichts, womit man bei Hertha zufrieden sein kann, denn wieder einmal wurde ein Sieg leichtfertig verspielt.
Geht man in die Ursachenforschung, dann kann man drei Thesen aufstellen woran es liegen könnte.
Mangelnde Fitness? Teams, die nach kämpferisch und läuferisch starkem Auftritt einbrechen, stehen unter Verdacht, ggf. nicht ausreichend fit zu sein. Das ist durch Training und Belastungssteuerung abstellbar, wenn man sich an die kurze Episode erinnert, als ein als Schleifer bekannter Interimstrainer seinen eigenen Fitnesscoach mitbrachte, der die Mannschaft innerhalb kürzester Zeit fit bekommen hat.
Ingamecoaching? Dardai wechselte diesmal etwas später als sonst üblich das erste mal aus. Bouchalakis für Trainersohn Marton und Scherhant für Winkler sorgten eher für eine Manifestation der Statik des Spiels, die sich seit dem Seitenwechsel eingeschlichen hat und schien auch eher ein Signal zu sein, das zu diesem Zeitpunkt erreichte Ergebnis (1:2) zu halten, nur dass dieses Team unter diesem Trainer das eben nicht kann.
Taktische und personelle Flexibilität? Die einzige taktische Änderung war, den zunehmend gedoppelten Reese öfter auf die rechte Seite zu ziehen, wo er aber ebenfalls durch Dopplung aus dem Spiel genommen wurde. Und ohne dessen Anspiele hing auch Tabakovic in der Luft und entwickelte ab dort NULL Torgefahr und auch die Hereinnahme von Prevljak kurz vor Ende für den gestern durchaus auffälligen Niederlechner änderte nichts mehr. Dardais Taktik ist seitens der gegnerischen Trainer leicht durchschaubar uns scheint längst entschlüsselt.
Wehklagen über personelle Kaderzusammenstellung, mangelnde individuelle Qualität oder wie auch immer geartete “Umbrüche” bringen halt zwischen zwei Transferperioden nichts, zumal der Trainer in die Planung dieses Kaders eingebunden gewesen sein dürfte. 18 Punkte nach 14 Spielen ist für den Einsatz an finanziellen Mitteln einfach zu wenig und die Trainervorgabe, zehn Punkte aus vier Spielen zu holen, ist nun schon zur Sieggarantie verkommen, die beim nächsten Nackenschlag für hängende Köpfe sorgen könnte.
Die gestrige Partie fühlte sich am Ende jedenfalls wie eine Niederlage an und diese verspielten zwei Punkte werden am Ende für höhere Weihen fehlen. Wer glaubt, dass es in der Rückrunde besser läuft, gegen den spricht nicht nur die Statistik unseres Herzensvereins, sondern der glaubt vermutlich auch, dass Hertha eine Führung verwalten kann. Glaube mag Berge versetzen, zu Herthas Aufstieg bedarf es mit jedem weiteren Spieltag weit mehr. Die Hoffnung auf Erstligafußball schwindet langsam, auch wenn es “nur” sieben Punkte sind und ein Zwischenspurt alles wieder offen wirken lassen kann. Hertha ist eben etwas für Wankelmütige.
Hottehüh, äh Ha Ho He, Euer Opa