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Das Glück des Tüchtigen?

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(opa) Was für ein Fußballfest im frostigen Olympiastadion war das gestern. Mit einem Kantersieg schickte die Elf von Trainer Dardai die Elversberger mit 5:1 heim in die saarländische Provinz. Dabei hätte es nach 20 Minuten 0:3 oder 0:4 stehen können, ja beinahe müssen, denn Hertha machte in der Anfangsphase der ersten Halbzeit so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte, inclusive Fehlpässen von apokalytischem Ausmaß. Dass diese Fehler nicht bestraft wurden, hat man wohl dem Fußballgott zu verdanken, der es gestern gut mit den frierenden Herthafans meinte und den ersten Treffer vom VAR zurücknehmen ließ. Und dann drehte Hertha zur Hälfte der ersten Halbzeit auf wie zuvor schon lange nicht mehr.

Ausgerechnet Niederlechner, von vielen schon als Fehleinkauf abgeschrieben, ballerte drei Tore ins Elversberger Netz, während Stammstürmer Tabakovic nicht nur ohne zählbares Ergebnis, sondern auch sonst kaum wahrnehmbar blieb (und beinahe folgerichtig in der 59. Minute ausgewechselt wurde). Unauffällig im Gegensatz zu einigen anderen Mitspielern, allen voran war mal wieder Reese der auffälligste Spieler, über ihn liefen fast alle Angriffe, zumindest die über die Flügel. Im Zentrum stellte Dardai zur Halbzeit um, was zur Folge hatte, dass der im Mittelfeld eher überfordert wirkende Marton Dardai für Kempf in die IV rückte, während durch die Hereinnahme von Karbownik das Mittelfeld mit Zeefuik deutlich besser funktionierte.

Was so ein bisschen Umstellung doch bewirken kann. Hertha war dominant und spielte das, was Trainer Dardai in der PK nach dem Spiel als “Hertha-Fußball” bezeichnete, also die Spielweise, mit der die U-Mannschaften der alten Dame unterwegs sind. Warum das sonst nicht klappte, ließ er das Publikum aber nicht wissen. Und im Sky-Interview vor dem Spiel hatte er die Schuld ja noch bei den Auswechselspielern identifiziert (mit Ausnahme von seinem Sohn Bence). Das wirft gleichzeitig Licht und Schatten. Einerseits zeigt es, was in diesem Kader steckt, wenn er richtig orchestriert wird, andererseits wirft es eben Fragen auf, warum dies dem Trainer nicht konstant gelingt.

Zum Feiern und Genießen bleibt jedoch keine Zeit, schon am Mittwoch kommt der HSV zum Pokalabend ins kaum wärmer zu erwartende Olympiastadion. Und da wird Trainer Dardai vermutlich wieder eine andere Startelf ins Rennen schicken als diesmal, vielleicht die, die am Ende den Sieg klarmachten? Wobei das wäre dann ohne Niederlechner, Tabakovic und Reese, das wäre auch keine gute Idee, insbesondere Reese ist derzeit kaum wegdenkbar, zumal sein Ersatz Marten Winkler nach einem Infekt unter Atemnot in der Schlussphase litt und mit Panikattacken in die Klinik musste. Wer schon einmal Panikattacken hatte, weiß, wie dramatisch sich das anfühlen kann.

Dardais Aufgabe ist es nun, neben dem Glück des Tüchtigen den Schlüssel dazu zu finden, dass die Mannschaft konstant ihre potentiellen Leistungen abruft und in Ergebnisse ummünzt. Dann ist tatsächlich noch ein Aufstieg drin, wofür aber der Rückstand aus den ersten Spielen kompensiert werden muss. Und natürlich darf kein anderes Störfeuer dazukommen wie z.B. eventuelle Punktabzüge, weil der Ärmelsponsor in Zahlungsschwierigkeiten stecken soll. Und von daher könnte man im Pokal am Mittwoch eigentlich ganz befreit aufspielen, wenn man die Millionen aus der nächsten Runde nicht auch gut gebrauchen könnte.

Und weil man mir den Ruf andichtet, allzu kritisch gegenüber dem Trainer zu sein, möchte ich an dieser Stelle explizit lobend erwähnen, dass gestern im Spiel mit Gechter, Klemens, M. Dardai, Scherhant und Winkler gleich fünf Eigengewächse im Einsatz waren. Was für ein wunderbares Geschenk zum ersten Advent. Hoffen wir am Mittwoch darauf, dass der Nikolaus in Geberlaune ist und die Rute für die Hamburger bestimmt ist.

Nun genießen wir erst einmal die drei Punkte und den Kantersieg.

HaHoHe, Euer Opa

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